Film und Frau
Giulietta Masina spielt die tüchtige Erdme
Sehnsucht nach der Heimat
"Litauische Geschichten"
Auf dem Land ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, wie Stadtbewohner meinen, wenn sie an ihren freien Tagen mal dazu kommen, sich hierher zu begeben. Auch in dieser beschaulichen Kulisse von schöner Landschaft und unberührter Natur spielen sich große Dramen ab. Da geht es ebenso um Eifersucht und Leidenschaft, wie in Berlin oder München.
erschienen am 26. 05. 2024
Film und Frau
Erdme muss oft hart zupacken auf dem Hof
Leben im Moor
Das weiß auch Autor Hermann Sudermann, der 1857 in Matzicken im damaligen Ostpreußen geboren wurde. Heute gehört das Gebiet zu Litauen. Das ist die Erklärung dafür, dass Sudermann eines seiner Bücher "Litauische Geschichten", genannt hat. Er erzählt darin vom Leben der einfachen Bauern auf dem Land, das sich nun Litauen nennt. Eine seiner Novellen aus diesem Werk wird nun in Berlin verfilmt. Wie die Zeitschrift Film und Frau in ihrem dritten Quartalsheft 1959 meldet, sieht es in den Tempelhofer Atelierstudios recht abenteuerlich aus. Karge, durchgeschüttelte Bäume reihen sich aneinander, eine kleine Moorhütte ist in der Ferne zu erkennen. Der Atelierboden ist mit märkischem Sand zugeschüttet, um das richtige Gefühl von trockenem Ackerland unter den Füßen zu bekommen.

All diese Umstände, um den Hintergrund zu Sudermanns Novelle "Jons und Erdme" möglichst detailgetreu wiederzugeben. Gleichzeitig erleichtert eine dermaßen gewissenhaft ausgestattete Kulisse die Arbeit der Schauspieler. Da kommt eine Giulietta Masina aus Rom, die nicht nur einen Doktortitel in Philosophie hat, sondern auch sonst sehr weltgewandt ist. In solchen Fällen braucht es gute Utensilien, um das Leben auf dem Land und die beschwerliche Bauernarbeit den Schauspielern näher zu bringen. Denn Masina spielt die einfache Erdme, die sich in einen Trunkenbold verliebt und seinetwegen ins Moor zieht, wo sie beiden einen Bauernhof bewirtschaften. Doch das Leben stellt auf dem Lande stellt sich bald als unerbittlich heraus.
Film und Frau
Regisseur Victor Vicas gibt Giulietta Masina Anweisungen
Politik zieht Grenzen
Hermann Sudermanns Familie stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Doch sein Vater Johann Sudermann siedelte in Ostpreußen, im Kreis Heydekrug an, um dort als Bauer und Bierbrauer sein Leben zu bestreiten. Der Kreis Heydekrug lag nördlich der Memel, im sogenannten Memelland. Auf dem 140 Kilometer langen und gerade mal 20 Kilometer breiten Landstreifen im nordöstlichsten Teil eines deutschsprachigen Gebietes lebten bis etwa 1920 Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich nebeneinander und verständigten sich in Deutsch oder dem litauischen Dialekt, der dort gesprochen wurde. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Gebiet zum Spielball politischer und nationaler Interessen und wurde erst unter französische Schutzherrschaft gestellt und anschließend 1923 von Litauen annektiert. Die Bewohner im Memelland waren fortan entwurzelt. Die meisten fühlten sich eher Ostpreußen zugehörig. Fast 95 Prozent aller Memelländer waren evangelisch, während Litauen katholisch geprägt war.

Erstaunlich in diesem Kontext ist, dass Sudermann seinen Erzählband bereits 1917 schrieb und mit dem Titel "Litauische Geschichten" versah. Die vier Geschichten in seinem Buch beschreiben alle das Leben der einfachen Menschen an den Ufergebieten der Memel. Das Gebiet des Flusses hat die Mentalität der Menschen schon immer geprägt. Wie die Bewohner den Kampf um das Land empfinden, wie ihr Leben unter sowjetischer Herrschaft war und wie es heute ist, zeigt Dokumentarfilmer Volker Koepp in seinem Werk "Memelland". Die Dokumentation wurde 2008 im Fernsehen ausgestrahlt und ist 2009 auch im Kino zu sehen.
erschienen am 26. Mai 2024
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Auf dem Land ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, wie es den Stadtbewohnern vorkommt, wenn er an seinen freien Tagen mal dazu kommt, sich hierher zu begeben. Auch in dieser beschaulichen Kulisse von schöner Landschaft und unberührter Natur spielen sich große Dramen ab.
Schriftsteller Hermann Sudermann wurde besonders für seine Auseinandersetzung mit dem einfachen Leben der Menschen im Memelland bekannt. Das ehemals ostpreußische Gebiet nördlich der Memel gehört heute zu Litauen. Dort wurde Sudermann 1857 geboren und besuchte die Schule, zum Studium der Geschichte und Philosophie ging er in die Hauptstadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Er wechselte 1877 nach Berlin, brach jedoch sein Studium ab und wurde Journalist. 1889 schaffte er seinen Durchbruch..
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2025