Die Ritterinnen

Die Ritterinnen

Originaltitel
Die Ritterinnen
Regie
Barbara Teufel
Darsteller
Nadja Berlinghoff, Theresa Berlage, Frédérique Desfossez, Ursina Lardi, Tilla Kratochwil, Bärbel Schwarz
Medium
DVD
Im Handel ab
26.02.2004 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart Deutschland
Die Ritterinnen
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2003
FSK
ab 6 Jahren
Länge
96 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (3 User)
Extras: Interviews • Begegnung der Schauspielerinnen mit den Ritterinnen • Making Of
Als am 1. Mai 1987 Autonome Gruppen in Kreuzberg aus einem Straßenfest eine wilde, chaotische und gewaltsame Protestpartie machen, Autos 'abfackeln', Geschäfte plündern und Barrikaden bauen ist Berlin geschockt. Inzwischen hat sich die Stadt und die Republik an die jährlich wiederkehrende Randale gewöhnt wenn auch nicht damit abgefunden. Viele Bürger stehen inzwischen fasziniert und abgestoßen zugleich als Gaffer an den Straßenrändern oder verfolgen das Spektakel im Fernsehen, denn die Medien sind ganz begeistert von den Krawallen. Zu den Aufständischen gehört auch eine Gruppe autonomer Kreuzberger Frauen. Sie wohnen in der Ritterstraßen und sind in der Szene unter ihrem Kampfnamen "die Ritterinnen" bekannt. Sie haben eine Vision, sie wollen die Revolution - weltweit! Männer brauchen die feministischen Anarchos nicht - zumindest nicht für den revolutionären Kampf. Barbara Teufel ist am 1. Mai 1987 erst einige Zeit in der Gruppe aufgenommen. Die Schwarzwälder Punkerin ist wie berauscht von der Freiheit, der Wildheit und der Radikalität der Berliner autonomen Bewegung.
Jeder kennt die Bilder von randalierenden autonomen 'Chaoten': In der Nacht zum ersten Mai werden alljährlich Politik, Polizei, Anwohner und die Medien in helle Aufregung versetzt. Tausende Berliner Autonomie und angereiste Sympathisanten aus der ganzen Republik verschaffen ihren Überzeugungen mit nicht immer gewaltfreien wilden Demonstrationen und Aktionen lauthals Gehör. Doch wer sind diese Menschen? Woher nehmen sie ihre Überzeugen? Welche Überzeugungen? Barbara Teufel bedient sich dokumentarischen Materials sowie Spielszenen um anhand ihrer eigenen Biographie über einen Mikrokosmos zu berichten, der auf die meisten Bürger fremd, bedrohlich, ja sogar abstoßend wirkt. "Die Ritterinnen" ist ein Spielfilm dessen Kern die Erinnerungen der "echten" Ritterinnen bilden. In Interviews beschreiben sie ihre Gefühle, Gedanken, Ängste, Motive und Ansprüche in ihren wilden Tagen. Bilder vom Kreuzberger Straßenkampf und den Demonstrationen gegen die IWF-Tagung verstärken den dokumentarischen Charakter des Films. Die Regisseurin nimmt ihre eigene Biographie als Aufhänger, um den Zuschauern mit ihrem ungewöhnlichen Ansatz die Biographien der sieben "Ritterinnen" nahe zu bringen. Der autonome Frauenalltag im noch an der Mauer gelegenen Kreuzberg (wir befinden uns ja um Jahr 1987) besteht ja nicht nur aus Randale und Demonstrationen. Die Politik, geplante Aktionen und tägliche Diskussionen in der Wohngemeinschaft über das eigene Selbstverständnis thematisiert sie mit leiser Ironie und dem Abstand von 16 Jahren. "Die Ritterinnen" ist so ein Dokument für das Entstehen und Auseinanderfallen einer bunten städtischen Protestkultur.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024