News: Hollywood Insider
Sexuelle Orientierung aus neuem Blickwinkel: Kissing Jessica
Nr. 36 - Neues aus der Traumfabrik
Sex in the City
In "Kissing Jessica" drehen Jennifer Westfeldt und Heather Juergensen als Thirty-Somethings in New York an der Neurosenschraube. Sie sammeln dabei reichlich lesbische Erfahrungen. Auch Karoline Eichhorn ist in Sachen Leinwandsex inzwischen eine Expertin: Die preisgekrönte Schauspielerin lässt allerdings kein gutes Haar an ihrem freizügigen Film "Der Felsen" und will Regisseur Dominik Graf künftig die kalte Schulter zeigen.
13. Aug 2002: Frauenpower à la Hollywood: Um endlich mal an gute Filmrollen zu kommen, schrieben die beiden Theaterschauspielerinnen Jennifer Westfeldt und Heather Juergensen einfach ihr eigenes Drehbuch. Und die Damen haben Erfolg: "Kissing Jessica" ist die Geschichte der Stadtneurotikerin Jessica Stein, die ihr gestörtes Liebesleben endlich auf die Reihe bringen will - und zwar mit einer anderen Frau. Die verquasselte Dramödie traf den Nerv der Zeit: Wenige Tage nach ihrer Fertigstellung kaufte ein mächtiger US-Filmverleih die Rechte an dem Streifen.

"All unsere Geldprobleme waren damit auf einen Schlag gelöst", erinnert sich Juergensen an diesen glücklichen Moment: "Ein tolles Gefühl". Dem "tollen Gefühl" ging allerdings viel Arbeit voraus. "Kissing Jessica" basiert auf einem Bühnenstück, das Juergensen und Westfeldt 1997 als Ergebnis eines Workshops sechsmal in New York aufführten. Ein großes Studio zeigte daraufhin Interesse an dem Thema und arbeitete mit dem Autorenduo gut zwei Jahre lang an einem Filmdrehbuch. Jedoch: "Die Geschichte ist uns aus der Hand geglitten, so dass wir die Zusammenarbeit beendet haben."

<div align="center">Der Regisseur als Hampelmann


Zum Glück sprang Eden Wurmfeld in die Bresche, die als Produzentin des Independent-Knüllers "Swingers" bereits über einschlägige Erfahrungen verfügte. Regie führte schließlich Bruder Charles Herman-Wurmfeld. "Auch Männer können Frauengeschichten erzählen", verteidigt Westfeldt die Entscheidung. "Außerdem ist Mr. Wurmfeld schwul und brachte ein paar hilfreiche Aspekte in die Story ein." Es sei zudem nicht leicht gewesen, einen Regisseur für das Projekt zu finden. "Wir wollten uns eben nirgends hineinreden lassen", meint Juergensen. "Es war klar, dass wir alle wichtigen Entscheidungen selber treffen würden."

Der erste Kuss der beiden Hauptdarstellerinnen war dann "eigentlich nicht so prickelnd. Zwei Schauspielerinnen, die ihre Arbeit tun. Mehr nicht", erinnert sich Jennifer Westfeld an die Szene. Um sich in die Denkweise lesbischer Frauen hineinzuversetzen, führten die beiden Heteros vorab etliche Interviews. Das Ergebnis: "Unser Szenario war gar nicht so exotisch wie wir zunächst dachten", erklärt Westfeldt. "Frauen haben es in unserer Kultur einfacher als Männer, ihre Sexualität zu erkunden. Frauen empfinden homosexuelle Neigungen weit weniger dramatisch, als dies bei Männern der Fall ist."

<div align="center">Karoline Eichhorn lässt kein gutes Haar an "Der Felsen"


Regisseur Dominik Graf braucht derzeit starke Nerven. Nicht nur, dass die meisten Kritiker seinen neuen Film "Der Felsen" schon auf der Berlinale schmähten, auch Hauptdarstellerin Karoline Eichhorn findet das Werk mittlerweile furchtbar. "Ich bin zu weit gegangen", stellt sie fest. "So etwas wird nie wieder vorkommen. Nie!"

Stein des Anstoßes sind die freizügigen Szenen mit ihrem junger Leinwand-Lover Antonio Wannek. "Ich bin zu gutgläubig in das Projekt gegangen", stellt die 36-jährige Schauspielerin rückblickend fest. Die Endfassung des Films, eine unkonventionell erzählte Lovestory über eine Frau, die sich nach einer Trennung mit einem jugendlichen Straftäter einlässt, findet sie misslungen: "Der Film tut mir persönlich weh. Er hat tolle Bilder, aber er lässt mich außen vor."

Auch die Dreharbeiten auf der Insel Korsika waren für Eichhorn offenbar kein Zuckerschlecken. "Ich habe mich dabei sehr oft ausgeliefert gefühlt", erzählt die zweifache Grimme-Preisträgerin. "Ich fühlte mich komplett einsam und hatte niemanden, mit dem ich mich in Gesprächen austauschen konnte." Das Fazit: "Mit Dominik Graf werde ich nicht mehr drehen." Allerdings sei das Debakel letztlich ihre eigene Schuld gewesen. "Vorwürfe mache ich deshalb niemandem: Immerhin hätte ich diese Situation selbst ändern können und habe es nicht getan."

Ansonsten weiß Karoline Eichhorn durchaus, was sie will. Oder nicht will: Der "Bild"-Zeitung verweigert sie inzwischen Interviews ("Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht"), auch Promotion-Auftritte in TV-Talkshows hat sie für "Der Felsen" abgelehnt. Mit der "Yellow Press" hat sie sowieso nichts am Hut.

So zieht es Eichhorn, die den deutschen Film an sich "nie wirklich gut" gefunden hat, immer mehr ans Theater: "Theater ist wesentlich dimensionsreicher und tiefer gehend als Kino oder Fernsehen. Dort habe ich die Möglichkeit, mich mit einem Stoff wirklich auseinander zusetzen, ihn ausgiebig zu proben und schließlich chronologisch aufzuführen. Deshalb ziehe ich mich mehr und mehr aus dem Kino- und Fernsehbereich zurück. Ich kann es nämlich selbst nicht mehr hören, dass ich zwar immer über dieses Medium schimpfe, aber eigentlich doch Teil der gesamten Branche bin."

<div align="center">Aus die Maus: Erzbischof von Canterbury drischt auf Disney ein


Dr. Rowan Williams, frisch ernannter Erzbischof von Canterbury und damit neues Oberhaupt der anglikanischen Kirsche, hat ein Herz für Kinder. In seinem Buch "Lost Icons" verdammt der Kirchenmann den Einfluss der Konsumkultur auf unseren Nachwuchs. Vor allem Disney findet bei Williams keine Gnade. Mit seinem Marketing beute das Unternehmen Kinder in einer bisher nicht da gewesenen Weise aus.

Fernsehshows mit Kindern (siehe "Die Mini-Playback-Show") kommen bei Williams ebenfalls nicht gut weg: "Kinder werden darin als Sexobjekte dargestellt." Ein konservativer Prediger, der es nicht besser weiß? Nicht unbedingt. Immerhin zählen die subversiven "Simpsons" zu den Lieblingssendungen des frommen Kirchenmannes, der die Trickfilmserie als subtile Propaganda für Werte wie Demut, Menschlichkeit und Tugend preist.
Von Rico Pfirstinger/Filmreporter.de
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