ZDF und Olaf Raymond Benold
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Moderne Mutter
Interview: Simone Thomallas Familienbild
In "Für immer Frühling" spielt Simone Thomalla eine Städterin, die sich auf einmal als Bäuerin bewähren muss. Von der Herausforderung, für den Film mit Tieren drehen zu müssen, erzählt sie im Interview mit Filmreporter.de. Zudem spricht die Schauspielerin über ihre Erfahrungen als Mutter sowie die Schauspielkarriere ihrer Tochter Sophia.
erschienen am 17. 06. 2011
ZDF und Olaf Benold
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Ricore: Wie würden Sie Ihre Figur im Film definieren?

Simone Thomalla: Katja ist eine moderne Frau, die mitten im Leben steht. Sie hat durchaus Charakterzüge, die mir nicht fremd sind. Sie hat Liebesbereitschaft, Spontanität. Das macht eine moderne Frau für mich aus, eine die selbstbewusst ist, eigenständig und auch ein bisschen bockig. Auch das ist mir nicht fremd (lacht).

Ricore: Katja Baumann wird als Städterin ins Bauernleben geworfen. War das auch für Sie etwas Neues?

Thomalla: Es war mir nicht fremd. Vor Jahren habe ich am Schliersee gedreht. Dadurch, dass man beruflich viel unterwegs ist, kann man das Landleben schon genießen. Natürlich war mir der Alltag des Bauernlebens nicht im Detail bekannt, aber es war wirklich spannend. Als Schauspieler sagt man immer, es gebe zwei Hürden: mit Kindern drehen und mit Tieren. Ich hatte gleich beides.

Ricore: Und wie war das für Sie?

Thomalla: Es war eine Herausforderung.

Ricore: Ist es ein Mythos, dass die Arbeit mit Kindern und Tieren besonders schwierig ist? Wenn es einer ist, wie ist er entstanden?

Thomalla: Mit deinem Arbeitskollegen kannst du genaue Absprachen treffen und jeder hält sich daran. Aber einer Kuh kann man nicht einfach sagen, dass sie ihren Hintern von A nach B bewegen soll. Wenn die Kuh keine Lust hat, dann hat sie eben keine Lust. Dann muss man warten. Kinder muss man bei Laune halten. Man kann nach einigen Stunden nicht mehr erwarten, dass sie wie am Anfang funktionieren. Sie scheren auch gerne aus und machen spontan etwas anders. Da bist du als Schauspielerkollegin gefragt und musst darauf spontan reagieren.
ZDF und Olaf Benold
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Ricore: Wie verändert sich ein Dreh?

Thomalla: Die Drehtage für einen Film sind weniger geworden, man hat viel zu wenig Zeit. Ich bin immer wieder erstaunt, welch gute Filme beim "Tatort" herauskommen, wenn man bedenkt, das im Gegensatz zu früher ca. drei Drehtage gestrichen wurden. Kompliment an die Kollegen und die Regie.

Ricore: Wie war das Arbeiten mit dem kleinen Jonas?

Thomalla: Jonas war teilweise professioneller, als manch 'großer' Kollege. Ich habe mich gleich in ihn verliebt. Wir haben uns so gut verstanden, dass die Kamera am Ende gar nicht mehr wichtig war.

Ricore: Können Sie sich ein Landleben vorstellen?

Thomalla: Ich bin ein Stadtmädchen.

Ricore: Spielen sie mit Katja Baumann wieder eine Ermittlerin?

Thomalla: Nein, ich spiele keine Ermittlerin. Der Tatort ist an den jeweiligen Standorten der Städte verortet und befasst sich mit lokalen Ereignissen. In "Für immer Frühling" verliebt sich Katja in den kleinen Jungen und will ihm und seiner Familie helfen, eine schwere Zeit zu überstehen. Sie geht also aufs Dorf und übernimmt das Zepter. Mit ermitteln hat das so gar nichts zu tun.
ZDF und Olaf Benold
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Ricore: Wie war es für Sie, als Ihre Tochter zum ersten Mal sagte, dass sie auch Schauspielerin werden will?

Thomalla: Ich bin nicht vor Begeisterung in die Luft gesprungen, auch weil ich um die Schwierigkeiten des Berufs weiß. Es ist nicht immer schön aus dem Koffer zu leben. Viel zu drehen ist das Eine. Viel zu drehen bedeutet aber auch, viele Monate in fremden Städten, in fremden Hotels, in fremden Betten zu liegen und nicht zu Hause zu sein. Als ich jung war, hat mir das vielleicht nicht so viel ausgemacht. Aber heute mache ich das weniger gerne. Man ist einsam, wenn abends die Klappe fällt und man alleine im Hotel ist. Dazu kommt, dass dieser Beruf auch nur dann wirklich schön ist, wenn man erfolgreich ist. Viele Kollegen haben über lange Zeit nichts zu tun und müssen hart kämpfen.

Ricore: Erfolg kann man aber nicht einkalkulieren.

Thomalla: Richtig. Erfolg kann man nicht erwarten. Er kommt und geht, manchmal schneller als dir recht ist. Unser Beruf ist kein berechenbarer Beruf. Man unterliegt immer dem Geschmack. Du wirst von allen Seiten be- und verurteilt. Man schaut in dein Privatleben und steht im Fokus der Öffentlichkeit. Ich verstehe, dass mein Publikum ein gewisses Anrecht auf ein 'Stück' Simone hat. Aber die Medien gehen leider oft zu weit, das ist nicht immer leicht zu verkraften.

Ricore: Was würden sie Sophia raten, um den Beruf würdevoll ausüben zu können?

Thomalla: Das kann ich mit Worten so gar nicht sagen. Ich habe sie mit viel Liebe groß gezogen. Liebe ist etwas, das dein Rückgrat stärkt und das dein Selbstbewusstsein entfacht. Sophia ist selbstbewusst. Das ist schon mal das Wichtige. Sophia weiß, was Sie will und was Sie nicht will. Zudem ist Sie ist fleißig und der Rest wird sich zeigen.

Ricore: Gibt es noch etwas, das Sie ihr raten würden?

Thomalla: Man sollte sich treu bleiben und in den Spiegel gucken können. Man sollte immer zu dem stehen, was man macht.
ZDF und Olaf Raymond Benold
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Ricore: Würden Sie sich freuen, mit ihr mal einen Film zu machen?

Thomalla: Irgendwann stehen wir sicher auch gemeinsam vor der Kamera.

Ricore: Im Film macht Ihr Mann einen Seitensprung. Würden Sie einen solchen selbst verzeihen?

Thomalla: Nein. Ich finde nichts unfairer, als wenn man von dem Menschen betrogen wird, den man liebt. Sicher würde ich darüber nachdenken, warum es passiert ist. Wenn man selber eine Mitschuld hat, muss man überlegen, ob man verzeiht. Es macht vielleicht einen Unterschied, ob es nach vielen Jahren ein einziges Mal passiert ist, oder ob jemand ein notorischer Fremdgänger ist. Wenn jemand mehrfach betrogen hat, bin ich dafür, ihn rauszuschmeißen.

Ricore: Freuen Sie sich schon darauf, einmal Oma zu werden?

Thomalla: Das ist noch weit weg. Ich habe es sehr genossen, jung Mutter geworden zu sein. Es ist für mich schön, eine große Tochter zu haben. Ich weiß, dass man als Mutter nie wieder so unbedarft und unbelastet agiert, wie in der Zeit davor. Du kannst nicht mehr nur an dich denken, du hast Verantwortung. Du musst immer an dein Kind denken - und wenn du arbeitest, hast du ein schlechtes Gewissen. Das schlechte Gewissen hat mich jahrelang aufgefressen. Die Freiheit, die man hat, wenn man noch keine Kinder hat, sollte meine Tochter genießen.

Ricore: Aber wenn es doch mal so weit sein sollte...

Thomalla: ...werde ich die beste Oma der Welt.
ZDF und benold film foto medienservice
Simone Thomalla in "Für immer Frühling"
Ricore: Findet man als prominentes Paar in der Zweisamkeit eine gewisse Abgeschiedenheit?

Thomalla: Das wird immer schwieriger. Man steht immer im Kreuzfeuer. Aber wenn in der Wohnung die Tür zugeht, hat man einen kleinen Raum, in den man sich zurückziehen kann.

Ricore: Sind Sie eifersüchtig in Beziehungen?

Thomalla: Man sagt immer ein bisschen Eifersucht gehöre zu einer Beziehung. Aber ich finde es schön, wenn man einen Partner hat, der einem keinen Anlass zur Eifersucht gibt.

Ricore: Kommen wir zu Ihrer Arbeit zurück. Welches Projekt steht bei Ihnen als nächstes an?

Thomalla: Ich werde wieder einen "Tatort" in Leipzig drehen. Darüber hinaus drehe ich nach all den Jahren wieder einen Film für die ARD, danach wieder einen "Tatort". Mein Terminkalender ist bis Ende des Jahres voll.

Ricore: Wenn man an eine Rolle wie dem "Tatort" gebunden ist, hat man da noch Zeit, andere Charaktere auszuprobieren?

Thomalla: Ja, natürlich. Mal drehen wir zwei "Tatorte" im Jahr, mal drei. Da ist es eine Sache der Planung noch etwas anderes zu machen. Dies ist für mich auch ganz wichtig, um nicht in einer Schublade zu landen. Ich glaube jeder der auf eine Rolle oder einen Charakter festgefahren ist, ist nicht sehr glücklich. Auch wenn dies natürlich besser ist, als nichts zu tun. Das Schönste ist, wenn man als Schauspieler die unterschiedlichsten Rollen spielen kann.

Ricore: Haben Sie dennoch ein Rollenprofil?

Thomalla: Nein, es gibt die unterschiedlichste Charaktere. Im Grunde ist die Rolle am interessantesten, die möglichst weit von deiner eigenen Persönlichkeit entfernt ist. Obwohl natürlich in jeder Rolle auch ein Stück Simone steckt!

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. Juni 2011
Zum Thema
Am 17. April 1965 wird Simone Thomalla in Leipzig als Tochter eines Filmarchitekten und eines Fotomodells geboren. Neben ihrem Beruf als Schauspielerin ist sie sozial engagiert. Für Abgefunden". Seit 2008 spielt sie die Leipziger "Tatort"-Kommissarin. 1989 bekommt die Schauspielerin ihr erstes Kind Sophia Thomalla. Von 2000 - 2009 ist Thomalla mit dem damaligen Fußball-Manager Rudi Assauer liiert. 2006 wird der gemeinsame Werbespot "Überraschung" mit einer Goldenen Kamera prämiert.
2024