Universal Pictures
Ridley Scott
Von Aliens und Replikanten
Starfeature: Filmvisionär Ridley Scott
Wovon träumt Ridley Scott? Sicher ist, dass der Regisseur düstere Zukunftsszenarien realisiert. Er macht die schwarzen Tiefen des Alls zum Ort, an dem die Monster aus unseren Alpträumen Realität werden. Die Stadt der Engel verwandelt er in einen Moloch der Trostlosigkeit, in der unsere Menschlichkeit in dreckigen Gassen zu versinken droht. "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" sind Scotts Werke. Andere Science-Fiction müssen sich auch an ihnen messen lassen.
erschienen am 9. 05. 2010
20th Century Fox
Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Director's Cut)
Was wäre, wenn...?
Scott ist zweifellos ein hervorragender Regisseur. Mit seinen bildgewaltigen Werken gelingt es ihm immer wieder, das Kinopublikum in seinen Bann zu ziehen. Doch tun wir einfach mal so, als ob Scott nach "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" nie wieder einen Film gedreht hätte. Uns wären ohne Zweifel einige denkwürdige Augenblicke in der angenehmen Dunkelheit des Kinosaals verwehrt geblieben. Wir hätten nie erlebt, wie Anthony Hopkins als Hannibal Lecter die zwischen Entsetzen und Faszination hin- und hergerissene Clarice Starling (Julianne Moore) zum Verspeisen eines seiner Opfer einlädt. Wir hätten nicht einen Schreckmoment das Atmen eingestellt, weil die wunderschöne Freundschaft zwischen "Thelma & Louise" an einem Abgrund der Rocky Mountains ihr bittersüßes Ende findet. Vielleicht wäre auch Brad Pitt nie zum Hollywood-Star aufgestiegen, wenn er in dem Roadmovie nicht eine Schar weiblicher Kinobesucher mit seinem Wachbrettbauch zum Schmelzen gebracht hätte. Andererseits wäre uns dann auch die pathetische und reaktionäre "Akte Jane" erspart geblieben. Doch das ist eine andere Geschichte. Hätte Scott nur "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" in seinem Oeuvre vorzuweisen, wäre er nicht 'nur' ein hervorragender Regisseur - er würde als Leinwandvisionär gelten.
Senator Film Verleih
Ridley Scott am Set zu Black Hawk Down
Im Weltall hört dich niemand schreien
Doch was macht "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" zu etwas Besonderem? Kaum eine andere Kunstform beruht in so hohem Maße auf Kollaboration unterschiedlichster Künstler wie der Film. Drehbuch, Schauspiel, Ton, Musik, Spezialeffekte, Schnitt - scheitert nur eines dieser Elemente, kann das auf Kosten der gesamten Glaubwürdigkeit des Spielfilms gehen. Nichtsdestotrotz ruht die Verantwortung beim Regisseur, er ist die Schnittstelle zwischen allen anderen Komponenten. So tragen auch "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" die unverwechselbare Handschrift ihres Regisseurs. "Geschichtenerzählen ist für mich grundsätzlich bildhaft, ich denke in Bildern", sagt Scott im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 28. April 2005. In keinem anderen Werk kommt Scotts visuelle Durschlagkraft so zur Geltung wie in "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner". Die Bilder bezeugen, was die Geschichten und ihre Figuren behaupten. Wenn in "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" Ellen Ripley (Sigourney Weaver) in den engen Korridoren des Raumschiffs Nostromo vor dem außerirdischen Wesen flieht, dann fürchtet nicht nur sie sich. Auch uns macht das Alien Angst. Die unsichtbare Trennlinie zwischen Fiktion und Realität verschwindet, die Illusion ist perfekt. Kein anderes Monster der Filmgeschichte wirkt so bedrohlich, wie das Alien. Das macht den Science-Fiction-Horror zum zeitlosen Kunstwerk.
Warner Home
Der Blade Runner
Replikantenjagd im zukünftigen L.A.
Den Vorhang der Ungläubigkeit einzureißen war schon immer ein entscheidendes Merkmal im phantastischen Genre. Auch in "Der Blade Runner", einer Umsetzung von Philip K. Dicks Roman "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", gelingt Scott die perfekte Illusion. Seine Vision einer dystopischen Zukunft, in der die Menschen künstlich erschaffene Replikanten als Sklaven missbrauchen, hat auch fast 30 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Die schmutzige, vom nicht enden wollenden Regen durchtränkte Zukunftsmetropole wirkt bisweilen so echt, als ob Scott tatsächlich im Los Angeles des Jahres 2019 gedreht hätte. "Dabei ist mir die Glaubwürdigkeit in der Science-Fiction genauso wichtig wie in einem Kriegsfilm. Auch in 'Blade Runner' sind wir an alle Aspekte logisch und realistisch herangegangen", erklärt Scott im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 9. Oktober 2002. Dieses Verständnis für die Architektur phantastischer Welten, gepaart mit seinem visuellen Talent, erklärt die realistische Atmosphäre von Scotts Science-Fiction-Visionen.
Concorde Filmverleih
Ridley Scott am Set von Alle Kinder dieser Welt
Düstere Träume
Wovon Scott träumt? Wer weiß das schon. Seine Träume einer düsteren Zukunft scheinen ihn jedenfalls auch weiterhin zu beschäftigen. So plant er mit der Verfilmung von Aldous Huxleys Roman "Schöne neue Welt" bereits seine nächste Kino-Dystopie. Auch ein weiteres Abenteuer seines "Alien" will er wieder ohne Rücksicht auf unsere Nerven auf uns loslassen und arbeitet deshalb gleich an zwei Prequels seines Klassikers. Ob er mit diesen neuen Projekten an "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Der Blade Runner" herankommen kann, darf angezweifelt werden. Die beiden Filme ragen nach wie vor wie zwei seltene Monolithen aus dem Dickicht unzähliger Kinoproduktionen heraus. Im Vergleich dazu wirken auch Scotts restliche Werke - so gelungen sie teilweise sein mögen - eher unscheinbar.
erschienen am 9. Mai 2010
Zum Thema
"Ich bin Filmemacher, kein Dokumentarfilmer. Ich versuche die Wahrheit zu erschüttern oder zu umgehen." Bevor Ridley Scott zum Filmemachen kommt, ist er lange Zeit als Production Designer und Art Director beim britischen Fernsehsender Thelma & Louise" kann er die Kritik entkräften. Der Film bringt ihm seine erste Oscarnominierung als Bester Regisseur. Seine weiteren Großproduktionen floppen allerdings und er so nimmt sich Ridley schließlich eine Auszeit vom Regiestuhl. Mit "Gladiator" feierte..
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