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The Boys in the Boat

Originaltitel
The Boys in the Boat
Regie
George Clooney
Darsteller
Joel Edgerton, Callum Turner, Peter Guinness, Sam Strike, Thomas Elms, Jack Mulhern
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Biographie
Land
USA
Jahr
2023
Länge
124 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Sportfilme sind Stärke George Clooneys nicht
Joe Rantz (Callum Turner) schlägt sich seit seinem 14. Lebensjahr alleine durchs Leben. Mit schlecht bezahlten Jobs finanziert er sein Studium an der Universität von Seattle. Da sein Einkommen bei weitem nicht ausreicht, droht ihm in zwei Wochen die Exmatrikulation. Die Lösung ist das Rudern, von dem er keine Ahnung hat, als an seiner Universität neun Mann für den Achter gesucht werden. Er besteht den Test und beginnt das harte Training.

Das Grünschnabel-Team eilt bald von Sieg zu Sieg. Trainer Al Ulbrickson (Joel Edgerton) glaubt sogar, dass der Achter die Olympische Goldmedaille bei den Spielen von 1936 gewinnen kann. Die Verbandsbosse sind von der Idee wenig begeistert, sie wollen auf ein seit Jahren eingespieltes Team von reichen College-Boys setzen.

Als die Studenten aus der Arbeiterklasse um Rantz die entscheidende Ausscheidung gewinnen, stellt der Verband eine weitere Hürde für Ulbrickson und seine Boys auf. Für die Fahrt nach Deutschland müssen sie innerhalb einer Woche 5.000 Dollar auftreiben, sonst fahren die Gegner aus Kalifornien.
Was ist nur aus dem Regisseur geworden, der "Good Night, and Good Luck" und "The Ides of March - Tage des Verrats" inszeniert hat? Sportfilme sind nicht unbedingt George Clooneys Metier, das zeigte bereits "Ein verlockendes Spiel". Bei der jetzigen Verfilmung des gleichnamigen Sachbuches von Daniel James Brown verlässt ihn sein künstlerischer Instinkt gänzlich. Verwundert fragt sich der Zuschauer immer wieder, warum er dem blassen Protagonisten über mehr als zwei Stunden folgen soll. Eine emotionale Bindung aufzubauen fällt schwer.

Die Handlung plätschert wie der Fluss unter den Ruderblättern allzu gemächlich dahin. Auch die von Brown facettenreich beschriebene Faszination des Rudersports und insbesondere des Zusammenspiels der Sportler im Achter bringt Clooney trotz vieler Szenen aus Training und Regatten nicht auf die Leinwand. Das ist vor allem der Kameraarbeit geschuldet, die erst im entscheidenden Finale in Berlin-Grünau intimere Einstellungen der Sportler findet als die zuvor allzu oft gezeigten Bilder, die das Fernsehen zuverlässig von jeder Ruderregatta liefert.

Zudem wird bei Clooney nur im Sommer gerudert. Die Schufterei des Winters lässt er aus. Wie der Zuschauer insgesamt den Eindruck gewinnen kann, der Weg aufs Siegerpodest wäre ein Spaziergang mit ein paar kleinen Hindernissen. Jeder Konflikt löst sich schnell in Luft auf. Wobei es ja durchaus ein löblicher Ansatz ist, die ausgetreten Dramaturgie-Pfade vieler Sportfilme mit Konflikten innerhalb der Mannschaft oder einem bestimmten Rivalen zu verlassen.

Dann braucht es aber auch eine Idee, was stattdessen gezeigt werden soll. Vielleicht der Fakt, dass hinter den Olympiasiegern ein hingebungsvolles Team steht, das möglichst alle Widrigkeiten von den Sportlern abhält. Wenn das die Grundidee ist, wirkt sie allzu gut versteckt - außer Rantz kriegt keine Figur auch nur annähernd irgendein Profil.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024