Stefan Huhn/Ricore Text
Marcus Harris auf der Deutschlandpremiere von "Fünf Freunde"
"Fünf Freunde' haben mich begleitet"
Interview: Wiedersehen mit Marcus Harris
Julian hat Marcus Harris nie losgelassen. In der britischen Serie "Fünf Freunde" spielte er den Anführer der berühmten Kinderdetektive. Für die deutsche Verfilmung der Enid Blyton-Kinderbücher hat er sich sofort begeistert. Für die Rolle des Julian ist er inzwischen zwar zu alt. Mitspielen wollte er trotzdem. Im Interview mit Filmreporter.de berichtet er über seine Zeit als Unternehmer und stellvertretender Bürgermeister von Wallingford. Zudem erklärt er uns, dass es ein weiteres Wiedersehen mit seinem Julian geben könnte.
erschienen am 28. 01. 2012
Stefan Huhn/Ricore Text
Marcus Harris und Quirin Oettl auf der Deutschlandpremiere von "Fünf Freunde"
Ricore: Wie war es, ein neues "Fünf Freunde"-Abenteuer zu drehen?

Marcus Harris: Es war fantastisch. Es ist großartig, Teil dieser Produktion zu sein. Die "Fünf Freunde" haben mich aber all die Jahre begleitet. Es gab immer Fanpost, Interviews und Events.

Ricore: Wann wurden Sie wegen der neuen Verfilmung kontaktiert?

Harris: Moviemax hat lange versucht, die Rechte für die Originalserie zu bekommen. Ich wurde kontaktiert, um an der DVD-Box für den deutschen Markt zu arbeiten. Der Vertrieb hat dann die Produktionsfirma des neuen Films kontaktiert und mich für eine Rolle vorgeschlagen. Die Dreharbeiten waren toll.

Ricore: Sind Sie mit Quirin Oettl als Julian zufrieden?

Harris: Quirin ist toll. Ich bin so stolz, dass er die Rolle übernommen hat. Ich habe ihm gesagt, dass diese Erfahrung ihn lange begleiten wird. Leute werden die Titelmelodie auf der Straße singen, wenn sie ihn sehen. Es ist eine tolle Figur. Julian ist ein selbstbewusster Junge, ein natürlicher Anführer. Quirin hat diese Qualitäten auch. Und er ist ein toller Schauspieler. Wir beide kennen die Figur gut und es macht Spaß, sich über sie auszutauschen.

Ricore: Hat sich Julian verändert?

Harris: Nein, es ist immer noch die gleiche Figur. Drehbuchautor Peer Klehmet hat den Geist der Fernsehserie von 1978 erfasst, aber eine ganz neue Geschichte erschaffen. Ich spreche wenig Deutsch, aber als ich den Film gesehen habe, konnte ich der Story folgen. Das liegt daran, dass ich die Reaktionen der Figuren verstehen konnte. Ich kannte die Figuren gut, sie sind toll geschrieben. Und die jungen Schauspieler machen ihre Aufgabe hervorragend. Es fühlte sich sehr vertraut an.
Constantin Film
Fünf Freunde
Ricore: Wie sind Sie damit umgegangen, dass Sie so jung berühmt wurden?

Harris: Ich fand das toll. "Fünf Freunde" ist ein besserer Titel als "The Famous Five", wie es in England heißt. Als ich die Rolle bekam, sagte meine Agentin zu mir: "Ist dir klar, dass dies dein Leben ändern wird?" Ich - ein 13-Jähriger rief: "Ja, fantastisch!" Während wir die zweite Staffel aufnahmen, lief die erste im Fernsehen. Bei den Dreharbeiten tauchten plötzlich 50 Schülerinnen auf, die unseren Wohnwagen belagerten und Autogramme haben wollten. Leute wollen die Abenteuer gemeinsam mit dir erleben. Ich liebte den Ruhm. Jetzt arbeite ich wieder als Schauspieler und genieße das immer noch.

Ricore: Warum haben Sie ihre Schauspielkarriere nach "Fünf Freunde" beendet?

Harris: Ich bekam eine Rolle in "Pony Patrol", einer ähnlichen Serie. Doch dann streikte die Belegschaft des Fernsehsenders und die Serie wurde eingestampft. Da dachte ich, ich müsste mir einen seriösen Schulabschluss besorgen und nicht alles auf den Beruf des Schauspielers setzen. Mit 16 begann ich zu arbeiten und Geld zu verdienen. Ich habe später eine eigene Firma aufgebaut. Erst als ich sie 2007 verkauft habe, hatte ich Zeit für die Schauspielerei. Obwohl ich meine Karriere 25 Jahre unterbrochen habe, gibt mir "Fünf Freunde" immer noch eine tolle Basis. Das zeigt ja auch der Umstand, dass ich hier in Deutschland sitze und Interviews gebe.

Ricore: Wie haben Sie gelernt, eine eigene Firma zu führen?

Harris: Mein ganzes Leben habe ich eher gelernt, als dass mir etwas beigebracht wurde. Das war mit der Schauspielerei so und auch mit dem Geschäft. Um ein guter Anführer zu sein, muss man sich für Menschen interessieren. Man muss Leidenschaft für das empfinden, was man tut. Dann werden dir andere folgen. Wenn dir andere folgen, dann kannst du große Dinge vollbringen. Das ist das einzige Prinzip, nach dem ich meine Firma geführt habe. Aber es gilt auch für die Schauspielerei und mein Familienleben.

Ricore: Sie waren stellvertretender Bürgermeister ihrer Heimatstadt. Was hat Sie dazu motiviert?

Harris: Ich bin nicht wirklich an Politik interessiert. Was mich interessiert, ist die Gemeinschaft, in der ich lebe. Deshalb habe ich mich zur Wahl gestellt. Es war ein großes Privileg, diese Aufgabe zu übernehmen. Das ist ein Hobby, das habe ich alles ehrenamtlich gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich selbst aktiv werden muss, wenn ich wollte, dass bestimmte Dinge besser werden.
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Marcus Harris auf der Deutschlandpremiere von "Fünf Freunde"
Ricore: Waren Sie in einer Partei?

Harris: Ich wurde als unabhängiger Kandidat gewählt. Aber: ja, ich habe Verbindungen zu einer Partei. Allerdings sind meine politischen Ansichten nicht besonders links oder rechts. Ich liege ziemlich in der Mitte.

Ricore: Was waren ihre wichtigsten Erfolge als stellvertretender Bürgermeister?

Harris: Ich habe den Bürgermeister unterstützt und ihn vertreten. Ich habe viele Gartenpartys eröffnet. Man ist Teil eines Teams und die Zusammenarbeit im Team ist entscheidend. Wir haben zum Beispiel dafür gesorgt, dass unsere Parks sauber bleiben und dass die Mülltonnen geleert werden. Es kann ziemlich langweilig sein. Aber all das ist wichtig, wenn man die Gemeinschaft weiterbringen will.

Ricore: Interessieren sich nicht viele Menschen für die Gemeinschaft?

Harris: Doch, ich glaube, die meisten tun das schon. Viele Menschen haben nicht die Zeit, sich einzubringen. Heute muss man so viel arbeiten. Ich kenne Leute, die eine Unmenge an Zeit für die Gemeinschaft opfern. Andere haben diese Zeit nicht. Aber es interessiert sie trotzdem.

Ricore: Haben Sie den Kinderdarstellern Ratschläge gegeben, wie man damit klar kommt, berühmt zu sein?

Harris: Ich habe mit ihnen und ihren Eltern gesprochen. Ich habe versucht, ihnen zu vermitteln, was sie erwartet. Wenn der Film rauskommt, werden sie im ganzen Land bekannt sein. Ich habe Quirin gesagt, dass er nach dem Fahrradunfall im Film gefragt werden wird. Oder nach der Szene mit der Waffe. Er wird Säcke voller Post bekommen. Ich habe Massen von E-Mails und Briefen bekommen, nachdem die Originalserie letztes Jahr auf DVD herauskam. Die "Fünf Freunde" tun Dinge, die Kinder in Europa nicht mehr machen können. Als Zwölfjähriger darf man heute nicht in einem Schiffswrack spielen oder Hovercraft fahren. Dieser Film gibt Kindern die Möglichkeit, diese Freiheit zu erleben. Und die Schauspieler haben die Möglichkeit, Menschen glücklich zu machen, indem sie einfach einen Fanbrief beantworten. Es ist eine fantastische Reise.
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Quirin Oettl, Valeria Eisenbart, Justus Schlingensiepen, Neele-Marie Nickel sind die "Fünf Freunde"
Ricore: Haben Sie die Briefe von früher behalten?

Harris: Mein Vater bewahrt eine Menge auf. Er hat auch die alten Skripts der Serie. Wenn man in den 1970er Jahren eine Insel, die es nicht gab, filmen wollte, dann musste man sich mit einem Trick behelfen. Die Insel wurde auf eine Glasplatte gemalt, durch die dann gefilmt wurde. Auch diese Glasplatte liegt bei meinem Vater auf dem Speicher.

Ricore: Was ist das Besondere an den Kindern in "Fünf Freunde"?

Harris: Die Kinder sind mutig, ein wenig ungehorsam und haben einen bewundernswerten Sinn für Gerechtigkeit. Aber das wichtigste ist die Freiheit, sich auf sein Fahrrad zu setzen und einfach den ganzen Tag herumzufahren, ohne den Eltern etwas zu sagen. In der Realität ist das gefährlich. Ich schreibe gerade an einem Drehbuch über die "Fünf Freunde" als Erwachsene. Ich versuche diesen Geist der Freiheit einzufangen. Mein Sohn ist zehn Jahre alt. Er liebt die "Fünf Freunde"-Bücher, 70 oder 80 Jahre nachdem sie erschienen sind. Die Geschichte hat etwas Zeitloses.

Ricore: Ist "Fünf Freunde" realistisch?

Harris: Naja, Kinder sollten schon Abenteuer erleben. Aber wenn sie solche Touren machen wie die "Fünf Freunde", sollten sie ihren Eltern Bescheid sagen. Kinder, wenn ihr das lest: sagt euren Eltern Bescheid!

Ricore: Wie weit sind Sie mit ihrem Drehbuch?

Harris: Es wird eine Fernsehserie werden. Die Zusammenfassung der ersten Staffel ist geschrieben. Es gibt eine Pilotfolge. Gary Russell und ich würden unsere Rollen gerne wieder spielen. Ein bekannter deutscher Schauspieler, den ich nicht nennen will, könnte einen der Bösewichte spielen. Die "Fünf Freunde" werden einen alten Bekannten treffen, der aus dem Gefängnis entlassen wurde und Rache will. Sie müssen sich wieder zusammenraufen, obwohl sie lange nichts miteinander zu tun hatten, und sich der Bedrohung stellen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 28. Januar 2012
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George (Valeria Eisenbart) und ihre Freunde sind gezwungen zu handeln. Als sie in einer Schmugglerhöhle eine brisante Entdeckung machen, glaubt ihnen niemand. Dabei ist das Leben von Georges Vater (Michael Fitz) in Gefahr! So machen sich die fünf Freunde alleine daran, diesen zu beschützen. "Fünf Freunde" basiert auf der gleichnamigen britischen Kinderbuchreihe von Enid Blyton. Deren Stoff adaptiert "Rock It!"- und "Sommer"-Regisseur Mike Marzuk.
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2024