20th Century Fox
Ben Stiller in "Nachts im Museum"
Erwachsener Kindskopf
Interview: Kein Komiker auf Lebenszeit
In "Nachts im Museum" spielt der amerikanische Komiker Ben Stiller den Nachtwächter eines anthropologischen Museums. Nach Einbruch der Dunkelheit machen sich die naturgeschichtlichen Exponate selbstständig. Stiller scheint auf den unfreiwilligen Tollpatsch von nebenan festgelegt. In Kinoerfolgen wie "Verrückt nach Mary" oder "Meine Braut, ihr Vater und ich" spielte er sich in die Herzen der Fans. In unserem Gespräch erklärt der Mime, warum er diese Rolle nicht ewig weiterspielen kann und welchen Einfluss seine Kinder auf sein Leben ausüben.
erschienen am 1. 01. 2007
20th Century Fox
Ben Stiller ist Nachts im Museum


Ricore: Wann waren Sie zuletzt im Museum? Ben

Stiller: Während der Dreharbeiten zu "Nachts im Museum" durchgehend von Januar 2005 bis Mai 2006. Aber im Ernst: Immer wenn ich in New York bin gehe ich mit meiner Tochter ins Naturgeschichtliche Museum. Ich wuchs nur drei oder vier Blocks davon auf. Es ist ein besonderer Ort und als Kind wollte ich immer hin.

Ricore: Wie groß war die körperliche Beanspruchung durch die Rolle?

Stiller: Schon relativ groß. Einen Großteil renne ich um etwas herum oder vor etwas weg. Zudem rutsche ich Treppengeländer herunter oder springe herum wie in einer Bürgerkriegsschlacht. Das war ziemlich anstrengend für mich und meinen Stuntman. Aber natürlich hat es uns auch Spaß gebracht. Das Museum hat sehr lange Gänge und manchmal mussten wir bis zu 12 Sprints machen um eine Szenen in den Kasten zu kriegen.

Ricore: Dann sind Sie also in guter körperlicher Verfassung?

Stiller: Meine Kondition ist okay. Allerdings würde ich damit keinen olympischen Wettbewerb gewinnen.

Ricore: Inwieweit werden Sie von ihren Kindern fit gehalten?

Stiller: Wenn du Kinder hast, musst du körperlich flexibel sein. Andauernd musst du dich bücken oder auf dem Boden herumkrabbeln. Meinem 14 Monate alten Sohn folge ich auf allen Vieren überall hin.
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Ben Stiller
Ricore: Müssen Sie für Ihre Kinder noch nachts aufstehen?

Stiller: Mein Sohn schläft mittlerweile die Nacht durch. Allerdings wacht er sehr früh auf. Also stehe ich zurzeit ebenfalls so gegen 6 Uhr auf. Das ist sonst nicht ganz meine Zeit.

Ricore: Haben Sie an Ihre Kinder während der Dreharbeiten gedacht?

Stiller: Familienfilme sind im Grunde eine neue Erfahrung für mich. Natürlich habe ich dabei an meine Kinder gedacht. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich den Film überhaupt gemacht habe. Man verfolgt als Vater diese Sorte Film aufmerksamer als früher.

Ricore: Brad Pitt meinte, er würde als Vater retrospektiv seine Rollen im Hinblick auf die Kindertauglichkeit neu bewerten...

Stiller: Das ist bei mir kein Problem. Ich habe in der Beziehung keine Leichen im Keller.

Ricore: Sind sie im Hinblick auf Ihren Humor vorsichtiger geworden?

Stiller: Klar, man wird sich seiner Vaterrolle auch am Set bewusst. Ich pass jetzt mehr auf, was ich sage. Kinder schnappen viel auf und verwerten es danach.
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Ben Stillers Alptraum vom Nachtwächterdasein?
Ricore: Wie lange planen Sie, diese Art von Filme zu machen?

Stiller: Ich bin jetzt 40 Jahre alt und ich kann diese Filme natürlich nicht ewig machen. Die Zeit lässt sich nicht aufhalten. Irgendwann wollen mich die Kids auch nicht mehr sehen, dann werde ich andere Filme machen müssen.

Ricore: Sind sie Zuhause auch ein Komiker?

Stiller: Zuhause gute Laune zu verbreiten, ist mein Hauptberuf. Die Familie zum Lachen zu bringen, ist der härteste Job überhaupt.

Ricore: Weil es kein Drehbuch gibt?

Stiller: Genau. Es gibt kein Drehbuch und keine Schmerzgrenze. Man macht das, was man für angemessen hält. Das Familienleben hat momentan sowieso meine gesamte Aufmerksamkeit.

Ricore: Wie vereinbaren Sie Karriere und Familie?

Stiller: Das ist schwierig. Man muss Prioritäten setzen und einfach weniger arbeiten.
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Szene aus "Nachts im Museum"
Ricore: Gibt es zukünftig gemeinsame Projekte mit Ihrer Frau?

Stiller: Im Jahr 2007 werden wir zusammen einen Pilotfilm fürs Fernsehen drehen. Das ist das einzige was geplant ist. Anders geht es nicht, denn als Eltern können wir nicht die ganze Zeit arbeiten.

Ricore: Klingt gar nicht so als würden Sie weniger arbeiten.

Stiller: Ich hab "Meine Braut, ihr Vater und ich" vor zweieinhalb Jahren gemacht. Danach war erstmal eineinhalb Jahre Pause, bis zu "Nachts im Museum".

Ricore: Ist in der Comedy-Show "The Mirror" - an der sie gerade arbeiten - autobiographisches?

Stiller: Es handelt einfach davon in einem Haus mit Kindern zu leben, verheiratet zu sein und in der Nachbarschaft Schwiegermutter und Brüder leben zu haben...Es geht um diese Art von Leben, das mir recht vertraut ist.

Ricore: Wie ist es mit der Schwiegermutter in der Nachbarschaft zu wohnen?

Stiller: Das ist hervorragend. Sie ist nämlich ein wesentlicher Bestandteil bei der Betreuung unserer Kinder, auch wenn dabei das eheliche Privatleben komplett draufgeht. Nein, im Ernst, sie ist uns eine große Hilfe und ich möchte nicht auf sie verzichten.

Ricore: Herr Stiller, wir bedanken uns für das Gespräch.
erschienen am 1. Januar 2007
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Regisseur Shawn Levy erweckt in der abenteuerlichen Komödie mit Ben Stiller in der Hauptrolle die Exponate eines naturhistorischen Museum zum Leben. Stiller als verträumter Nachtwächter Larry hat alle Hände voll zu tun, um zwischen kämpfenden römischen Gladiatoren und Neandertalern die Ordnung zu wahren. Neben Stiller sind Dick van Dyke und Robin Williams zu sehen.
Als Sohn der Komödianten Jerry Stiller und Anne Meara wird Ben Stiller der Lebensweg in die Wiege gelegt. Der New Yorker ist als Schauspieler, Regisseur und Produzent erfolgreich. Seine Mitgliedschaft bei Hollywoods Owen und Luke Wilson, Vince Vaughn, Steve Carell, Will Ferrell sowie Jack Black. Zu den bekanntesten Filmen der Gruppe gehören "Cable Guy - Die Nervensäge" von und mit Stiller, mit Owen Wilson, "Meine Braut, ihr Vater und ich" (Stiller, Owen Wilson), "Die Royal Tenenbaums"..
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