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Daisy Bevan auf der Berlinale 2014
Mama und Oma gefolgt
Interview: Daisy Bevan tritt in große Fußstapfen
Mann kann wohl nur Schauspielerin werden, wenn die Mama Joely Richardson und die Oma Vanessa Redgrave heißen! Für Daisy Bevan jedenfalls steht früh fest, dass sie in die Fußstapfen ihrer berühmten Vorfahren treten will. Bereits mit fünf Jahren steht sie im preisgekrönten Historien-Epos "Elizabeth" vor der Kamera, drei Jahre später wirkt sie an der Seite von Hilary Swank in "Das Halsband der Königin" mit. Nach einer 13-jährigen Pause setzt die 22-Jährige ihre Karriere mit einer kleinen Rolle in "Die zwei Gesichter des Januars" fort. Der düstere Thriller nach dem gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith wurde 2014 auf der Berlinale aufgeführt. Im Vorfeld der Premiere hat sich Filmreporter.de mit Bevan getroffen und sich mit ihr über die Dreharbeiten in Griechenland, die Mode der 1960er Jahre und ihre prominente Familie unterhalten.
erschienen am 2. 06. 2014
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Daisy Bevan und Viggo Mortensen mit "Die zwei Gesichter des Januars" auf der Berlinale
Aufregend und surreale Dreharbeiten
Ricore Text: "Die zwei Gesichter des Januars" ist in Griechenland angesiedelt. Wie liefen die Dreharbeiten?

Daisy Bevan: Es war sehr aufregend und surreal wie in einem Traum. Ich musste mich immer wieder kneifen, um mich zu vergewissern, dass das alles wirklich passiert. Ich war sehr glücklich über die Möglichkeit, dort zu arbeiten. Es war eine einmalige Gelegenheit.

Ricore: Konnten Sie mit der düsteren Welt und den zwielichtigen Charakteren der Romanvorlage und des Drehbuchs etwas anfangen?

Bevan: Besonders faszinierend am Film finde sich die Tatsache, dass man die Charaktere verstehen kann. Sie sind sehr plastisch gezeichnet. Anders als in der Buchvorlage, wo sie sehr düster, aber auch etwas eindimensional sind. Hoss hat die Figuren erst zu Menschen gemacht. Sie zeichnen sich durch eine Mischung aus Gut und Böse aus. "Die zwei Gesichter des Januars" verweist auf die zwei Seiten des menschlichen Charakters. Die Figuren im Film sind wahr und das ist der Grund, wieso sich die Zuschauer mit ihnen identifizieren.

Ricore: Sie spielen die Nebenrolle einer jungen Frau, die sich in die Figur von Oscar Isaac, ein Touristenführer und Trickbetrüger, verguckt. Was findet sie an diesem Mann so anziehend?

Bevan: Lauren entstammt einer bürgerlichen Familie, wo sie eine vornehme Erziehung genoss. Die Reise nach Griechenland bedeutet für sie in erster Linie Unabhängigkeit. Genau das sieht sie in Rydell. Er ist ein Bohemien, der außerdem gebildet und lebenserfahren ist. Das findet sie interessant.

Ricore: Rydell findet das schmeichelhaft...

Bevan: Ja, ihm gefällt es, dass dieses Mädchen sich in ihn verliebt hat. Er glaubt, er kann Spaß mi ihr haben kann. Er betrachtet sie als naiv und glaubt, das ausnutzen zu können.

Ricore: Die Frage mag an dieser Stelle unpassend sein: Gibt es Parallelen zwischen Lauren und ihrem Charakter?

Bevan: Ja, durchaus. Ich mochte an Lauren vor allem ihren Hunger nach Erfahrung außerhalb ihrer vertrauten Welt. Das ist der Grund ihrer Reise. Mit dieser Sehnsucht nach Leben und Erfahrung konnte ich mich sehr wohl identifizieren.
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Daisy Bevan stellt "Die zwei Gesichter des Januars" auf der Berlinale vor
Daisy Bevan: Hunger nach Erfahrung
Ricore: Sie ist auch eine beherzte und entschlossene Frau. Immerhin macht sie den ersten Schritt, um den weltgewandten Rydell kennenzulernen. Gehen Sie auch so vor, wenn ihnen ein Mann gefällt? Oder warten Sie lieber, bis der Mann Sie anspricht.

Bevan: (lacht) Ich denke, ich würde mich schon trauen, den ersten Schritt zu machen.

Ricore: Wie haben Sie sich Lauren genähert, um ihr Leben einzuhauchen?

Bevan: Hoss und ich hatten uns darüber unterhalten, wie ihre Vorgeschichte aussehen könnte. Wir fragten uns, welche Bildung sie wohl genossen, was für eine Familie sie hatte, usw. Die Lebensgeschichte einer Figur zu wissen finde ich wichtig, weil es einem hilft, sie zu spielen.

Ricore: Sie entstammen einer Schauspielfamilie. Wie stehen ihre Mutter Joely Richardson und ihre Großmutter Vanessa Redgrave zu Ihrer Schauspielkarriere?

Bevan: Sie wussten, dass ich immer Schauspielerin werden wollte und haben mich immer unterstützt. Sie waren immer mit Ratschlägen zur Stelle. Insofern habe ich Glück, dass mir Menschen nahestehen, die einen Einblick in die Branche haben.

Ricore: Was reizt Sie an der Schauspielerei?

Bevan: Ich liebe an diesem Beruf die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen. Es ist schön, Teil dieser Geschichte zu sein und unterschiedliche Figuren darzustellen. Schauspielerei bedeutet auch Studium des menschlichen Verhaltens. Durch sie hat man die Möglichkeit, Lebenserfahrungen zu sammeln und in unterschiedliche Zeiten und Epochen einzutauchen. Das finde ich sehr aufregend.

Ricore: Wie fühlen sie sich auf dem roten Teppich?

Bevan: Ich bin immer sehr nervös. Trotzdem freue ich mich auf die morgige Premiere. Es ist schön, den Film hier in Berlin vorstellen zu dürfen.
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Viggo Mortensen, Daisy Bevan, Kirsten Dunst und Oscar Isaac auf der Premiere von "Die zwei Gesichter des Januars" in London
Ricore: "Die zwei Gesichter des Januars" spielt in den 1960er Jahren. Können Sie mit dieser Dekade etwas anfangen?

Bevan: Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, die Mode aus dieser Periode zu tragen. Steven hat mit den Entwurf der Kleider einen tollen Job gemacht. Jeder Look ist individuell und passt perfekt zu den jeweiligen Charakteren. Neben der Mode mag ich auch die Musik der 1960er Jahre.

Ricore: Es gibt auch Anspielungen auf die Filmästhetik der Zeit. So wird man an die Filme von Alfred Hitchcock erinnert.

Bevan: Ja, man hat tatsächlich das Gefühl, dass der Film Anfang der 1960er Jahre realisiert wurde. Hoss war besonders an Authentizität gelegen. Er hat sich viele Filme aus dieser Zeit angesehen, um ihre Stimmung einzufangen. Das ist ihm sehr gelungen.

Ricore: Können Sie uns etwas über künftige Projekte sagen?

Bevan: Ich habe soeben einen Film in London abgedreht, eine unabhängig produzierte romantische Komödie ["Nothing Like This"; Red]. Regisseur und Drehbuchautor ist Amit Gupta. Ich glaube, der Film kommt Ende dieses Jahres in die Kinos. Außerdem spiele ich in London in dem Stück "Das Bildnis des Dorian Gray" mit.

Ricore: Klingt nach einem harten Programm.

Bevan: Ja, ich möchte mich gerne als hart arbeitenden Menschen betrachten (lacht).

Ricore: Letzte Frage: Was haben Sie sich als erstes von Ihrem ersten Gehalt gekauft haben?

Bevan: [Überlegt, während sie langsam spricht:] Mein erster großer Einkauf... Eine Reise nach Rom mit einer Freundin.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Juni 2014
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Athen 1962. US-Amerikaner Rydal (Oscar Isaac) verdient seinen Unterhalt als Stadtführer. Zu seinen Kunden gehört auch das Ehepaar Colette (Kirsten Dunst) und Chester MacFarland (Viggo Mortensen). Rydal ist fasziniert von dem Paar. Geblendet von ihrer kultivierten Art und ihrer ungezwungenen Weltanschauung erliegt er ihrem Charme. Doch der Schein trügt. "Drive"-Drehbuchautor Hossein Amini feiert mit der Adaption von Patricia Highsmiths gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1964 sein Regie-Debüt.
Daisy Bevan tritt als Schauspielerin in große Fußstapfen. Ihre Großeltern sind Vanessa Redgrave und Filmemacher Tony Richardson, ihre Mutter Joely Richardson. Das auch sie in der Entertainmentbranche Karriere machen will, steht für die kleine Daisy früh fest. Bereits im Alter von fünf Jahren agiert sie an der Seite von Cate Blanchett im preisgekrönten Historienepos "Elizabeth" vor der Kamera, drei Jahre später ist sie neben Hilary Swank in "Das Halsband der Königin" zu sehen.
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