Ann-Catherin Karg/Ricore Text
Tamino Wecker, Nina Monka, Leonie Brill
"Friedliche Zeiten" für Nachwuchsschauspieler
Interview: Brathähnchen gegen Scheidung
Mit ihrem Alter zwischen acht und elf haben Tamino Wecker, Nina Monka und Leonie Charlotte Brill schon einiges an Schauspielerfahrung gesammelt. Alle drei wirkten schon in Fernsehproduktionen mit, bevor sie Neele Vollmar für das Familiendrama "Friedliche Zeiten" vor die Kamera holte. Darin spielen die Jungschauspieler Geschwister, die eine Lösung für die ewigen Streitereien ihrer Eltern suchen. Mit uns sprachen sie über Fruchtzwerge-Castings, Klamotten aus Polyester und die Vorzüge von Brathähnchen mit Cola.
erschienen am 13. 09. 2008
Kinowelt
Friedliche Zeiten
Filmreporter.de: Ihr seid ja alle schon alte Hasen im Filmgeschäft. Wie seid ihr denn zu eurer ersten Rolle gekommen?

Leonie Charlotte Brill: Das war eine ganz verrückte Geschichte. Eines Tages kam ich aus der Schule und da standen zwei Menschen, die ich noch nie gesehen hatte. Das waren meine jetzige Agentin und ihr früherer Kollege. Die haben mir dann eine Karte in die Hand gedrückt und wollten, dass ich am selben Nachmittag zu einem Casting für eine Fruchtzwerge-Werbung komme. Mit Casting habe ich damals noch Singen verbunden. Ich bin dann mit meiner Mutter da hin gefahren. Ich habe die Werbung zwar nicht gemacht aber war schon mal in der Agentur.

Filmreporter.de: Wie kamen die denn auf dich?

Brill: Ach, die haben da ganz viele Kinder angesprochen von denen sie dachten, die würden dafür gut passen.

Filmreporter.de: Wie hast du die Rolle bei "Friedliche Zeiten" bekommen?

Brill: Das war auch wieder ein Casting. Das läuft so: Anfrage, Casting, Recall. In dem Film spiele ich ja die Wasa, aber ich habe zuerst den Text für die Ute gelernt. Ich hatte also den falschen Text, aber die haben mich dann trotzdem für die Wasa in den Recall genommen.

Filmreporter.de: Hättest du die Ute denn lieber gespielt?

Brill: Nee. Ich finde meine Rolle schon ganz gut.

Filmreporter.de: Nina, wie war das denn bei dir?

Nina Monka: Auch so. Zuerst ein Casting, dann der Recall und dann bis zum Finale.
Kinowelt Filmverleih
Am Set: Friedliche Zeiten
Filmreporter.de: Und wie bist du zur Schauspielerei gekommen?

Monka: Ein Kumpel von meinem Papa war bei einer Agentur angemeldet und da war ich dann mal beim Tag der offenen Tür dabei. Da haben die dann geübt, ich habe mitgemacht und das hat mir so einen Spaß gemacht, dass ich dann auch da mitmachen wollte. Die haben aber gesagt nee, ich bin zu jung. Das war eigentlich für Jugendliche. Und dann weiß ich gar nicht, was ich dann gesagt habe. Irgendwie so: "Wollt ihr mich jetzt bestrafen weil ich so jung bin?" Und wegen dem Satz haben sie mich dann doch genommen.

Filmreporter.de: Möchtest du jetzt Schauspielerin bleiben oder kannst du dir auch einen anderen Beruf vorstellen?

Monka: Ich kann mir auch einen anderen vorstellen, aber Schauspielerin zu sein wäre schon cool.

Filmreporter.de: Was könntest du dir denn sonst vorstellen?

Monka: In einem Hotel für Hunde Hunde-Butler zu sein.

Brill: Ich will schon Schauspielerin werden, beim Film oder am Theater. In meiner Schule bin ich in der Theater AG. Ich könnte mir das schon vorstellen, aber ich zeichne auch total gerne. Das macht mir beides Spaß, aber so richtig wissen tu ich das noch nicht.
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Leonie Brill
Filmreporter.de: Wie fandet ihr denn die Klamotten und die Frisuren, die ihr in dem Film hattet?

Brill: Ich hatte eine Perücke auf, zuerst eine mit langen und dann eine mit kurzen Haaren. Und das spielte ja in der DDR-Zeit. Zu der Zeit gab es noch Polyester und die Röcke hat man bis zum Bauchnabel hochgezogen. Das hat alles gekratzt, aber es war auch lustig, sich in diese Zeit hinein zu versetzen.

Filmreporter.de: Hättest du dir die Haare auch in Echt abschneiden lassen?

Brill: Ich fand ehrlich gesagt, dass mir die kurzen Haare gar nicht so schlecht standen. Aber ich hätte es, glaube ich, trotzdem nicht gemacht.

Filmreporter.de: Tamino, wie fandest du die Klamotten und wie die Leute in dem Film alle aussehen?

Tamino Wecker: Angefühlt haben sie sich ganz normal aber sie waren eben ein bisschen anders. Die sahen jetzt nicht so altmodisch aus, aber ich trage so was normal nicht. Anders waren sie schon, aber nicht blöd.

Filmreporter.de: In "Friedliche Zeiten" wollen die beiden Schwestern, dass die Eltern sich scheiden lassen. Wie kommen sie auf die Idee, dass es das Beste für die Eltern wäre?

Monka: Wir wollten, dass die Eltern sich scheiden lassen, weil wir dann immer mit der Mama zusammen sein könnten die dann glücklicher wäre, weil sie sich nicht immer mit dem Papa streiten würde. Mit Papa würden wir dann jedes zweites Wochenende Brathähnchen essen und Cola trinken und was es da so alles gibt.

Brill: Unsere Eltern haben sich halt ziemlich oft gestritten und dann sind wir durch Freunde auf die Idee gekommen. Die sind unsere Nachbarn und haben uns erzählt, wie toll das teilweise ist, dass ihre Eltern geschieden sind. Nach deren Vorschwärmen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Scheidung für unsere Eltern das Beste wäre. Uns ist dann erst im Nachhinein aufgefallen, dass es doch nicht gut ist.
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Nina Monka
Filmreporter.de: Was verstehen die Erwachsenen nicht von dem, was Kinder kapieren?

Wecker: Kinder wissen, wie man Tricks macht.

Brill: Die Erwachsenen sehen das ein bisschen verbissener. Die haben wahrscheinlich gedacht: "Die Ehe ist ein Bund fürs Leben, wir können uns nicht einfach schieden lassen", aber wir Kinder stellen uns das anders vor. Und wir haben es ja auch geschafft, dass sich die Eltern trennen.

Filmreporter.de: Wie finden das denn eure Mitschüler, dass ihr in Filmen mitmacht. Sind die neidisch oder finden die das doof?

Brill: In der Schule bin ich so wie ich immer bin und beim Filmen bin ich Schauspieler. Das hat gar nichts miteinander zu tun, wie so ein Hobby. Das interessiert die anderen nicht, die kennen mich so, wie ich normal bin.

Filmreporter.de: Haben die Klassenkameraden denn nicht teilweise deine Filme gesehen?

Brill: Doch, haben sie schon. Meine Freunde finden das eher bewundernswert und lustig und toll. Kann schon sein, dass manche ein bisschen eifersüchtig sind. Aber ich rede in der Schule eigentlich fast nie davon. Wenn ich frei hatte, sage ich einfach ich habe einen Film gedreht und das war's dann.

Filmreporter.de: Nina, wie ist es bei dir?

Monka: Bei mir aus der Klasse weiß das eigentlich kaum jemand. Ich verheimliche das sozusagen, aber auch nicht wirklich. Mir ist es egal ob die das wissen. Früher fand ich es nicht so toll. Manche fragen dann halt doch: "Wo warst n du?" Ich sage dann einfach: "Nicht da." Und dann war's das auch, die fragen dann nicht weiter.
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Tamino Wecker
Filmreporter.de: Habt Ihr euch bei den Dreharbeiten etwas von den älteren Schauspielern abgekuckt?

Wecker: Ich manchmal schon. Ich habe da schon gemerkt, dass man von den größeren Schauspielern etwas lernen kann. Weil die das so gut machen, und dann mache ich denen etwas nach.

Filmreporter.de: Ist dir da etwas Besonderes in Erinnerung geblieben?

Wecker: Ja, das mit den Regenanlagen bei der Brücke an der Isar. Woam, da war immer Action.

Monka: Das war ja eigentlich die Donau.

Brill: Ich fand es immer total faszinierend, wie Katharina Schubert weinen konnte. Es war mir einfach ein Rätsel, wie sie das von einer Sekunde auf die andere hinbekommt. Ich hatte nur eine einzige Szene, in der ich weinen musste. Da stand ich dann eine halbe Stunde da und habe versucht zu weinen, aber ich hab's einfach nicht hin bekommen. Oder wie der Oliver auf einmal anfangen konnte so herum zu schreien. Das kann ich mittlerweile auch ein bisschen, das war toll, das so zu sehen.

Filmreporter.de: Wie hast du es dann geschafft zu Weinen?

Brill: Erstens habe ich so einen Stift bekommen, der in den Augen reibt. Ich habe aber trotzdem relativ alleine geweint, weil ich mir etwas Schreckliches vorgestellt habe. Ich glaube, dass mein Hund stirbt oder so. Danach war ich dann auch total stolz, dass ich es geschafft habe. Nur wegen der Rolle zu weinen habe ich bis jetzt noch nicht geschafft, aber mal schauen.

Filmreporter.de: Hat dir die Katharina Schubert einen Tipp gegeben?

Brill: Ich habe Sie einmal gefragt wie Sie das macht und da hat sie gesagt: "Keine Ahnung." Wenn sie weinen muss macht sie es einfach, das ist total verrückt.

Wecker: Die hat immer gesagt, sie macht das einfach. Sie denkt auch nicht an etwas Trauriges oder so. Die versetzt sich so richtig in die Welt der Rolle und tut dann das, was sie im Film machen soll.

Filmreporter.de: Vielen Dank euch dreien für das Gespräch.
erschienen am 13. September 2008
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2024