Ricore: Worin liegt die Universalität der Geschichte?
Jackson: Ich denke nicht an Leitmotive - ehrlich. Ich sehe und drehe Filme zur Unterhaltung. Es gibt Filmemacher, die sich viel bewusster mit der Aussage ihrer Filme auseinandersetzen. Ich bin da anders. Aber ich glaube zu wissen, was die Kraft der Story ausmacht. Was dafür verantwortlich war, dass ich im Alter von neun Jahren in Tränen ausbrach, als King Kong vom Empire State Building stürzte. Einerseits ist es ein Mitfühlen mit dem Riesenmonster, das ganz offensichtlich ein Herz und eine Seele hat. Zum anderen schwingt die bittere Erkenntnis mit, dass es offenbar zu den Angewohnheiten der Menschheit dazugehört, allem Wundersamen und Erstaunlichen der Natur das Geheimnis zu nehmen, es auszubeuten, wenn nicht sogar zu zerstören. Das gilt damals wie heute.
Ricore: Warum besetzten Sie die Hauptrolle gerade mit Komiker Jack Black?
Jackson: Ursprünglich hatten wir bei der Rolle jemanden vom Typ
Orson Welles im Hinterkopf: Ein junger, ehrgeiziger Regisseur, der bei der Durchsetzung seiner Visionen skrupellos vorgeht. Dann dachten wir drüber nach, wer diese Rolle spielen sollte. Jack Black machte das Rennen nicht zuletzt, weil meine Kids seinen letzten Film "
School of Rock" über die Weihnachtsfeiertage gut und gerne 25 Mal gesehen haben. Es war also schwer, nicht an ihn zu denken. (lacht) Darüber hinaus verkörperte er alle für uns nötigen Eigenschaften.
Ricore: Für den Soundtrack beauftragten Sie zunächsts den "Herr der Ringe"-Komponist Howard Shore, der nach kreativen Differenzen allerdings von James Newton Howard Howard ersetzt wurde. Was genau ist passiert?
Jackson: Howard ist ein sehr guter Freund von mir, daher möchte ich nicht explizit auf die Gründe eingehen. Wir haben nach reifer Überlegung beschlossen, unsere Zusammenarbeit bei diesem Film nicht weiterzuführen.
Ricore: Andy Serkis, der im aufwendigen Motion-Capture-Verfahren mit seinen Bewegungen bereits Gollum Leben einhauchte, ist für die beeindruckende Darstellung des Riesenaffen verantwortlich. Denken Sie, die Acadamy könnte diese Leistung mit einem Oscar belohnen?
Jackson: Verdient hätte er ihn auf alle Fälle. Andy ist Kong! Er hat ihm Leben eingehaucht, und das nicht erst in der Postproduktion. Während der Dreharbeiten war er permanent am Set und diente den anderen Schauspielern als Anspielpartner. Nach Drehende arbeiteten wir für weitere zwei Monate im Studio und hauchten dem Affen im Motion Capture-Verfahren Leben ein. Es ging dabei nicht nur um Körperbewegungen, auch um die richtige Mimik. In seinem Gesicht waren zeitweise ca. 130 Pünktchen befestigt, mit denen wir seine Gesichtsregungen aufzeichneten. Ob er bei den Oscars eine Chance hat? Ich befürchte nicht. Die Academy ist in meinen Augen noch nicht soweit, die schauspielerische Leistung hinter einem so technischen Prozess zu erkennen und auch zu belohnen.
Ricore: Ab welchem Alter sollten Kinder Ihren Film sehen?
Jackson: Ich habe zur Alterfreigabe von Filmen meine ganz eigene Meinung. Ich finde, dass der Staat sich nicht anmaßen sollte, das zu entscheiden. Eltern kennen ihre Kids am Besten und sollten selbst urteilen, wann ihre Sprösslinge für was bereit sind. Meine Kids finden es zum Beispiel fantastisch, in Horrorfilmen erschreckt zu werden. Bei mir war das früher ähnlich. Entsprechend hemmungslos war ich, den Film meinen Kids zu zeigen - und sie haben ihn geliebt.
Ricore: Planen Sie bereits an einem neuen Projekt?
Jackson: Erstmal plane ich eine Pause! Ich habe die letzten zehn Jahre mit der Arbeit an "
Der Herr der Ringe" und "
King Kong" verbracht, und bin momentan einfach nur froh, den fertigen Film der Welt überreichen zu können. Mit der Wahl meines nächsten Projekts lasse ich mir Zeit. Ich will etwas Zeit mit meiner Familie verbringen und meine Batterien wieder aufladen. Ich habe keine Eile.