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Marie Zielcke
Stadtmensch tanzt Gogo
Interview: Andere Mutter: Marie Zielcke
Marie Zielcke wollte auch mal eine Mutter spielen. Im ZDF-Fernsehfilm "Stürmische Zeiten" darf sie das jetzt. Unkonventionell ist der Charakter deshalb, weil die alleinerziehende Frau als Stripperin arbeitet. Im Urlaub lernt sie Nils, gespielt von Max von Thun, kennen. Die Schauspielerin berichtet von der Stimmung bei den Dreharbeiten auf der Halbinsel Darß, davon, dass sie selbst ein Stadtmensch ist und wie schwer es immer wieder fällt, nackt vor der Kamera zu stehen. Marie Zielcke spricht auch über ihre eigene Kleinfamilie und ihren schwierigen Beruf.
erschienen am 6. 04. 2008
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Marie Zielcke in einer Szene von "Stürmische Zeiten"
Ricore: In "Stürmische Zeiten" gibt es idyllische Landschaften, sie unternehmen Radtouren und Strandspaziergänge. Waren die Dreharbeiten ein wenig wie Urlaub?

Marie Zielcke: Das könnte man meinen. Allerdings war es sehr kalt und windig. Doch die Landschaft kann auch bei solch einem Wetter wunderschön sein.

Ricore: Der Film hat noch einen zweiten Schauplatz, die Großstadt. Ändert sich die Stimmung bei den Dreharbeiten an diesem Set?

Zielcke: Den Eindruck hatte ich. Auf dem Land zu drehen ist einfach familiärer als in der Stadt. Das Team ist meistens im gleichen Hotel untergebracht und somit verbringt man auch nach den Dreharbeiten sehr viel Zeit miteinander. Zudem hat man ja auch nicht so viele Alternativen wie in der Stadt. In Hamburg war einfach mehr Aufregung drum herum.

Ricore: Sie selbst wohnen in Berlin. Haben Sie keine Sehnsucht nach dem Landleben?

Zielcke: Wirkliche Sehnsucht danach habe ich nicht. Ich bin von Natur aus ein Stadtmensch, der das Landleben in der Urlaubszeit zwar schön findet, aber den Trubel der Stadt auch nicht missen möchte.
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"Stürmisches Zeiten"-Paar Marie Zielcke und Max von Thun
Ricore: Sie haben im Film zwei Nacktszenen. Macht Ihnen das noch etwas aus, unbekleidet vor der Kamera zu stehen?

Zielcke: Das ist für mich immer wieder eine Herausforderung. In "Stürmische Zeiten" spiele ich eine Stripperin und da wäre es albern gewesen, es nicht zu tun. Die Figur und die Handlungsstränge verlangen dieses einfach. Genauso verhält es sich mit der Szene am Strand. Dass Nils und Inka sich nackt kennen lernen, ist der Witz der ganzen Szene. Das das peinlich ist, steht außer Frage.

Ricore: Was war für Sie der Grund, in dem Film mitzuspielen?

Zielcke: Ich mochte das Drehbuch. Aber am meisten daran hat mich gereizt, dass ich einmal eine Mutter eines älteren Kindes spielen durfte. Das fand ich spannend.

Ricore: Sie selbst haben eine dreieinhalbjährige Tochter. Läuft es da zuhause manchmal genauso ab, wie im Film?

Zielcke: Hier gibt es keinen direkten Bezug.
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"Stürmische Zeiten"
Ricore: Der Junge im Film, weiß davon, dass seine Mutter eine Stripperin ist. Ihr Beruf ist auch nicht so einfach. Wie werden Sie mit ihrem Kind umgehen?

Zielcke: Ich versuche ihr das Gefühl für den Beruf zu vermitteln. Doch ich erkläre ihr auch, dass das zwar alles wahnsinnig leicht aussieht, aber in Wirklichkeit ein harter Beruf ist, wie jeder andere auch.

Ricore: Ihre Eltern sind auch Schauspieler. Wünschen Sie es Ihrer Tochter, Schauspielerin zu werden?

Zielcke: Wenn man durch die Eltern so viel Kontakt zu diesem Beruf hat, ist das natürlich nicht abwegig. Trotzdem wünsche ich mir, dass sie sich alle Wege offen hält, dass sie erst einmal ihr Abitur macht, um später eventuell studieren zu können. Ich glaube aber, dass sich jedes Elternteil, egal aus welchem Beruf, nur das Beste für sein Kind wünscht.

Ricore: Im Film geht es auch um ein zerrüttetes Verhältnis von Vater und Sohn. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Eltern wenig zuhause waren. Haben Sie ihren Eltern Vorwürfe gemacht?

Zielcke: Natürlich sind Schauspieler berufsbedingt viel unterwegs, doch liegt es immer an einem selbst, wie man seine freie Zeit aufteilt und nutzt. Ausserdem sind Schauspieler streckenweise auch öfter zu Hause und können somit eine noch viel intensivere Zeit mit ihren Liebsten verbringen, als Berufstätige, die früh morgens zur Arbeit gehen und spät nach Hause kommen.

Ricore: Der Film erzeugt gemischte Gefühle. Einerseits ist da eine große Leichtigkeit andererseits geht es um Krankheit und Tod. Welcher Eindruck hat sich bei Ihnen durchgesetzt?

Zielcke: Das es ein schöner, aber auch nachdenklicher Film geworden ist - mit allem was das Leben mit sich bringen kann. Man glaubt es zwar nicht, aber auch im wahren Leben liegen Leichtigkeit und Schwere sehr nah beieinander.
erschienen am 6. April 2008
Zum Thema
Mit 17 Jahren verlässt Marie Zielcke die Schule, um Schauspielerin zu werden. Mit 19 bekommt sie den Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchs-Darstellerin für ihre Rolle in "Silvester Countdown". In der Folge dreht sie mit Regisseuren wie Doris Dörrie, Oskar Roehler oder Mika Kaurismäki. Sie spielt für Film und Fernsehen mit Ben Becker, Götz George und Moritz Bleibtreu. Aus der Nachwuchsschauspielerin ist längst eine feste Größe im Deutschen Film geworden. Zielcke hat eine gemeinsame Tochter mit..
"Stürmische Zeiten" herrschen auf der Halbinsel Fischland an der Ostsee nicht nur wetterbedingt. Vater Werner (Wolfgang Stumph) und Sohn Niels (Max von Thun) sind heillos zerstritten. Dazwischen steht Urlauberin Inka (Marie Zielcke), die sich in einen verliebt und zu dem anderen Vertrauen fasst. Das TV-Drama um zwei Sturköpfe vermittelt sowohl eine heitere Atmosphäre als auch den Ernst alltäglicher Nöte.
2024