Yasmin

Yasmin

Originaltitel
Yasmin
Regie
Kenneth Glenaan
Darsteller
Gary Lewis, Syed Ahmed, Steve Jackson, Shahid Ahmed, Archie Panjabi
Kinostart:
Deutschland, am 26.05.2005 bei academy films
Kinostart:
Schweiz, am 12.01.2006 bei
Genre
Drama
Land
Deutschland, Großbritannien
Jahr
2004
FSK
ab 12 Jahren
Länge
87 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Yasmin Hussein (Archie Panjabi) lebt in zwei Welten. Die junge Sozialarbeiterin ist die Tochter pakistanischer Immigranten und lebt in Nordengland. Ihre Lebenslust und das Traditionsbewusstsein ihres frommen Vaters geraten immer wieder in Konflikt und zwingen sie, Kompromisse einzugehen. So heiratet sie ihren Cousin Faysal (Shahid Ahmed) damit dieser eine Aufenthaltsgenehmigung erhält, legt aber selbstbewusst Wert darauf, dass ihre Ehe nur ein familiäres Zweckbündnis ist und rein platonisch bleibt. Ihr Kopftuch trägt sie zwar in der kleinen pakistanischen Gemeinschaft, landet jedoch sofort auf die Rücksitzbank ihres Golf GTI, wenn sie sich auf dem Weg zur Arbeit macht. Ähnlich ergeht es ihrem jüngeren Bruder Nasir (Syed Ahmed), der mit tief sitzender Jeans als Vorbeter der Moschee arbeitet, sich aber mit Drogenhandel ein Zubrot verdient. Das relativ unbeschwerte Leben der beiden gerät jedoch aus der sorgsam gewahrten Balance in der Folge des Anschlags vom 11. September 2001 auch in England Muslime unter Generalverdacht geraten. Die Anti-Terrormaßnahmen der britischen Polizei nach dem Anschlag sowie die Feindseligkeit ihrer britischen Kollegen veranlassen die junge Pakistani, sich mit ihren kulturellen Wurzeln stärker zu identifizieren. Doch nicht nur Yasmin beginnt ihre Haltung zu ändern. Ihre ganze Familie wird mit der wachsenden Ausgrenzung und Schikane konfrontiert.
"Yasmin" ist keine Studie über ethnische oder religiöse Minderheiten. Andersartigkeit und Unwissenheit spielen dennoch eine wichtige Rolle. Regisseur Kenneth Glenaan ist es gelungen, die allgemeine Unsicherheit, die nach den Anschlägen auf die Zwillingstürme ins Leben vieler In- und Ausländer eingezogen ist, einzufangen, ohne auf pathosgeladene Bilder zurückzugreifen. Hauptfigur Yasmin weiß zunächst nicht einmal, wer Osama Bin Laden ist. Sie wird in der Folge der Anschläge vom 11. September 2001 nicht nur mit Argwohn beäugt, sie gerät sogar in den Strudel übereifrigen Aufklärungswillens von Seiten der britischen Justiz. Der Zuschauer wird dabei über die Verlässlichkeit der Verdächtigungen bewusst im Unklaren gelassen. Er sieht sich nur mit deren Folgen konfrontiert. Dabei wird Glenaan weder polemisch, noch versucht er Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Unterstützt von einer überzeugend agierenden Archie Panjabi in der Hauptrolle liefert der durchaus auch humorvolle Streifen eine gelungene Momentaufnahme eines entwurzelten Daseins. Das Drama wurde zum Preisträger der ökumenischen Jury am Filmfestival Locarno. Überzeugend stellt Hauptdarstellerin Archie Panjabi die Identitätssuche der jungen Muslimen dar. Unter den gesamten Protagonisten finden sich sowohl Profis als auch Laien - eine Mischung, die dem Film die nötige Authentizität verleiht.
Birgit Deiterding/Filmreporter.de
2024