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Night of the Kings

Originaltitel
La nuit des rois
Regie
Philippe Lacôte
Darsteller
Bakary Koné, Steve Tientcheu, Jean Cyrille Digbeu, Rasmane Ouedraogo, Isaka Sawadogo, Abdoul Karim Konaté
Kinostart:
Deutschland, bei
Kinostart:
Schweiz, am 09.09.2021 bei Xenix Film
Kinostart Deutschland
Night of the Kings
Genre
Fantasy
Land
Frankreich, Afganistan, Kanada, Senegal
Jahr
2020
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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In La Maca leben - und überleben
Der junge Straßenkriminelle Roman (Bakary Koné) wird nach seiner Verurteilung nach 'La Maca' geschickt. Das mitten im Wald gelegenen Hochsicherheitsgefängnis liegt nahe der einstigen ivorischen Hauptstadt Abidjan. Es gilt als eines der überfülltesten Gefängnisse weltweit. Die Wachen haben längst die Kontrolle über den Alltag in den überfüllten Zellentrakten verloren. Hier regiert der Sträfling Barbe Noire (Steve Tientcheu).

Doch nun ist er krank. Nach den ungeschriebenen Regeln muss er sein Leben selbst beenden. In den Kampf um die Nachfolge fällt die Nacht des Roten Mondes. Einer der Häftlinge muss eine Geschichte erzählen, welche die anderen Häftlinge bis zum Morgengrauen fesselt. Schafft er das nicht, hat er sein Leben verwirkt. Und so erzählt der von den anderen ausgewählte Neuling Roman von der Kindheit seines einstigen Chefs, des legendären Gangsterkönigs von Abidjan. Er stammt aus einem Stamm, der bei den Kämpfen zwischen den Königen und Königinnen aufgerieben wurde. Er erzählt von dessen Leben im Slum und seiner kriminellen Karriere auf den staubigen Straßen der Stadt.
Um das Schicksal des Neulings baut Regisseur Philippe Lacôte einen stimmigen Mikrokosmos mit langjährigen Insassen auf, deren Lebensgeschichten nur angedeutet werden und doch berühren. Da ist der Junge, der gezwungen ist, sich als Frau zu verkleiden. Der Koch, der einen lebhaften Handel mit Lebensmittel betreibt. Der Irre, der mit seinem Huhn durch die Gänge irrt. Und da sind natürlich all jene, die in der Hierarchie Barbe Noires (dt. Schwarzbart) aufgestiegen sind und deren Macht nun von dessen Rivalen bedroht ist.

Der sehenswerte Film feiert seine Premiere im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig und schafft es auf die Shortlist für den Oscar in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film. Bei der Schilderung der Ereignisse jener Nacht verbindet er künstlerisch kongenial verschiedene Erzähltraditionen des Theaters und des eigenen Landes mit den Konventionen eines Gefängnis-Thrillers.

Unübersehbar ist natürlich die inhaltliche Anleihe bei den persischen Märchen um Scheherazade, die der Handlung den Rahmen gibt. Dazu kommt ein Rückgriff auf die Geschichte des eigenen Landes im 19. Jahrhundert, als sich die von Monarchen geführten Stämme blutige Kämpfe lieferten, und die Legenden seiner Heimat.

Das Geschichtenerzählen ist zudem eine Hommage an die Tradition des Griot in Teilen Westafrikas. Dahinter verbirgt sich ein Sänger, Dichter und Instrumentalist, der in einer bestimmten Form des Gesangs epische Texte vorträgt. Dramaturgisch orientiert sich Lacôte sowohl an William Shakespeares klassischen Stücken und wenn die Gefangenen im Chor die Sätze Zamas wiederholen an der griechischen Tragödie.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024