Ann-Catherin Karg
Peter Schamoni
Das Oberhausener Manifest
Starfeature: Tradition Film: Peter Schamoni
18 Regisseure, fünf Kameramänner, ein Zeichner, ein Schauspieler und ein Komponist unterzeichnen das Oberhausener Manifest im Jahr 1962. Peter Schamoni ist einer von ihnen. Die insgesamt 26 Filmemacher haben von der schwachsinnigen westdeutschen Filmproduktion ihrer Zeit die Nase voll. Sie wollen keine harmonischen, die jüngere Vergangenheit ausklammernden Heimatfilmchen mehr. Sie wollen etwas Neues und fordern dies mit ihrer Unterschrift ein.
erschienen am 27. 10. 2008
Concorde Filmverleih
Botero - Born in Medellin
Peter Schamoni stammt aus einer ausgewiesenen Filmfamilie. Sein Vater war Filmwissenschaftler, seine drei Brüder arbeiteten als Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler. Schamonis Name ist unweigerlich mit dem Oberhausener Manifest verbunden. Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung am 28. Februar 1962 hat Peter selbst jedoch noch keinen einzigen Spielfilm gedreht. Sein Metier ist die Dokumentation, und diesen Schwerpunkt wird er immer beibehalten. Er widmet seine Filme vorwiegend Künstlern wie Max Ernst ("Max Ernst: Mein Vagabundieren - Meine Unruhe"), Friedensreich Hundertwasser ("Hundertwassers Regentag") und Niki De Saint Phalle ("Niki de Saint Phalle: Wer ist das Monster - du oder ich?"). 1973 wird er für "Hundertwassers Regentag" sogar mit einer Oscarnominierung für die beste Dokumentation geehrt. Oftmals verbindet er mit seinen Portraitierten jahrelange Freundschaften, wie mit Max Ernst oder Fernando Botero, dem er seinen jüngsten Film "Botero - Geboren in Medellin" widmet.
Ann-Catherin Karg/Ricore Text
Peter Schamoni und Fernando Botero
Zurück zum Oberhausener Manifest: Das Datum markiert einen wichtigen Wendepunkt in der deutschen Filmgeschichte. Zwar war die Filmwirtschaft kommerziell wieder aufgeblüht, doch der künstlerische Anspruch war verloren gegangen. Die Oberhausener Gruppe hatte keine Lust mehr, Happy Ends á la Hollywood zu drehen. Sie hatten ein politisches Interesse an der Gesellschaft und der mit ihr zusammenhängenden Probleme. Die sozialen, politischen und gesellschaftlichen Konflikte sollten im Vordergrund stehen, ebenso wie der individuelle Autor als Künstler. Gemeinhin gilt heute der 28. Februar 1962 als Geburtsstunde des jungen deutschen Films. Dabei war die Bewegung keine rein deutsche Angelegenheit. Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre bildeten sich in vielen Ländern Gegenbewegungen zu den kommerziellen Filmproduktionen. In Frankreich entstand die "Nouvelle Vague" mit Jean-Luc Godard und Eric Rohmer. Aber auch Brasilien lehnte sich mit seinem "Cinema Novo" gegen das Hollywoodkino und seinen klischeehaften Darstellungen auf.
Rekord-Film-Vertriebs- und Betriebs-GmbH
Peter Schamoni mit Daniel Küblböck zu "Daniel, der Zauberer"
Schamonis Spielfilmdebüt "Schonzeit für Füchse" folgte 1966, vier Jahre nach der Unterzeichnung des Manifests. Diese Zeit zeugt von einem regelrechten Aufbruch neuer Produktionstätigkeiten, der Begriff "Neuer Deutscher Film" beginnt sich zu etablieren. Neben seiner Tätigkeit als Regisseur, arbeitet Peter Schamoni auch als Produzent, wie bei "Alle Jahre wieder", den sein Bruder Ulrich 1967 dreht. Heute dreht der am 27. März 1934 in Berlin geborene Regisseur wieder fast ausschließlich Dokumentationen. Seine letzte Komödie drehte er 1988 mit "Schloß Königswald". Allerdings taucht er als Produzent bei "Daniel, der Zauberer" im Abspann auf. In der Hauptrolle ist Daniel Küblböck zu sehen, ehemaliger, höchst peinlicher Teilnehmer einer deutschen Fernseh-Castingshow. Ob man dies als dunklen Fleck in der sonst so revolutionären, weißen Weste Schamonis bewerten soll? Ja, auf jeden Fall, und man kann davon ausgehen, dass das Peter Schamoni ganz schön peinlich war!
erschienen am 27. Oktober 2008
Zum Thema
Peter Schamoni stammt aus einer Filmfamilie. Auch seine drei Brüder Thomas, Victor und Ulrich Schamoni waren und sind im Filmbusiness tätig. Schamoni unterzeichnete 1962 das Oberhausener Manifest und vertrat damit den radikalen Bruch mit dem bisherigen deutschen Filmschaffen. Seit jeher interessierte sich der Regisseur und Produzent für bildende Künstler, so schuf er mehrere Dokumentationen unter anderem über Friedensreich Hundertwasser, Niki de Saint Phalle, Caspar David Friedrich und den..
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