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Freiland

Originaltitel
Freiland
Regie
Moritz Laube
Darsteller
Marian Meder, Sascha Quade, Silvia Juliane Reichert, Rainer Reiners, Thomas Rudnick, Hildegard Schroedter
Kinostart:
Deutschland, am 07.08.2014 bei farbfilm verleih
Genre
Komödie
Land
Deutschland
Jahr
2013
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Komödie über die deutsche Politikverdrossenheit
Lehrer Niels Deboos (Aljoscha Stadelmann) hat genug von der politischen Misere in Deutschland. Angesichts von Bankenpleiten, Wirtschafts- und Finanzkrisen, Korruption und des allgemeinen Verfalls von Werten hat er den Glauben an sein Land und vor allem seine Macher verloren. Und so trifft er die radikale Entscheidung, der Bundesrepublik Deutschland den Rücken zu kehren. Er denkt aber nicht daran, dafür das Land zu verlassen. Stattdessen will er einen Staat im Staat gründen.

Außerhalb Berlins in der brandenburgischen Provinz soll sein 'Freiland' gegründet werden. Eine Handvoll Verbündeter steht ihm bei seinen rebellischen Plänen zur Seite. Doch die sich selbst verwaltende Kommune stößt schon bald auf Widerstände. Nicht nur bleibt das 'Freiland' von offiziellen Stellen nicht lange unbemerkt, was den Ärger der Behörden provoziert. Auch innerhalb der eigenen Reihen kriselt es bald. Korruption und Rangeleien zwischen den 'Bürgern' Freilands bedrohen das Projekt.
Mit "Freiland" hat Regisseur und Drehbuchautor Moritz Laube einen zeitkritischen Film inszeniert. In der zunehmend globalisierten Welt, in der es politische und wirtschaftliche Krisen nur so hagelt, dürfte ein politikverdrossener Aussteiger auf so manchen Sympathisanten stoßen. Dass die skurrile Geschichte seines Spielfilmdebüts alles andere als ein Hirngespinst ist, verdeutlicht die Tatsache, dass sie von wahren Begebenheiten inspiriert ist. Tatsächlich hat gibt es ein Projekt in der Uckermark, bei dem zwei junge Männer einen Staat im Staat errichtet haben.

Laube ist jedoch weit davon entfernt, seine Utopisten zu idealisieren, vielmehr ist er sich den Grenzen ihrer Ideen bewusst. Nicht nur kommt es innerhalb des Subsystems zu persönlichen Konflikten, das Konzept droht auch durch Korruption, Machtmissbrauch und politisches Fehlverhalten der führenden Köpfe untergraben zu werden. Damit fallen die Protagonisten in das gleiche Verhaltensmuster, von dem sie sich ursprünglich kritisch distanziert hatten. Politik, so die implizierte Botschaft des Films, krankt nicht in erster Linie am System, sondern hängt von der moralischen Festigkeit des Einzelnen ab. 'Es gibt nichts Gutes', sagte einmal Erich Kästner, 'außer man tut es'.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
2024