Die Bucht

Sein Antrieb ist sein schlechtes Gewissen. Mit der Fernsehserie über einen talentierten Delfin namens "Flipper" gehört Rick O'Barry zu dem Filmteam, das einen anhaltenden Delfin-Trend auslöst. Als Tiertrainer brachte er Delfine Kunststücke bei. Die Folge war, dass die Meeressäuger seit den 1960er Jahren massenhaft eingefangen werden. Für Vergnügungsparks und Delfinarien werden sie aus ihrer natürlichen Umgebung verschleppt. Sie werden gedrillt, in Delfinshows akrobatische Tricks zu zeigen. Nun kämpft O'Barry gegen diese Praxis. Doch das ist nur ein Aspekt seiner Arbeit. In Japan werden Delfine gejagt, um abgeschlachtet zu werden. Das kommerzielle Schlachten von Walen ist zwar seit 1986 verboten, aber das Verbot ist in Japan nicht sehr beliebt und wird mit allen Tricks umgangen. Obwohl Delfine zur Familie der Zahnwale gehören, werden sie nach dem japanischen Walfanggesetz nicht als Wale anerkannt. Ein Argument für das Töten von Delfinen ist, dass diese den Fischern die Fischbestände leerfräßen. Obwohl diese Behauptung durch Studien widerlegt ist, hört das Schlachten nicht auf. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse, Delfinfleisch als minderwertig. Häufig enthält es einen zu hohen Quecksilbergehalt. Trotzdem wird es unter dem Etikett Walfleisch verkauft. O'Barry und sein Team wissen, dass traditionell ein brutales Schlachten von Delfinen in der Bucht von Taiji stattfindet. Um dem Treiben ein Ende zu setzen, brauchen sie Beweise in Form einer Videodokumentation, mit der man Japan noch mehr unter Druck setzen könnte. Um ihre Aufnahmen zu machen, müssen sie einen ausgeklügelten Plan entwickeln. Sicherheitspersonal und Zäune sorgen dafür, dass niemand in der Jagdsaison zur Bucht gelangt.

Gudrun Schmiesing/Filmreporter.de