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Sarah Kim Gries
Sarah Kim Gries ist wild
Interview: Zwischen den Welten
Als Vanessa muss sich Sarah Kim Gries in "Die Wilden Kerle 4" in einer Gruppe wilder Jungs behaupten. Dabei fällt es ihr nicht immer leicht, sich ihrer Gefühle klar zu werden. Bei unserem Gespräch spricht sie dagegen entschlossen von den Dingen, die sie mag oder verabscheut. Sie beschreibt dabei die Welt aus der Sicht eines eloquenten Teenagers. Es wird klar, dass die Jungschauspielerin mit beiden Beinen auf dem Boden steht.
erschienen am 29. 01. 2007
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Vanessa (Sarah Kim Gries) ist das Mädchen unter den Wilden Kerlen
Ricore: Sarah, Spielen Sie Fußball?

Sarah Kim Gries: Ich hab jahrelang im Verein gespielt, dann mal zwei Jahre pausiert und jetzt gerade wieder angefangen.

Ricore: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Gries: Ich wollte schon immer Fußball spielen. Wir haben aber damals noch in Mecklenburg-Vorpommern gewohnt und dort durften Mädchen kein Fußball spielen. Das gehörte sich nicht. Irgendwann sind wir wieder zurück nach Nordrhein-Westfalen gezogen. Das erste was ich nach unserem Umzug gesagt habe war: "Ich will Fußball spielen!" Daraufhin habe ich in der Schule in einer Mädchen-AG mit dem kicken angefangen. Das war mir aber bald zu blöd, weil ich Fußball spielen und mir nicht die Nägel lackieren wollte, wie die anderen. Meine Mutter hat mich daraufhin bei einem Frauenfußballverein in unserer Nähe angemeldet. Der Trainer hat sie dann auch gleich überredet dort anzufangen.

Ricore: Welches ist Ihr Lieblingsverein?

Gries: Ich müsste jetzt wahrscheinlich sagen: 1. FC Köln. Aber im Grunde habe ich keinen Lieblingsverein.

Ricore: Und einen Lieblingsfußballer?

Gries: Lukas Podolski natürlich. Ich finde der spielt noch richtig Fußball und macht nicht soviel auf Show. Bei den anderen habe ich oft das Gefühl, dass es denen nur ums Geld geht. Beim Lukas ist das anders.

Ricore: Was gefällt Ihnen an der Rolle der 'Vanessa' in "Die wilden Kerle"?

Gries: Sie ist unkompliziert und immer für die anderen da. Diese Eigenschaften mag ich an der Figur.
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Vanessa (Sarah Kim Gries) hat eine böse Vorahnung
Ricore: Sind das auch private Eigenschaften?

Gries: Das ist unterschiedlich. Ich behaupte, dass ich um einiges komplizierter bin als 'Vanessa'. Wenn es allerdings darum geht, zu sagen was man denkt, dann kann ich mich ganz gut mit ihr identifizieren.

Ricore: Können Sie die Gefühlslage von 'Vanessa' in "Die Wilden Kerle 4" nachvollziehen?

Gries: Klar, denn ich war selber auch schon in einer vergleichbaren Situation. Auch ich wusste nicht woran ich bei einem Jungen bin.

Ricore: Haben Sie momentan einen Freund?

Gries: Ja, ich habe seit ungefähr drei Monaten einen Freund.

Ricore: Wie steht der zu Ihrem Schauspielberuf?

Gries: Der hat von den Dreharbeiten zu "Die Wilden Kerle 4" nichts mitbekommen. Er kennt es also noch nicht, wenn ich länger weg bin. Insgesamt geht er damit recht locker um, auch wenn es beispielsweise um Filmküsse geht. Es fällt uns nicht schwer Film- und Privatleben voneinander zu trennen. Er wusste auch worauf er sich einlässt.

Ricore: Sind die jungen Schauspieler der "Wilden Kerle"-Reihe untereinander befreundet?

Gries: Unterschiedlich. Befreundet sind wir auf jeden Fall. Mit dem einen mehr, mit dem anderen weniger. Es ist nicht so, dass wir die ganze Zeit direkten Kontakt haben. Wir telefonieren nicht täglich miteinander. Wenn wir uns dann aber sehen, dann ist es als sei man nie getrennt gewesen. Man freut sich, wenn man sich sieht. Hin und wieder besuchen wir uns auch, allerdings hängen wir nicht pausenlos aufeinander rum.
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Vanessa (Sarah Kim Gries) in Action
Ricore: Wen besuchen Sie?

Gries: Marlon Wessel oder Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Allerdings lebt Wilson zurzeit in den USA. Die beiden sind meine engsten Bezugspersonen innerhalb des Projekts.

Ricore: Inwieweit haben sich die Dreharbeiten zu "Die Wilden Kerle 4" von den vorigen unterschieden?

Gries: Mir ist aufgefallen, wie alt die Jungs geworden sind. Ich meine das bezüglich ihrer geistigen Reife. Die haben vernünftig gearbeitet und waren fähig sich lange auf ihre Einstellungen zu konzentrieren. Bei mir war das noch nie ein Problem, aber bei den Jungs gab es in der Vergangenheit einige Ausfälle diesbezüglich. Die wurden schnell hibbelig und nach einer gewissen Zeit auch nervös. Das hat sich geändert und es wirkt mittlerweile richtig professionell was die machen.

Ricore: Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Gries: Zufall. Ich habe in der Grundschule Theater gespielt, aber ich wollte nie professionelle Schauspielerin werden. Mein Bruder ist fünf Jahre jünger und hatte schon früh den Berufswunsch Schauspieler. Freunde meiner Eltern hatten eine Agentur und in nachmittäglicher Kaffeerunde haben wir spaßeshalber ein paar Fotos gemacht. Zwei Jahre haben wir nichts davon gehört und die Aufnahmen schon vergessen. Dann wurde er plötzlich angefragt. An dem Wochenende an dem das Casting stattfinden sollte, waren wir aber aushäusig. Meine Mutter war der Meinung, dass es sich nicht lohnen würde, für das Casting eines Kindes früher nachhause zu fahren. Nebenbei verwies sie aber darauf, dass sie auch noch eine Tochter hat. Eigentlich war ich schon zu alt, aber nach langem Drängen bin ich dann mit meinem Bruder zu dem Termin gekommen.

Ricore: Wie ging das vor sich?

Gries: Ich war gerade zwölf Jahre alt. Mit schmutzigen Fußballklamotten und einem Tuch über dem Kopf erschien ich zum Casting. Zuerst war mein Bruder dran und nachdem ich vorgespielt hatte, sagte der Caster zu mir, dass ich das Kind sei nach dem er Deutschlandweit gesucht hat. Ich wusste im ersten Augenblick überhaupt nicht was er von mir wollte.

Ricore: Traumberuf Schauspielerin?

Gries: Wenn sich für mich die Chance ergibt, dann auf jeden Fall. Man muss aber aufpassen sich nicht zu sehr darauf zu versteifen. Das ist ein Berufszweig in den viele drängen, da kann man auch schnell wieder draußen sein. Deshalb gehe ich noch zur Schule, um mich abzusichern. Ich brauche noch ein zweites Standbein, denn es kann auch sein das ich plötzlich nicht mehr gefragt bin.
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Vanessa (Sarah Kim Gries) leidet unter emotionalen Gleichgewichtsstörungen
Ricore: Nehmen Sie Schauspielunterricht?

Gries: Will ich im Moment noch nicht. Ich denke darüber nach, eventuell nach der 10. Klasse Unterricht zu nehmen. Im Grunde will ich mich erstmal aufs Abitur konzentrieren. Über Leistungsfächer habe ich mir allerdings noch keine Gedanken gemacht.

Ricore: Fördern Ihre Eltern die Schauspielkarriere?

Gries: Meine Eltern unterstützen mich bei allem was ich tue. Solange die schulischen Leistungen stimmen, sind sie damit einverstanden. Wenn die Leistungen zurückgehen, schieben sie sofort einen Riegel davor.

Ricore: Was macht die Schule?

Gries: Ich wiederhole gerade die 10. Klasse, weil ich im letzten Schuljahr fast 500 Fehlstunden angesammelt hatte. Das war zuviel. Ich war viel für Projekte unterwegs und habe die ungünstige Angewohnheit direkt nach Dreharbeiten krank zu werden. Dann schlägt sich die Anstrengung nieder. Außerdem lag ich noch mit einem Asthmaanfall zwei Wochen im Krankenhaus. Wenn ich regelmäßig in die Schule gehe, dann sind meine Leistungen auch okay. Eigentlich gehe ich gerne zur Schule. Besonders den Englischunterricht mag ich sowie Deutsch und Sport. Mathematik ist eher lästig.

Ricore: Gibt es einen Plan B, wenn es mit der Schauspielkarriere nicht klappt?

Gries: Ich würde gerne irgendetwas mit Fotografie machen, habe aber noch keine konkrete Vorstellung. Von daher ist es gut, die 10. Klasse noch mal zu wiederholen, weil ich meine Pläne noch etwas reifen lassen kann. Mein alter Computer ist kaputt und jemand ist gerade dabei meine gemachten Fotos zu retten. Der meinte, er hätte noch nie ein Mädchen meines Alters kennen gelernt, die so viele Fotos gemacht hat. Insgesamt sind es über 1.500 Aufnahmen.

Ricore: Welche Art Fotos sind das?

Gries: Ich wähle unterschiedliche Motive. Darunter sind viele Familienfotos oder Aufnahmen die im Urlaub entstanden sind. Ich achte darauf, nicht nur Partyfotos zu schießen, sondern besondere Momente mit der Kamera einzufangen.
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Auch Wilde Mädchen können traurig gucken
Ricore: Was steht in der Fanpost die Sie erreicht?

Gries: Das sind ziemlich Mengen. Darin wird viel Lob ausgeschüttet, aber auch Fragen nach dem Berufseinstieg in die Schauspielerei gestellt. Kann man Schauspielerin werden ohne auf der Schauspielschule gewesen zu sein? Oft merkt man, dass die Kids diesbezüglich keinen Ansprechpartner haben. Ich kann natürlich nicht jeden einzelnen Brief beantworten, obwohl ich Ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte. Fragen sollten beantwortet werden. Wichtig ist immer, dass ein Rückumschlag drin ist, sonst wird es ein Minusgeschäft für mich. Dort kommt auf jeden Fall ein Autogramm hinein.

Ricore: In welchen Situationen werden Sie sich Ihres Ruhmes bewusst?

Gries: In der Schulklasse werde ich damit überhaupt nicht konfrontiert. Nur wenn die neuen Fünfklässler auf die Schule kommen ist das anders. Dass ich teilweise in der Öffentlichkeit stehe, merke ich an der Fanpost oder Interviewanfragen. Bei den Pressetagen im Vorfeld einer Kinopremiere fühle ich mich immer wie in einer anderen Welt. Sobald ich dann aber nach Hause fliege lande ich wieder auf meinem Heimatplaneten

Ricore: Sind Sie wild?

Gries: Bei den "Wilden Kerlen" definiert sich wild dadurch, dass man im positiven Sinne das tut, was man möchte. Nach der Begriffsbestimmung würde ich mich privat auch als wild bezeichnen.

Ricore: Welche Musik hören Sie privat?

Gries: Im Grunde höre ich alles. Momentan bevorzuge ich die Gruppen Billy Talent und Plus44. Mit Phänomenen wie Tokio Hotel kann ich dagegen überhaupt nichts anfangen.

Ricore: Gibt es außer der "Wilden Kerle"-Reihe andere Filme die Sie begeistern?

Gries: Ganz toll finde ich "Step Up". Ich bin ein totaler Fan von Tanzfilmen. Leider bin ich zu grobmotorisch fürs Tanzen. Wenn Leute richtig gut tanzen können, dann begeistert mich das. Ähnliches gilt für "Dirty Dancing" oder "Honey".
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Vanessa (Sarah Kim Gries) muss sich entscheiden
Ricore: Sehen Sie sich Castingshows wie "Popstars" an?

Gries: Ich gucke mir die Vorausscheidungen an, weil ich es klasse finde wie sich da einige zum Affen machen.

Ricore: Gibt es hinsichtlich des Castings Parallelen zum Schauspielberuf?

Gries: Wir werden nicht so auf Herz und Nieren geprüft wie bei "Popstars". Bei uns werden ganz spezielle Typen gesucht. Man kriegt das Spektakel nicht mit. Man geht zu den Castings und sieht dann vielleicht mal zwei oder drei Mitbewerberinnen. Das ist eher eine anonyme Angelegenheit im Vergleich zum Popstarsformat. Es gibt nicht diese direkte Konkurrenzsituation in der Schauspielerei.

Ricore: Wäre das Mitwirken in einer Daily-Soap für Sie eine Alternative?

Gries: Überhaupt nicht. Diese Formate finde ich vollkommen furchtbar. Die schaue ich mir auch privat nicht an.

Ricore: Sind Sie ein typisches 16 jähriges Mädchen?

Gries: Ich denke schon, mit allem was dazu gehört, wie zum Beispiel: Party machen, viel telefonieren und zuviel Geld fürs shoppen ausgeben

Ricore: Worüber kann man mit Ihnen streiten?

Gries: Phasenweise streite ich mich sehr gerne und dann auch über alles Mögliche. Es reicht dann schon ein komischer Blick. Manchmal hab ich dann so ein dickes Fell, dass mich gar nichts aus der Ruhe bringt. Generell kann ich es überhaupt nicht ausstehen, wenn man ungefragt an meine Sachen geht. Auch üble Beleidigungen, wie sie unter Gleichaltrigen oft vorkommen, mag ich überhaupt nicht. Insgesamt bin ich relativ gechillt.

Ricore: Wie gehen Sie mit Geld um?

Gries: Ich bin der Typ der das Geld ausgibt. Meine Eltern aber achten darauf, dass ich nicht alles verpulvere. Wenn ich 18 Jahre alt bin, darf ich mir dann ein Auto kaufen und andere Wünsche erfüllen. Allerdings habe ich mir letztens eine Digitalkamera gekauft, also hin und wieder kann ich mir auch mal etwas gönnen. Der Großteil wird jedoch angelegt.

Ricore: Gibt es aktuelle Projekte?

Gries: Im Moment steht noch nichts fest. Bei der Premiere von "Die Wilden Kerle 4" wird mich ein Kamerateam begleiten. Ich bin sehr gespannt was daraus wird. Außerdem ist "Das hässliche Entlein & ich" in die Kinos gekommen, in dem Wilson Gonzalez Ochsenknecht und ich die beiden Hauptrollen sprechen. Ansonsten gibt es keine konkreten Pläne.

Ricore: Wir bedanken uns für das Gespräch.
erschienen am 29. Januar 2007
Zum Thema
Sarah Kim Gries ist den Kinogängern vor allem als Vanessa aus der Kinderfilmreihe "Die wilden Kerle" bekannt. Sie mimt in allen fünf Abenteuern die Rolle des einzigen Mädchens der wilden Fußballmannschaft. Zwar steht die gebürtige Siegburgerin schon vorher für "Geschichten aus der Nachkriegszeit - Petticoats sind hier verboten" im DWK 5 - Die wilden Kerle" - abgedreht ist, kann man die Wildeste der "Wilden Kerle" noch in einigen Fernsehspielfilmen ("Barfuß bis zum Hals") und Serien sehen. Was..
Ein wesentliches Element des Fußballsports ist der Kampfeswillen. Der ist auch gefragt, als die "Wilden Kerle" zum entscheidenden Spiel bei den "Wölfen von Ragnarök" antreten. Inmitten des Waldes stehen sie ihren Gegnern gegenüber. Bald schon merken sie, dass die größte Herausforderung ihres jungen Lebens erst nach dem Fußballmatch auf sie wartet. Martialischer Kinderfilm mit sportlichem Anstrich von Autor und Regisseur Joachim Masannek.
2024