Jean-François Martin/Ricore Text
Aaron Eckhart
Aaron Eckhart liebt Europa
Interview: Ich bin kein Künstler
Mein seinem erfrischenden Auftritt als Tabaklobbyist in "Thank You for Smoking" hat sich US-Schauspieler Aaron Eckhart ins Bewusstsein des Publikums gespielt. Nun hat ihn Regisseur Brian De Palma mit einer Hauptrolle in seinem neuesten Film bedacht. In der Bestsellerverfilmung "The Black Dahlia" versucht der 38-Jährige hinter die Gründe für den Mord an einem Hollywoodstarlet zu kommen.
erschienen am 7. 09. 2006
Jean-François Martin/Ricore Text
Aaron Eckhart bei der Black Dahlia-Premiere in Venedig
Ricore: Kleinkriminelle, Gewalt und Lügner. Darum geht es in Brian De Palmas Bestsellerverfilmung "The Black Dahlia". Mögen Sie Krimis?

Aaron Eckhart: Ich liebe Spionagefilme wie "Die Bourne Identität" und "Ronin". Deshalb würde ich gerne mal einen Film drehen, der in allen großen europäischen Hauptstädten spielt.

Ricore: "The Black Dahlia" ist zumindest ein erster Schritt in diese Richtung: Der Film wurde fast ausschließlich in Bulgarien gedreht. Ist es eine bewusste Entscheidung, regelmäßig in Europa zu drehen?

Eckhart: Ich bin während meiner Jugend in London aufgewachsen und habe später in Frankreich und der Schweiz gewohnt. Ich liebe Europa, habe das Gefühl, dass es ein Teil von mir ist. Ich würde gerne mehr in Europa drehen, und das sage ich nicht nur, weil in Ländern wie Prag oder Bulgarien die Kosten einfach niedriger sind. Auch Italien, Frankreich und Deutschland könnte ich mir als Drehort sehr gut vorstellen.

Ricore: Was mögen Sie an Europa?

Eckhart: Den Charme der unterschiedlichen Kulturen und die Tatsache, dass überall die Geschichte mitschwingt. Ich will das nicht im Vergleich zu Amerika werten, da ich amerikanischer Staatsbürger bin und auch dieses Land seine guten Facetten hat. Aber Europa hat mich schon immer gereizt.

Ricore: Was haben Sie getan, um in "The Black Dahlia" glaubwürdig zu wirken?

Eckhart: Es gibt zu Beginn des Films eine ziemlich heftige Boxszene zwischen mir und Josh Hartnett. Darauf habe ich mich monatelang mit einem Trainer vorbereitet. Auch wenn die ganze Szene bis ins Detail choreographiert wurde, wussten wir manchmal nicht, wann genau welcher Schlag wo treffen wird. Ich habe Josh ganz schön verprügelt.
Warner Bros.
Aaron Eckhart und Scarlett Johansson in: The Black Dahlia
Ricore: Klingt witzig...

Eckhart: ...ist aber sehr gefährlich. Aber was will man dagegen machen: Der Zuschauer soll ja möglichst ein Gefühl von Realität haben.

Ricore: Weniger gefährlich waren vermutlich die Dreharbeiten an dem amerikanischen Remake von "Bella Martha", die Sie im vergangenen Mai mit Catherine Zeta-Jones beendet haben. War die deutsche Version mit Martina Gedeck nicht gut genug?

Eckhart: Die Frage nach dem warum habe ich mir nicht gestellt. Ich habe einen Job gebraucht, meine Rolle als italienischer Koch fand ich interessant, also gab ich meine Zusage. Unser Film wird aber definitiv anders sein als die deutsche Version, außerdem geben wir dem Ganzen einen anderen Namen.

Ricore: Sie scheinen nicht den Wunsch zu haben, etwas Einzigartiges zu schaffen...

Eckhart: Ich war mal idealistischer, vor allem aus künstlerischer Sicht. Heute würde ich mich noch nicht einmal mehr als Künstler bezeichnen. Ich bin ein Handwerker, der seinen Job macht, mehr nicht. Ich versuche keine Filme zu drehen, die Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Sollen andere die Welt verändern, davon gibt es ja gerade bei Schauspielern genug. Ich tue lieber das, was ich mag.

Ricore: Egoist aus vollem Herzen?

Eckhart: Der beste Weg, die Welt zu ändern, ist an sich selbst zu arbeiten. Ich tue alles, um ein guter Mensch zu sein.
erschienen am 7. September 2006
Zum Thema
Mit "The Black Dahlia" verfilmte Kultregisseur Brian De Palma nach Vorlage des gleichnamigen Bestsellerromans von James Ellroy die halbfiktionale Geschichte um die Ermordung eines Hollywoodsternchens. Das Ergebnis bekommt kein uneingeschränktes Lob.
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