Constantin Film
Jim Caviezel ist JC
James Caviezels Glaubensbekenntnisse
Interview: Der Prediger des Herrn
JC = Jesus Christus? Nein - JC = James Caviezel! Und damit jeder Verwirrung vorgebeugt wird: der 33jährige (!) ist Hollywood-Schauspieler. Das einzige Wunder, dass er vollbringt, ist Journalisten bei Interviews regelmäßig zum Einschlafen zu bringen. Regisseur Mel Gibson, der Caviezel für die Titelrolle seiner "Passion Christi" engagiert hat, weil er ihn als Soldat in Terrence Malicks "Der schmale Grat" in Erinnerung hatte, bezeichnet seinen Star schmunzelnd als katholischen Fanatiker. Das aus dem Mund des Mannes, dem selbiges derzeit beinahe täglich vorgeworfen wird.
erschienen am 16. 03. 2004
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Noch ist JC bei guter Gesundheit
Im Vergleich zu Caviezel nimmt sich Gibson wie ein armer Sünder aus: Der junge Schauspieler ist im Gegensatz zu seinem Regisseur nie irgendeiner Sucht erlegen, ist seiner Frau treu und belehrt seine Mitmenschen ständig über das 2. Gebot, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen. Was Gott zu spielen betrifft, hat er trotzdem einige Probleme. Dass neuerdings fanatische Kinobesucher vor ihm niederknien, ist ihm nicht ganz geheuer. Aber keine Bange - daran hat sich noch jeder Hollywoodstar gewöhnt!

Ricore: Hatten Sie Zweifel, Christus zu spielen?

James Caviezel: Ja, jede Menge. Als Mel davon anfing, dachte ich, ich würde lieber eine Komödie drehen. Allein die Maske dauerte acht Stunden, von zwei Uhr früh bis 10 Uhr vormittags. Und um all das wieder abzuwaschen, brauchte ich ganze zwei Stunden am Ende des Drehtags. Außerdem drehten wir im Winter, und ich war halbnackt und bekam Kälteschock, renkte mir bei der Kreuzigung die Schulter aus und als ich dann am Kreuz hing, schlug während eines Gewitters der Blitz ein. Ich schaute nach oben und meinte zu Gott: "Dir scheint gleichgültig zu sein, ob wir diesen Film machen oder nicht."

Ricore: Was empfanden Sie, als Sie sich das erste Mal als Jesus sahen?

Caviezel: Ich konnte mich nie daran gewöhnen, und die Reaktion der Leute war sehr seltsam. Entweder sind sie in dich verliebt, oder es macht sie ganz unruhig, oder sie tun so, als wären sie nicht davon berührt.
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Jim Caviezel träumte am Dreh sogar in Aramäisch
Ricore: Warum glauben Sie, dass manche nur so tun als wären sie nicht davon berührt - vielleicht sind sie es ja wirklich nicht. Ein Filmset ist ja schließlich ein Arbeitsplatz, und die Maskenbilder, die sie täglich acht Stunden schminken, werden ja doch irgendwann immun, oder?

Caviezel: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgendwer bei so einem Film immun bleibt. Ich träumte sogar in Aramäisch und Latein! Mel ließ eine Messe auf Latein halten, und das beeindruckte mich sehr. Ich lernte viel von dieser Rolle. Dass ich nicht genug liebe, dass ich ein besserer Mensch werden muss.

Ricore: Was halten Sie davon, dass der Film von christlichen Fundamentalisten in den Himmel gehoben wird, und von allen anderen stark kritisiert?

Caviezel: Der Film hat eine universelle Botschaft. In dieser Geschichte geht's um Glauben, Liebe, Vergebung und Opfer. Es ist die Hoffnung für die Menschheit. Es ist die Geschichte, in der alle anderen Geschichten ihren Ursprung finden. Ich sagte zu Mel von Anfang an: Ich möchte der semitischste Jesus sein, den es je gab. Ich will nicht einen blonden, blauäugigen Jesus spielen. Er war Jude, und ich will authentisch sein, und in meiner Darstellung alle Religionen respektieren, besonders das Judentum.
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Caviezel: Ich gehorche den Lehren des Papstes
Ricore: In dem derzeitigen Bestseller "Der DaVinci Code" wird genau wie schon in "Heiliges Blut, Heiliger Gral", die Behauptung aufgestellt, dass Maria Magdalena erst nach dem Konzil von Nicea 400 nach Christus von den katholischen Kirchenherren zur Prostituierten abgestempelt wurde, in Wirklichkeit aber mit Jesus verheiratet war und ihm nach seinem Tod und der Auferstehung sogar ein Kind gebar. Das passte aber nicht ins patriarchalische Machtkonzept des Vatikans. Wie stehen Sie dazu, dass in der Bibel Frauen entweder Heilige oder Huren sind?

Caviezel: Ich kann dazu nichts sagen, denn ich kenne keines der beiden Bücher.

Ricore: Aber Sie kennen die Bibel?

Caviezel: Ja, also Teil meines katholischen Glaubens ist es, dass ich die Lehren der Kirche so akzeptiere wie sie sind. Ich gehöre nicht zu denen, die sich überall das herauspicken, was ihnen gerade passt. Ich bin kein Büffet-Katholik. Ich gehorche den Lehren der Kirche und des Papstes. Dieser Film ist nicht nur ein Film für mich - er ist die Heilige Schrift. Das sind die Evangelien. Und das ist mein Leben da oben auf der Leinwand.

Ricore: Sie sehen sich als Gott?

Caviezel: Nein. Als einer, für dessen Sünden Jesus gestorben ist. Man kann so einen Film nicht machen, ohne davon verändert zu werden. Ich sage sogar, man kann so einen Film nicht sehen, ohne davon verändert zu werden.
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Caviezel ist 33 - seine Initialen: JC
Ricore: Für viele Menschen ist die Bibel eine Ansammlung aus Metaphern, nicht unbedingt ein historisches Dokument. Können Sie diese Betrachtungsweise gelten lassen?

Caviezel: Alles, was in der Bibel steht ist die Wahrheit. Alles, was in anderen Büchern steht ist Fiktion. Die Bibel ist alles, was wir haben. Das ist das Einzige, was wir wissen, das einzige, was wir annehmen können. Ich stimme allen anderen Philosophien einfach nicht zu. Tut mir leid.

Ricore: Sie sagten doch, dass Sie alle Religionen akzeptieren, und dass Sie mehr lieben wollen? Schließt das nicht alle Philosophien und alle Menschen mit ein?

Caviezel: Ja, aber ich muss nicht meinen eigenen Glauben verwässern, um das zu tun. In diesem Land haben wir ein Recht verschiedenen Religionen anzugehören und verschiedene Glauben zu praktizieren. Wenn wir alle unseren Glauben verwässern, wie können wir dann unserem Glauben treu bleiben?!

Ricore: Was macht Sie zum perfekten Jesus-Darsteller?

Caviezel: Ich bin 33, und meine Initialen sind JC!

Ricore: Ach ja? Können Sie auch Wasser in Wein verwandeln? Denn bei diesem Interview brauche ich einen Drink!
erschienen am 16. März 2004
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Der tiefreligiöse und streng-katholische Jim Caviezel wollte ursprünglich Basketballprofi werden. Seine Chancen standen gut, bis ihn eine Fußverletzung im zweiten Studienjahr im Bellevue Community College daran hinderte, seinen großen Traum zu verwirklichen. Seitdem konzentrierte er sich auf die Schauspielerei. Anfangs überzeugte er in kleinen Nebenrollen und verschreckte auch das eine oder andere Mal Agenten mit seiner seltsamen Art. Im Alter von 25 Jahren wurden bei ihm..
Als Mel Gibson vor ein paar Jahren von seiner Idee erzählte, seinen ganz persönlichen Jesus-Film in Latein und Aramäisch zu drehen, hielten ihn viele für verrückt. Geldgeber fanden sich keine, also plünderte der Superstar seine Portokasse und finanzierte den Film selbst. "Die Passion Christi" hat ein Millionenpublikum erreicht, aber wegen seiner brutalen Bildsprache auch harte Kontroversen ausgelöst. Auch dem Vorwurf, seine "Passion" sei antisemitisch, sah sich Gibson ausgesetzt.
2024