Heiko Thiele/Ricore Text
Michael Fitz
Musiker und Schauspieler mit Leib und Seele
Interview: Michael Fitz vom Leben inspiriert
Viele Fernsehzuschauer kennen Michael Fitz als Ermittler Carlo im Münchner "Tatort". Die Krimiserie hat er zwar verlassen, mit seinen zwei Ex-Kollegen Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec gibt der Musiker aber noch regelmäßig Benefizkonzerte. Falls ihn die Muse küsst, hat Michael Fitz immer etwas zu schreiben dabei, wie er Filmreporter.de im Interview zur Fernsehkomödie "Doppelgängerin" verrät. Außerdem erzählt er, wie er zur Stimme von Max Bronski wurde.
erschienen am 17. 03. 2012
ARD Degeto/Erika Hauri
Michael Fitz und Jutta Speidel in "Doppelgängerin"
Ricore Text: Wie unterscheidet sich "Doppelgängerin" von anderen Filmen mit ähnlichen Themen?

Michael Fitz: Ich habe schon in drei Doppelgängerkomödien mitgespielt. Natürlich geht es immer um eine Verwechslung, das ist ja klar. Bei diesem Film finde ich die Nebengeschichte ganz interessant. Da geht es um zwei Männer, die sich aneinander reiben. Der eine nimmt das Ganze schließlich zum Anlass, sein Leben zu ändern.

Ricore: Waren Sie selbst schon einmal an einem Punkt, an dem Sie von heut auf morgen Ihr Leben umkrempeln wollten?

Fitz: Nein. Natürlich ist mein Leben immer wieder Änderungsprozessen unterworfen. Aber nicht in dieser Rasanz.

Ricore: Könnten Sie sich vorstellen, spontan ein Bürgerbegehren zu unterstützen?

Fitz: Ich bin sicher keiner, der so spontane Reden halten kann. Vor allem nicht, wenn es um einen politischen Kontext geht. Aber wenn ich einen Tag Zeit hätte, könnte ich etwas zu Papier bringen. Ich finde meist nicht sofort die richtigen Worte, sondern muss erst überlegen.

Ricore: Sie sind auch Musiker und schreiben Ihre Texte selbst. Wie entstehen diese?

Fitz: In den seltensten Fällen funktioniert es, wenn man sich hinsetzt und sagt, ich will jetzt einen Text schreiben. Ich habe mir angewöhnt, immer etwas zu schreiben dabei zu haben, falls mich die Muse küsst. Auf meinem Nachttisch liegen immer Zettel und Stift, denn wenn ich nachts eine Idee habe und die nicht gleich aufschreibe, ist sie am nächsten Morgen weg.

Ricore: Was inspiriert Sie?

Fitz: Ich finde das Leben an sich sehr inspirierend. Die Begegnung mit Menschen und auch Livekonzerte inspirieren mich. Auch die Reaktionen des Publikums sind interessant.
ARD Degeto/Erika Hauri
Michael Fitz in "Doppelgängerin"
Ricore: Was ist spannender, Konzerte zu spielen oder ihre Lieder zu komponieren und die Texte zu schreiben?

Fitz: Das sind zwei verschiedene Prozesse. Was ich am wenigsten gern mache, ist im Studio zu sitzen und das Ganze zu fixieren und festzuhalten. Am liebsten hätte ich es, wenn es immer in Bewegung bleibt. Wenn ich ein Lied aufnehme, bin ich eigentlich schon beim nächsten. Manchmal ist dann schon eine neue Idee unterwegs. Da lebe ich ziemlich im Moment.

Ricore: Sie sagten einmal, dass Sie es nicht für erstrebenswert hielten, für ihre Musik eine goldene Schallplatte zu bekommen. Sehen Sie das heute auch noch so?

Fitz: Ich habe gerade eine CD fertig aufgenommen. Im Augenblick würde ich mich sehr freuen, wenn die was reißen würde, weil da wirklich sehr viel Arbeit drin steckt. Also wenn sie von der Kritik und den Konsumenten positiv wahrgenommen werden würde. Das wäre eine schöne Bestätigung.

Ricore: Auf Ihrer Internetseite kann man bereits zwei Titel anhören. Gab es schon Reaktionen?

Fitz: Das Beste ist, wenn jemand keine Zeit hat, etwas ins Gästebuch zu schreiben, sondern gleich die CD bestellt.

Ricore: Mit ihren ehemaligen Tatort-Kollegen Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec gaben sie kürzlich ein Benefizkonzert.

Fitz: Wir haben schon 1995 oder 96 damit angefangen. Zuerst im Schlachthof, dann in der Georg-Elser-Halle, als der zu klein wurde - und schließlich in der Muffathalle. Jetzt hatten wir eine dreijährige Pause. Ich konnte es ja nicht mehr anstoßen, weil ich nicht mehr beim Tatort mitspiele. Aber im April sind meine ehemaligen Kollegen auf mich zugekommen, ob wir es wieder mal machen wollen. Mir hat es viel Spaß gemacht und auch das Publikum war begeistert.

Ricore: Haben Sie viel geprobt?

Fitz: Dazu fehlte die Zeit. Das ist es auch, was die Leute am meisten lieben. Wenn nicht alles hundertprozentig klappt. Wenn man improvisieren muss und sich vielleicht auch mal ein bisschen auf der Bühne verarscht. Da toben die vor Begeisterung.
Indra Fehse/Ricore Text
Michael Fitz
Ricore: Wer hatte die Idee zu diesen Konzerten?

Fitz: Miroslav Nemec hatte damals mit einem selbst gegründeten Verein Kriegswaisen in Kroatien unterstützt. Er ist ja selbst Kroate. Die ersten sieben oder acht Konzerte haben wir für Hand in Hand gespielt. Damit wurde ein Waisenhaus in Kroatien aufgebaut, das mittlerweile aber keine Unterstützung mehr braucht. Seitdem suchen wir uns jedes Mal einen anderen guten Zweck.

Ricore: Nach welchen Kriterien suchen Sie sich das aus?

Fitz: Das ist spontan. 2008 haben wir das Geld an einen Verein gespendet, der sich weltweit um vergewaltigte Frauen kümmert. In diesem Jahr ging das Geld an einen Verein, der traumatisierte Polizisten unterstützt.

Ricore: Besuchen Sie diese Vereine?

Fitz: Nein, das machen wir nicht. Nur bei dem Waisenhaus-Projekt ist der Miro mal mit einem Filmteam hingefahren, um die Spendenbereitschaft anzukurbeln.

Ricore: Viele sehen diese ganzen Spendenorganisationen sehr kritisch. Wie sehen Sie das?

Fitz: Ich denke, man muss bei jeder genau hinschauen, um zu sehen, was mit dem Geld passiert. Wo bei mir die Alarmglocken läuten ist, wenn ich Hochglanzbroschüren bekomme. Die sind ja unglaublich teuer im Druck.

Ricore: UNICEF hat auch einige Hochglanzbroschüren. Aber da kann man davon ausgehen, dass alles ordentlich läuft, oder?

Fitz: Natürlich ist so etwas kein Beweis. Ich habe kürzlich die Schirmherrschaft für den Paritätischen Wohlfahrtsverband übernommen, die sind auf mich zugekommen. Die wollen eine Kampagne für die Integration Behinderter machen.
ARD Degeto/Erika Hauri
Michael Fitz und Jutta Speidel in "Doppelgängerin"
Ricore: Warum engagieren Sie sich für diesen Verband? Haben Sie einen persönlichen Bezug?

Fitz: Ich habe vor ein paar Jahren den Film "Engelchen flieg" gedreht. Da spielte ich den Vater eines spastisch gelähmten Mädchens. Für den Film habe ich das gemacht, was ein echter Vater in so einem Fall auch mit seinem Kind machen müsste. Ich habe sie aus dem Rollstuhl gehoben und so weiter. Das war meine erste Begegnung mit dieser Welt. Die ganze Lebenslogistik von Behinderten ist völlig aus unserer Welt ausgelagert. Die Kinder gehen in andere Schulen, die Erwachsenen arbeiten in speziellen Betrieben. Kaum einer arbeitet in der freien Wirtschaft. Deswegen finde ich es wichtig, die Menschen zu integrieren.

Ricore: Muss hier noch viel getan werden?

Fitz: Auf jeden Fall sollte es das Ziel sein, dass körperlich behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam zu Schule gehen können. Der Gedanke der Schule muss von einer allgemeinen Bildung für alle ausgehen. Die normal aufwachsenden Jugendlichen müssen doch auch mit dieser Seite des Lebens konfrontiert werden. Nur wenn ich damit aufwachse, kann ich lernen, dass ich mit diesen Menschen ganz normal umgehen kann.

Ricore: Bei Lesungen sprechen Sie die München-Krimis von Max Bronski. Was können Sie uns über ihn erzählen?

Fitz: Nichts. Ich weiß auch nur, was auf dem Klappentext steht. Ich habe ihn nicht kennengelernt.

Ricore: Wie kam es dann dazu, dass Sie seine Bücher öffentlich vorlesen?

Fitz: Ich habe bei einer gemischten Krimilesung von bayerischen Autoren unter anderem auch aus seinem ersten Buch vorgelesen. Da war anscheinend auch jemand vom Verlag da. Jedenfalls haben die mich angesprochen, ob ich Lust hätte, das zu machen, weil sie gerade jemandem suchten, der die Krimis liest. Bei mir hätten sie ein gutes Gefühl.

Ricore: Warum glauben Sie, dass Max Bronski die Öffentlichkeit so scheut?

Fitz: Der Verlag sagt ja, dass er da unter anderem Namen ganz andere Bücher veröffentlicht. Andererseits kennt er sich in dem ganzen klerikalen und auch sozialen Bereich sehr gut aus. Das merkt man ja an den Büchern. Ich vermute, dass er ein Kleriker ist.

Ricore: Max Bronski ist also ein Pseudonym?

Fitz: Auf jeden Fall. Das ist nicht sein richtiger Name. Der Umgang seiner Hauptfigur mit Gewalt wäre für einen Kleriker schon sehr grenzwertig.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 17. März 2012
Zum Thema
Am bekanntesten ist Michael Fitz für seine Rolle als Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger im Münchner "Tatort". Von 1990 bis 2007 spielt er die Figur an der Seite von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Auch als Ensemble-Mitglied der Fernsehserie "Aus heiterem Himmel" ist Fitz vielen bekannt. Auf der Leinwand ist der Münchner in Spielfilmen wie "Fünf Freunde" zu sehen.

Neben seiner Schauspieltätigkeit ist Fitz leidenschaftlicher Musiker. Nach seinem Debüt-Album "Fitz" hat er bis 2012..
Doppelgängerin (Kinofilm)
Wolter von Auenstedt (Heiner Lauterbach) ist im Stress, da er mit seiner Frau (Jutta Speidel) gleich zu einer Pressekonferenz fahren muss. Dort wollen die beiden den Abriss des beliebten Wiesenviertels offiziell bekanntgeben. Beim Einstieg ins Auto verwechselt Wolter jedoch seine Gattin mit Glasereibesitzerin Emma (Jutta Speidel in einer Doppelrolle). "Doppelgängerin" fügt sich nahtlos in die Reihe mäßig spaßiger Verwechslungskomödien wie "Dave" ein. So sind die Witze platt, die Darsteller..
2024