Neue Visionen Filmverleih
Die Theorie von Allem (2023)

Die Theorie von Allem

Originaltitel
Die Theorie von Allem
Alternativ
The Theory of Everything (intern. Titel)
Regie
Timm Kröger
Darsteller
Jan Bülow, Olivia Ross, Hanns Zischler, Gottfried Breitfuß, David Bennent, Philippe Graber
Kinostart:
Deutschland, am 26.10.2023 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 10.11.2023 bei Stadtkino Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 01.02.2024 bei Filmcoopi
Genre
Thriller
Land
Deutschland, Österreich, Schweiz
Jahr
2023
FSK
ab 6 Jahren
Länge
118 min.
IMDB
IMDB
Homepage
www.die-theorie-von-allem.de
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8,0 (Filmreporter)
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Timm Kröger gelingt der große Wurf: Filmkunst!
Physiker Johannes Leinert (Jan Bülow) legt 1974 einen Roman vor, der seine Leser ebenso fasziniert, wie verwirrt. In einer verrauchten Talkshow stellt er sich den übergriffigen Fragen des Moderators. Der ist nur daran interessiert, auf Kosten seiner Gäste zu punkten. Dabei tritt er einen wunden Punkt: ob Leinerts Bestseller autobiographisch seien, vermutet er. Der Autor verlässt nach dieser Frage das Studio sofort und erinnert sich an einen vermeintlichen Aufenthalt in den Schweizer Bergen im Jahr 1962. Mit seinem Doktorvater Dr. Julius Strathen (Hanns Zischler) war er damals zu einem Kongress in einem Luxushotel eingeladen.

Im Zug treffen sie bereits dessen Erzfeind Prof. Blumberg (Gottfried Breitfuß) Später wird Johannes mit den privaten und beruflichen Gründen des Zerwürfnisses konfrontiert. Sie interessieren ihn allerdings nur am Rande. Er hat nur Augen für die geheimnisvolle Karin (Olivia Ross), die im Hotel am Klavier sitzt. Sie scheint gut über seine Vergangenheit informiert zu sein und erzählt von Ereignissen, die er tief in sich begraben hat. Bei anderen Begebenheiten weichen in ihren Erzählungen wichtige Details voneinander ab, was Leinert zunehmend verwirrt. Sollte es doch verschiedene Realitäten geben, die nebeneinander existieren können, wie er als Physiker versucht in der Theorie zu beweisen.
Timm Krögers Thriller feiert seine Premiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig. Mit seinem zweiten Film gilt der Regisseur als wichtigste Entdeckung des deutschen Films seit vielen Jahren. Auch weil der Film des norddeutschen Regisseurs nicht wie ein typisch deutscher Film daherkommt. Sein großes Vorbild ist unübersehbar Alfred Hitchcock.

Leinert und vor allem die unnahbare, unbekannte Schönheit Karin wären typische Figuren des englischen Altmeisters. Doch wo Hitchcock das Spiel mit dem Unterbewussten auf ein Maß begrenzt, das seine Filme für den Durchschnittszuschauer entschlüsselbar macht, stürzt Kröger es in ein Verwirrspiel, in dem er Hinweise gibt, aber letztlich jeder seine eigene Antwort finden muss. Dafür steigt er bei Freud ein und tief in dessen Traumabewältigungsthesen ein, streift das Entstehen von Schizophrenie und bietet Erklärungsansätze in der deutschen Vergangenheit.

Stilistisch zeigt er in seinem schwarz-weiß fotografierten Film einen schier unbändigen Gestaltungswillen. Beim Spiel mit Licht und Schatten hat er von den großen Meistern des deutschen Films in den 1920er Jahren gelernt. Die Bildgestaltung drängt auch inhaltliche Vergleiche mit dem Filmimpressionismus und Expressionismus auf, die Parallelen sind nicht zu übersehen.

Die große Kunst in Timm Krögers Film ist zweifellos, dass er sich die Filmgeschichte innovativ aneignet und sie mit seiner eigenen Geschichte und eigenen, aktuellen Themen verbindet. Man denk dabei auch an Frank Schätzings Roman "Die Tyrannei des Schmetterlings" und dessen Spiel mit Realitäten und Dimensionen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Neue Visionen Filmverleih
Jan Bülow & Hanns Zischler in "Die Theorie von Allem" (2023)
2024