Walt Disney Studios Motion Pictures
Carla Gugino
Carla Gugino über Las Vegas
Interview: "Ich schätze den Dreck"
Carla Gugino ist ein Workaholic. Allein 2009 kommen neun Filme mit der Italoamerikanerin in die Kinos. Einer ist die Fantasy-Action-Komödie "Die Jagd zum magischen Berg", wo sie eine U.F.O.-Wissenschaftlerin spielt. Gugino ist im Filmgeschäft, seit sie 15 Jahre alt ist. Durch Rollen in Comic-Verfilmungen wie "Sin City" und "Watchmen - Die Wächter" ist sie mit dem Fantasy-Genre vertraut. Mit uns sprach Gugino über Außerirdische, Currywürste, U.F.O.-Nerds und ihr ambivalentes Verhältnis zu Las Vegas.
erschienen am 7. 04. 2009
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Die Jagd zum magischen Berg
Ricore: Was ist ihr Lieblingsgericht?

Carla Gugino: Hier in Berlin habe ich ein Wiener Schnitzel gegessen.

Ricore: Warum Wiener Schnitzel in Berlin?

Gugino: Naja, weil ich in Deutschland bin. Berlin ist leider die einzige Stadt in Deutschland die ich besuche.

Ricore: In Berlin isst man eher Currywurst.

Gugino: Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?

Ricore: Ich habe sie angerufen, sie haben nicht zurückgerufen.

Gugino: Sie hätten mich noch einmal beim Essen anrufen können.

Ricore: Das nächste Mal. Momentan laufen gleich zwei Filme von Ihnen im Kino. Haben Sie etwas an ihrem Karriereplan geändert?

Gugino: Es hat mich schon immer interessiert, hinter meinen Figuren zu verschwinden. Die letzten paar Jahre habe ich sehr viel gearbeitet und jetzt kommen ein paar meiner Filme innerhalb kurzer Zeit ins Kino. Vielleicht habe ich einfach nach zwanzig Jahren über Nacht Erfolg (lacht). So richtig weiß ich auch keine Antwort darauf. Vor fünf Jahren habe ich wieder mit dem Theaterspielen angefangen und in nächster Zeit kommt unser neues Stück am Broadway heraus. Also ich habe mich einerseits auf das Theaterspielen konzentriert und gleichzeitig habe ich auch mehr Filme gedreht. Vielleicht bekomme im Moment ich einfach mehr Aufmerksamkeit. Für mich allerdings bleibt alles gleich. Ich möchte gute Rollen bekommen und mit interessanten Leuten arbeiten.
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Carla Gugino bei der Premiere von "Watchmen" in London
Ricore: Wenn Sie in einem Film mitspielen, ist man sicher, dass er eine gewisse Qualität hat. Sind Sie sich bei diesem Film auch sicher, dass das Publikum ihn mögen wird?

Gugino: Es hat sich so angefühlt, dass die Menschen den Film mögen werden. Bei den "Spy Kids" war ich mir zum Beispiel am Anfang nicht so sicher. Ich mochte die Idee sehr, aber das der Film so ein großer Erfolg werden würde, war eine große Überraschung. Bei "Die Jagd zum magischen Berg" ist es so, dass der Originalfilm eine große Anhängerschaft hatte und wir ein Gespür dafür hatten, dass der Film ein Erfolg werden könnte. Aber ich betrachte nie etwas als selbstverständlich. Ich habe im Lauf meiner doch recht langen Karriere schon sehr oft gehört: Dieser Film wird dein Leben verändern. Ich möchte wissen, warum ich etwas tue und auch dahinter stehen.

Ricore: Sie haben in Ihrer Karriere schon öfter Wissenschaftlerinnen gespielt. Haben Sie eine Beziehung zur Forschung?

Gugino: Ja, das ist wirklich lustig. Ich habe die Leute ausgetrickst und jetzt denken sie, ich sei klug. Ich habe aber auch den Gegenpart gespielt. Tatsächlich war ich eine gute Schülerin und ich glaube, ich habe angefangen zu spielen, weil ich auch mal die Möglichkeit haben wollte, außer Kontrolle zu sein. Aber ich kann nicht verleugnen, dass ein Teil von mir, die intellektuelle Herausforderung bei solchen Rollen mag. Für die Rolle allerdings wurde ich besetzt, weil Regisseur Andy Fickman ein großer Fan der Fernsehserie "Nemesis - Der Angriff" ist. Zwar ist die Figur die in der Serie spiele ganz anders, aber das Thema ist ähnlich.

Ricore: Sind Sie jemand, der das Unerklärliche versucht zu erklären oder glauben Sie an mysteriöse Ereignisse?

Gugino: Ich liebe das Unerklärliche. Ich bin wohl viel esoterischer als meine Figur Alex. Ich denke, dass uns das Leben ernsthafte Fragen stellt. Wir werden nicht zwingend die Antworten finden, aber wir suchen zumindest danach. Meine Figur kann eher alles erklären und genau definieren. Es gibt zwei Arten von Rollen. Entweder die Figuren sind viel größer als man selbst, zum Beispiel Superhelden, wo man eher will, dass man so ist wie sie. Oder sie sind völlig anders als man selbst, ist aber sehr dankbar, dass man sie spielen darf. Alex gehört definitiv in letztere Kategorie. Es macht Spaß, sich andere Geisteshaltungen anzueignen.
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Carla Gugino
Ricore: Glauben Sie an außerirdisches Leben?

Gugino: Ich denke, dass es arrogant wäre zu sagen, dass wir die einzigen Lebewesen im ganzen Universum sind. Ich glaube jetzt nicht, dass sie wie Teenager aussehen, aber ich glaube, dass es sie gibt. Vielleicht habe ich einfach zu viele solche Figuren gespielt, dass sie mich jetzt schon beeinflussen. Für mich ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es Leben da draußen gibt als das Gegenteil.

Ricore: Vermissen Sie manchmal Figuren in Filmen?

Gugino: Ja, Sally Jupiter in der Comic-Roman-Verfilmung "Watchmen" habe ich vermisst. Sie hat keine so große Rolle im Buch wie im Film, was ich sehr schade finde. Ich hätte sie gerne länger gespielt. Am Broadway habe ich in dem Arthur-Miller-Stück "Nach dem Sündenfall" mitgespielt, wo er uns kurz vor seinem Tod (2005, d.R.) besuchte. Ich spielte eine Figur, die Miller nach Marilyn Monroe gestaltet hatte, mit der er fünf Jahre verheiratet war. Mit dieser Figur war ich auch Monate später noch nicht fertig geworden, und das obwohl ich sie monatelang achtmal in der Woche spielte.

Ricore: Können Sie sich Filme wie "Die Jagd zum magischen Berg" ansehen, wenn Sie darin mitspielen?

Gugino: Ja klar. Das ist ein reiner Popcorn-Film. Auch kann ich ja jederzeit rausgehen und wieder zurückkommen. Auch gibt es in diesem Film einen großen Teil, wo ich nicht vorkomme, den ich also aus reinem Spaß an der Freude ansehen kann. Wenn man lang im Filmgeschäft ist, hat man den Vorteil, dass man Dinge als Ganzes wahrnimmt. Ich gehörte auch nie zu den Schauspielern, die in einer Seifenblase leben. Ich habe mich immer gefragt, was meine Rolle in einem größeren Zusammenhang ist. Ich schaue mir Filme, in denen ich mitspiele, an, um dem Gesamtzusammenhang zu sehen. Ich schaue sie nicht an, um zu sehen, ob ich etwas gut oder schlecht gemacht habe, obwohl ich definitiv selbst mein härtester Kritiker bin. Das passiert jedoch eher während des Dreh-Prozesses - es kommt immer der Punkt, wo ich dann loslasse.
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Carla Gugino und Dwayne Johnson am Set von "Die Jagd zum magischen Berg"
Ricore: Es gibt da diese Szene, wenn sie sich von dem Kind verabschieden. An dieser Stelle hatte ich einen kleinen Schock, weil ich dachte: "Jetzt sagt das Kind zu Ihnen: Ihr seid unsere Eltern!"

Gugino: Nein, das war nie so angelegt. Wir haben einige Witze gegen Ende hin eingebaut, aber nicht das. Aber Ciarán Hinds' Figur ist sich bewusst, als wir mit neuem Auto im Abspann zu sehen sind, dass sie zurückkommen werden. Das war die einzige überraschende Wendung zum Schluss, die aber herausgeschnitten wurde.

Ricore: War Ihnen bewusst, dass diese ganze U.F.O.-Fan-Welt so existierte? Einige der berühmtesten U.F.O.-Gläubigen spielen ja auch Comeo-Rollen.

Gugino: Ja. Ich habe vorher selbst nie an derartigen Veranstaltungen teilgenommen. Wer jemals da war, wird bestätigen, dass es ganz unglaublich ist. In Diego in Kalifornien gibt es diese "Comic-Book-Convention". Ich war da ein paar Mal wegen "Sin City" und "Watchmen". Die Leute laufen da in total irren Kostümen herum und sammeln all die Erinnerungsstücke zu Comics. Auch trifft man diese Leute, die alles über alles wissen. Das hat mir einen Eindruck von dieser Welt vermittelt. Ich finde es toll, wenn Leute so leidenschaftlich das betreiben, was sie gerne tun.

Ricore: Wie ist Ihre Herangehensweise an Rollen wie diese? Sie sprachen vorher über Bühnenrollen. Wie machen Sie das im Film? Proben Sie da viel?

Gugino: Ich nähere mich jedem Projekt unterschiedlich. In diesem Film basierte meine Figur lose auf einem Harward-Wissenschaftler, der mit Leuten sprach, die behaupteten, dass sie von Aliens besucht wurden. An der Universität wurden all diese Alien-Gläubigen für Betrüger erklärt, er jedoch meinte, dass er allen glauben würde. Aus diesem Grund wurde er von Harward entlassen. Wir recherchierten also eine Weile über ihn. In "Sin City" gab es nicht viel zu recherchieren. Wir versuchten einfach Einstellung für Einstellung den Comic-Roman umzusetzen. Normalerweise arbeitet man von innen nach außen. Im Falle von "Sin City" war es umgekehrt, da haben wir buchstäblich bei jeder Armbewegung überlegt: "Wie schaut das im Comic aus? Wie mache ich es, dass es eine menschliche Bewegung ist, aber das Comic nicht verändert?". Für das Eugene-O'Neill-Stück, dass ich am Broadway spielte, habe ich viel über ihn recherchiert und seine Ansichten über Frauen und Männer.

Ricore: Wie würden Sie Las Vegas für jemanden beschreiben, der noch nicht da war?

Gugino: Las Vegas ist ein sehr seltsamer Ort. Ich bin kein großer Vegas-Fan, obwohl es bestimmt eine Reise wert ist. Für den Film war es großartig. Die haben sogar die ganze Straße für uns gesperrt. Es ist - schon wenn man am Flughafen ankommt - ein bizarrer Ort, eine Art Disney-Land, der im Nichts, in der Wüste gebaut wurde. Ich mag es nicht - den falschen Eiffelturm und die unechten venezianischen Kanäle. Ich schätze mehr den Dreck, der schöne Dinge umgibt. Ich mag keine glänzende kleine Kopie von etwas Großem. Es ist interessant, wenn man betrunkene, glückliche Menschen trifft, die gerade ein Vermögen gewonnen haben oder andere, die gerade ihr Haus verloren haben. Man kann dort jederzeit vor die Türe gehen und es ist immer etwas los, auch um vier Uhr morgens. Las Vegas ist surreal und ich kenne viele Leute, die es sehr mögen. Ich bin eher ein Natur-Mädchen. Wenn ich aber in eine Stadt gehe, dann will ich, dass es eine echte Stadt ist.

Ricore: Würden Sie einer außerirdischen Einladung auf einen anderen Planeten folgen?

Gugino: Sofort! Natürlich. Das Leben ist kurz, solche Angebote kriegt man nicht täglich.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 7. April 2009
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2024