Berlinale
La Rabia

La Rabia

Originaltitel
La Rabia
Regie
Albertina Carri
Darsteller
Gonzalo Pérez, Dalma Maradona, Javier Lorenzo, Nazarena Duarte, Analía Couceyro, Víctor Hugo Carrizo
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Argentinien
Jahr
2008
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Drama über den rauen Alltag in Argentiniens Pampa
Irgendwo in der weiten Pampa Argentiniens: Poldo (Víctor Hugo Carrizo) und seine Frau Alejandra (Analía Couceyro) haben sich schon lange nichts mehr zu sagen. Der raue Alltag, die harte Arbeit und ihre Armut bestimmen das Leben im Nirgendwo. Einzig ihre Tochter Nati (Nazarena Duarte) hält die Ehe zusammen. Als Poldos Nachbar, der Landwirt Pichón (Javier Lorenzo), ausgerechnet beim gemeinsamen Schlachtfest die stumme Nati beleidigt, kommt es zum Bruch zwischen den Familien. Poldo verbietet seiner Tochter den Umgang mit Pichóns Sohn Ladeado (Gonzalo Pérez), mit dem sie eine enge Freundschaft verbindet. Er ist nämlich der einzige, der Natis Einsamkeit und ihre Gefühle verstehen kann. Als sich Ladeado über das Verbot hinwegsetzt, wird er von seinem Vater verprügelt. Poldo untersagt auch seiner Frau den Umgang mit dem Farmer. Dabei ahnt er nicht, dass diese schon lange ein Verhältnis haben. Nur die zwei Kinder wissen von dem Tun der Erwachsenen. Als Poldo Natis Zeichnungen in die Hände bekommt, auf denen das Mädchen das Gesehene verarbeitet, ahnt er die bitte Wahrheit und nimmt Rache.
"La Rabia" kommt ohne viele Worte aus, es sind vielmehr die Geschehnisse, welche den Betrachter bis zu dessen Übelkeit provozieren. So wird schon zu Beginn darauf hingewiesen, dass alle zu Tode kommenden Tiere auch ohne diesen Film auf die gleiche Art und Weise gestorben wären. Die Schlachtszene, samt dem Ausnehmen der Innereien, dem Zersägen der Knochen und dem anschließenden Verspeisen wird bis ins kleinste Detail gezeigt. Dies lässt nicht nur die Haare der Vegetarier zu Berge stehen - zumal diese Szene ewig zu dauern scheint. Aber genug davon. Der Film weist auch visuell Besonderheiten auf. In eingespielten Animationen tauchen immer wieder Tier- und Menschenumrisse auf, die von schrillen und furchteinflößenden Lauten untermalt sind. Diese in weiß, schwarz und rot gehaltenen Szenen stellen Natis Sicht der Dinge da. Sie stehen symbolisch für die raue Umwelt, in der die einzigen beiden Kinder der Stadt aufwachsen. Sie finden sich in der Erwachsenenwelt nicht zurecht. Symbolisch ist auch der Name des Dorfes, der Filmtitel "La Rabia" - was zu Deutsch Zorn oder Wut heißt. Während andere Filme solche Gefühle mit Musik untermalen und damit verstärken, kommt Albertina Carris Film gänzlich ohne musikalische Untermalung aus. Die einzigen Geräusche werden von der Umwelt und den Tieren beigesteuert. Der Regisseurin gelingt mit dem Minimum an Künstlichkeit die raue Alltagswelt in dem kleinen Dorf irgendwo in der Pampa Argentiniens eindrucksvoll wiederzugeben. Es ist sicherlich kein Film für Jedermann, schon wegen der beinahe unerträglichen Schlachtszene. Insgesamt aber ein eindrucksvolles Werk über das triste und einsame Leben auf dem Land.
Andrea Niederfriniger, Filmreporter.de
Berlinale
La Rabia
2024