In deinen Händen
Wenn eine Priesterin einem Medium vertraut
Feature: Heilende Hände
Was passiert, wenn eine schwangere Priesterin und eine übersinnlich begabte Insassin eines Gefängnisses aufeinander treffen? Es gibt Probleme. So zumindest zeigt es uns Regisseurin Annette K. Olesen in ihrem Film. Zusammen mit Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson hat sie ein Drama geschaffen, das mit Problemen so vollgestopft ist, dass für den Zuschauer kein Platz mehr für echte Emotionen bleibt.
erschienen am 7. 09. 2004
"Mann" hat es nicht einfach.
Man ist andere Filme aus Dänemark gewöhnt: originelle und trotzdem lebensnahe Komödien zum Beispiel. Oder Dramen, die den Zuschauer dank eines nicht unterzukriegenden Optimismus nicht ganz am Boden zurücklassen. Regisseurin Annette K. Olesen hat zusammen mit Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson nun ein neues dänisches Drama geschaffen: Das Drama, das zu überladen mit Problemen ist, als dass der Zuschauer noch genügend Gefühl für jedes einzelne aufbringen könnte. Da ist Anna (Ann Eleonora Jørgensen), eine junge Priesterin, die im Gefängnis ihre erste Stelle bekommt. Sie ist nach jahrelangen Versuchen endlich schwanger. Das Kind wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gesund zur Welt kommen und die Ärzte raten zur Abtreibung. Des weiteren ist da Gefängnisinsassin Kate (Trine Dyrholm), eine ehemalige Drogensüchtige, die ihr Kind sterben lassen hat. Während ihres Entzugs soll sie angeblich mit Gott geredet haben, man sagt ihr übersinnliche Kräfte nach. Dann sind da noch der Wärter (Nikolaj Kopernikus), der sich verbotenerweise in Kate verguckt hat, und die weiteren Insassen, die fast alle ein Drogenproblem haben. Alle diese Leidensgeschichten sind miteinander verknüpft und ergeben einen einzigen Knoten von Problemen. Es ist unmöglich, diesen zu entwirren und mit irgend einer der Protagonistinnen wirklich mitzufühlen. Nur ein permanent schlechtes Gefühl macht sich breit. Der nach den Dogma-Regeln gedrehte Film schlägt auf das Gemüt. Alles ist düster gehalten. Das ist auf Grund der verbotenen künstlichen Belichtung bei Dogma-Filmen keine Seltenheit. "In deinen Händen" ist aber nicht nur vom Licht her gesehen düster, sondern hauptsächlich von der Stimmung. Selten lacht jemand.
Frauen unter sich.
Gesang, die einzige Musik im Film, hört man nur zwei Mal. Die beiden Hauptdarstellerinnen starren die meiste Zeit melancholisch mit feuchten Augen in den Horizont. Man sieht ihnen förmlich die schweren Gedanken an, die sie tagtäglich hinter ihrer Stirn herumwälzen. Trotzdem weiß man nie, was genau in ihnen vorgeht. Nicht einmal die Liebe zwischen Anna und ihrem Mann (Lars Ranthe) oder die zarte Romanze zwischen dem Wärter und Kate bringt ein bisschen Auflockerung, die der Film so dringend nötig hätte. Alles ist Problem in dieser Geschichte. Nicht, dass das Aufzeigen von Problemen etwas schlechtes wäre, doch fehlt es Olesen an der nötigen Tiefgründigkeit. Sie spricht zu viele grundlegende Themen wie Leben, Liebe, Glauben, Verantwortung oder Schuld an, um sich noch richtig mit ihnen befassen zu können. Hätte sie sich auf ein Thema beschränkt, ohne es mit anderen gewichtigen Problemfeldern zu verknüpfen, hätte sie vielleicht ein Drama geschaffen, das eine wirkliche Auseinandersetzung ermöglicht hätte und nicht nur alles antönt.
erschienen am 7. September 2004
Zum Thema
Was passiert, wenn eine schwangere Priesterin (Ann Eleonora Jørgensen) und eine übersinnlich begabte Insassin eines Gefängnisses (Trine Dyrholm) aufeinander treffen? Es gibt Probleme. So zumindest zeigt es uns Regisseurin Annette K. Olesen in ihrem neuen Film. Zusammen mit Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson hat sie ein Drama geschaffen, das mit Problemen zu überladen ist. So bleibt für den Zuschauer kein Platz mehr für eigene Emotionen.
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