Bis ans Ende der Nacht

Christoph Hochhäusler legt einen bis zum Ende spannenden, handwerklich perfekten Thriller vor. Der leugnet seine großen Vorbilder in der Filmgeschichte nie. Die Undercover-Ermittlungen in der Drogenszene und die Auseinandersetzungen Denants mit seinen Vorgesetzten wegen seiner Grenzüberschreitungen treiben die Handlung ebenso voran, wie das Ringen Robert mit seiner Psyche. Das emotionale Drama über die verzweifelte Liebe des einsamen Ermittlers zu einer Femme fatale rückt dabei langsam ins Zentrum der Story. Nur dass sie diesmal einst ein Mann war.

Die innere Zerrissenheit des herunter gekommenen, koksenden Robert bringt Timocin Ziegler brillant auf den Punkt. Tief in seinem Innern hadert er mit der Entscheidung seiner großen Liebe. So öffnet der Film Identifikationsmöglichkeiten für viele, die in einer ähnlichen Situation sind oder allgemein Probleme haben, den Wunsch nach Selbstbestimmung des Geschlechts vieler Menschen nachzuvollziehen.

Der Wunsch von Lennart/Leni wird nicht näher thematisiert. Er nimmt die Geschlechtsumwandlung als selbstverständlichen Akt an. Thea Ehre bringt mit großer Selbstverständlichkeit eine selbstbewusste Transpersönlichkeit auf die Leinwand, die einen Ausweg aus der Kriminalität und der Abhängigkeit von den Entscheidungen der Polizei sucht. Bei der Berlinale 2023 wird sie dafür mit dem Preis für die beste Nebendarstellerin ausgezeichnet.