Eiryan/Ricore Text
KInderbuchautor Helme Heine posiert für seine Fans
Helme Heine liebt die Kreativität
Interview: Auch Mediziner sind Künstler
Könnte er nicht kreativ tätig sein, würde er krank werden, vermutet Helme Heine. In unserem Gespräch schildert der beliebte deutsche Kinderbuchautor seine Skepsis gegenüber der Verfilmung von Büchern und spricht über Voraussetzungen für ein gutes Drehbuch. Nachdem er vom Vorhaben hörte, "Mullewapp - Das große Kinoabenteuer der Freunde" für die Kinoleinwand zu adaptieren, befürchtete er, sein Buch aus der Hand zu geben. Mit uns sprach der beliebte Kinderbuchautor über diese und weitere Ängste im Leben eines Mannes.
erschienen am 23. 07. 2009
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KInderbuchautor Helme Heine
Ricore: Was ist Ihr Lieblingscharakter in "Mullewapp"?

Helme Heine: Darauf verweigere ich die Antwort. Das ist, als würde ein Kind seinen Vater fragen: Wen magst du am liebsten von deinen Kindern? Das könnte ich nie sagen. Außerdem hängt das von den Umständen ab. Als meine Kinder noch in die Schule gingen, hätte ich den einen oder anderen schütteln können. Am nächsten Tag hat mich ein anderer zur Weißglut gebracht.

Ricore: Sie könnten Ihre Figuren also manchmal durchschütteln?

Heine: Nein - ich mag alle drei Hauptfiguren. Sie gehören zusammen. Ich wollte ein Buch über Freundschaft schreiben. Drei ist dafür eine gute Zahl. Es kann mal zwei gegen einen heißen, oder auch wechseln. Außerdem berücksichtige ich, dass ein Großteil meines Publikums noch nicht lesen kann. Also schaffe ich Symbole und Bilder. Das Fahrrad ist so ein Symbol: Allein können sie es nicht fahren, nur zu dritt gelingt es ihnen. Genauso verhält es sich beim Boot. Franz von Hahn setzt sich auf den Mast und hisst das Segel. Symbole zu schaffen, braucht allerdings Zeit. Das geht nicht in ein paar Wochen. Manchmal brauche ich Jahre, bis die Idee zu einem Buch entsteht. Der langfristige Erfolg gibt mir aber recht.
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KInderbuchautor Helme Heine umgeben von seinen jüngsten Fans
Ricore: Ist das Schreiben eine Berufung für Sie?

Heine: Ja. Ich habe vorher Betriebswirtschaftslehre studiert und nebenbei Kunstgeschichte belegt. Wäre ich dabei geblieben wäre, hätte ich auch hier einen künstlerischen Weg eingeschlagen. Selbst ein Mediziner kann Künstler sein. Genug Mediziner sind zugleich Musiker, wie im Falle des Dichters Gottfried Benn. Genauso könnte ich auch im Kaufmännischen kreativ tätig sein. Auf jeden Fall muss ich Künstler sein. Sonst würde ich wohl krank werden.

Ricore: Als Sie erfuhren, dass "Mullewapp" verfilmt werden soll: Waren Sie glücklich oder skeptisch?

Heine: Ich hatte Angst. Wir leben schon in einer Bilderwelt, die immer uniformer wird. Überall finden Sie die gleichen Läden und Sachen. Und dann sollen auch noch Bücher verfilmt werden.

Ricore: Haben Sie Bedingungen gestellt?

Heine: Zwei Dinge müssen erfüllt sein: Die Entwicklung des Charakters, also vom Feigling zum Helden oder von arm zu reich. Zweitens braucht man einen Gegenspieler. In meinem Buch "Freunde" ging es um Freundschaft. Im Film wird die Vorgeschichte erzählt, wie sich die Freundschaft entwickelt. Wann wurde Johnny Mauser vom Macho zum Freund? Auch ein Bösewicht musste gefunden werden. Bei einer Verfilmung gibt man in gewisser Weise das Buch aus der Hand, das darf man nicht vergessen. Ich habe hierzu die "Bibel" geschrieben, ein Buch von 200 Seiten, in dem die Mimik, Gestik und Körpersprache der Figuren entworfen wird. Auch Wünsche und Ängste der Figuren führe ich an. Oder, welche Musik der dicke Waldemar machen würde. Das ist sehr inspirierend.
Kinowelt Filmverleih
Mullewapp - Das große Kinoabenteuer der Freunde
Ricore: Sind Sie mit dem Film zufrieden?

Heine: Er ist gelungen mit wunderbaren Stimmen und tollen Schauspielern. Ich bin wirklich zufrieden.

Ricore: "Mullewapp" ist ein in sich abgeschlossenes Universum. Sie als Person sind aber das krasse Gegenteil davon. Wie passt das zusammen?

Heine: Ich habe mal ein eigenes Theater besessen. Schon Adalbert Stifter sagte: Betrachte das Große im Kleinen. Das wird auf der Bühne besonders deutlich. In der reduzierten Form werden die Dinge oft noch klarer. Aber die Bühne, die Dialoge und die Konstellation der Figuren müssen passen.

Ricore: Herr Heine, ich danke Ihnen für das Gespräch.
erschienen am 23. Juli 2009
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Helme Heine wurde 1941 in Berlin geboren. Seine Jugend verbringt er in Lübeck, später geht er in Wülfrath auf die Theodor-Heuss-Realschule. Nach seinem Abschluss zieht er 1960 nach Südafrika und verbringt dort die kommenden zehn Jahre. Allerdings bleibt er nicht hat untätig, er gründete ein Kabarett, bringt eine satirische Zeitung heraus und spielt Theater. 1975 kommt sein erstes Buch "Das Elefanteneinmaleins" auf den Markt. Kurze Zeit später erscheint "König Hupf der I.". 1977 kehrt er mit..
Johnny Mauser (Benno Fürmann) ist ein erfolgloser Schauspieler und wird von den Bewohnern des Mullewapp-Bauernhofs freudig aufgenommen. Nur der eingebildete Franz von Hahn (Christoph Maria Herbst) sträubt sich zunächst gegen den Eindringling. Die Kinoversion der beliebten "Mullewapp"-Bücher von Helme Heine erzählt die Entstehungsgeschichte einer lebenslangen Freundschaft zwischen Franz von Hahn, Schweinchen Waldemar und Johnny Mauser.
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