Kool Filmdistribution
Space Tourists

Space Tourists

Originaltitel
Space Tourists
Regie
Christian Frei
Darsteller
Jonas Bendiksen, Anousheh Ansari, Dumitru Popescu, Charles Simonyi
Kinostart:
Deutschland, am 29.07.2010 bei Kool Filmdistribution
Kinostart:
Schweiz, am 15.10.2009 bei Look Now!
Genre
Dokumentarfilm
Land
Schweiz, Kasachstan, Rumänien, Russland
Jahr
2009
FSK
ab 0 Jahren
Länge
98 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Faszinierende Dokumentation menschlicher Höhenflüg
In seiner aktuellen Arbeit weitet der Schweizer Dokumentarfilmer Christian Frei seinen Blick in die Weiten des Weltraums und der kasachischen Steppe aus. In "Space Tourists" dokumentiert er die Sehnsucht des Menschen, aus der Enge des irdischen Daseins in den unendlichen Kosmos auszubrechen. Thematische Konstanten zwischen diesen Arbeiten auszumachen scheint auf den ersten Blick müßig. Dennoch lassen sich bei näherem Betrachten einige Leitfäden erkennen. Was alle diese Filme eint, sind Menschen, die sich in Extremsituationen begeben oder extreme Ziele verfolgen. Ein weiterer thematischer Kernpunkt ist die Vergänglichkeit und Zerstörung kultureller und geistiger Errungenschaften durch die Willkür menschlicher Entscheidungen.

Anousheh Ansaris ehrgeiziges Ziel steht im Fokus der Betrachtung. Für die amerikanische Unternehmerin ist kein Preis zu hoch, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Als erste Frau der Welt lässt sie es sich rund 20 Millionen Dollar kosten, um an Bord des russischen Sojus-Raumschiffs in den Weltraum zu fliegen. "Space Tourists" begleitet die Frau in der harten Vorbereitungszeit in der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, während ihrem Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation und bei der unsanften Rückkehr in die Ödnis der kasachischen Steppe. Parallel dazu dokumentiert Frei das harte Ausbildungsprogramm eines weiteren Weltraumtouristen, des Unternehmers Charles Simonyi, der ebenso wie Ansari das ehrgeizige Ziel hat, die unendliche Weite des Kosmos zu ergründen. Der dritte Träumer im Porträt ist der rumänische Raketen-Enthusiast Dumitru Popescu. Er hat den Wettbewerb der X-Prize Foundation gewonnen und verfolgt das nicht gerade bescheidene Ziel, ein Raumschiff zu konstruieren, mit dem private Weltraum-Flüge ermöglicht werden sollen.
2001 erregte Christian Frei mit seiner Dokumentation "War Photographer" großes Aufsehen. Darin begleitete der Filmemacher den Fotografen James Nachtwey in die Krisenregionen dieser Welt, um die Öffentlichkeit das Leid der von Krieg und Zerstörung gebeutelten Menschen, Armut und soziale Ungerechtigkeit vor Augen zu führen. 2005 begab sich Frei mit seinem Team zu den "Giant Buddhas" nach Afghanistan, um die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan durch die Taliban zu dokumentieren.

"Space Tourists" ist das sensible Porträt dreier Persönlichkeiten, die hart an ihrem Traum arbeiten, in den Weltraum zu fliegen. Das Fliegen kann man hier durchaus symbolisch betrachten, schwingt doch mit der Sehnsucht der Protagonisten meist mehr mit als der bloße Ehrgeiz, Rekorde zu brechen. Ihre Höhenflüge sind metaphysischer Natur, sind Ausdruck ihrer Sehnsucht nach dem Geheimnis und der Schönheit der menschlichen Existenz. Eine Schönheit, die sich ihnen durch den Blick aus dem Raumschiff-Fenster offenbart. Nicht umsonst zitiert Frei eingangs ein Gedicht des russischen Lyriker Arseni Tarkovsky, das den "Mensch in der Mitte der Welt" zum Thema hat. Verstärkt wird der metaphysische Aspekt durch die offensichtlichen Anklänge an dessen Sohn, den Filmemacher Andrej Tarkowskij. Etliche Motive, etwa die Luftballon-Szenen um den Rumänen Popescu oder das zentrale Motiv des Fliegens, erinnern an dessen Klassiker "Andrej Rubljow", "Der Spiegel" und "Solaris". Auch auf musikalischer Ebene bedient sich Frei aus dem Tarkowskij-Kosmos. Die betörende Musik in "Space Tourists" sind Variationen der musikalischen Klangwelt aus "Stalker" und "Solaris". Auch bei Frei dienen sie als musikalische Variation des Themas, symbolisieren sie Klänge aus einer anderen, metaphysischen Welt und verstärken so den mystischen Charakter des Films.

Neben den Weltraumtouristen begleitet Frei eine Handvoll einfacher Arbeiter, die abseits der Raketenstarts begierig auf den herunterfallenden Weltraumschrott warten und ihn dann wie ein erlegtes Tier "ausweiden". Frei betrachtet einfühlsam das Geduldige Verharren der Schrottsammler in der Steppe Kasachstans und findet einprägsame und poetische Bilder, die sich aus der Dynamik der Situation ergeben. Trotzdem haben sie nichts Materielles an sich. Vielmehr findet Frei gerade in diesen Momenten den schönsten Ausdruck für seine metaphysische Weltsicht, die den ganzen Film durchzieht. Die Arbeiter strahlen eine Würde des Einfachen und Zeitlosen aus, die der Filmemacher durch distanzierte und respektvolle Beobachtung meisterhaft einzufangen versteht. Das Bild, das Frei von der russischen Weltraumbehörde Roskosmos einfängt, bleibt ohne subjektive Wertung. "Space Tourists" ist auch ein Dokument des Verblassens einer einst glorreichen Institution, die sich fragwürdiger Methoden bedient, um die finanziellen Anstrengungen für ihre Missionen zu stemmen. Die Dokumentation meidet jeden kritischen Kommentar, sie bleibt auf Distanz und lässt die Bilder für sich sprechen. Freilich durchzieht den Film in diesen Szenen eine nostalgische Note. Ganz so, als hätte sich Frei von seinen Protagonisten angesichts des Niedergangs der glorreichen russischen Raumfahrt anstecken lassen.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Galerie: Space Tourists
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Mit "Space Tourists" begibt sich der Schweizer Christian Frei in...
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2024