Tanzträume

Dokumentarfilmerin Anne Linsel bekam die Drehgenehmigung für die Proben von Pina Bausch nur deshalb, weil sich die Frauen von früheren Projekten kannten. Der nach den Dreharbeiten im Jahr 2009 verstorbenen Ikone des modernen Tanztheaters war es auch dem Ergebnis zuliebe wichtig, die Jugendlichen vor einer übermäßigen Belagerung durch das Filmteam zu bewahren. Bei den Aufnahmen entstanden intime Aufnahmen und Gespräche. Erstaunlich ist die Bereitschaft der jungen Tänzer, sich einer solchen Erfahrung zu stellen und ohne langes Zögern den Regeln des Balletts zu unterwerfen. In den Interviews mit Anne Linsel geben sie tiefe Einblicke in ihr Leben. Die Bühne entlockt ihnen weitere Geheimnisse. Nicht weniger als das breite Spektrum an menschlichen Gefühlsregungen wird von ihnen hier gefordert, keine leichte Aufgabe für Teenager. Sie müssen lauthals lachen, verschämt den Blick senken, wimmernd suchen und hysterisch schimpfen. Man ist anfangs fast ein wenig schockiert - zumindest irritiert - von der seltsamen Mischung aus Direktheit und Naivität, die den Tänzern anhaftet, doch macht der "Kontakthof" mit den Jugendlichen durchaus Sinn und weckt Interesse.