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Harrison Ford am Set von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels"
Harrison Ford lässt die Peitsche knallen
Interview: Steven Spielbergs Geheimwaffe
19 Jahre hat Steven Spielberg die Fans warten lassen. Endlich ist es soweit: "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" feiert Premiere in Cannes. Der Regisseur erklärt, warum das Publikum so lange auf eine Fortsetzung warten musste und weshalb sein Film auf computergenerierte Spezialeffekte verzichtet. Hauptdarsteller Harrison Ford scherzt mit seinem jungen Kollegen Shia LaBeouf, während Cate Blanchett bedauert, nicht selbst die Hauptrolle bekommen zu haben.
erschienen am 19. 05. 2008
Jean-François Martin/Ricore Text
Steven Spielberg
Filmreporter.de: Der vierte Teil der "Indiana-Jones"-Reihe spielt nicht mehr während des Zweiten Weltkriegs, sondern während des Kalten Krieges. Haben Sie den Schauplatz verlegt, weil Sie selbst Erfahrungen mit dem Kommunismus gemacht haben?

Steven Spielberg: Wir haben die Handlung hauptsächlich in die 1950er Jahre verlegt, weil zwischen den ersten "Indiana-Jones"-Filmen und diesem 19 Jahre vergangen sind. Man kommt einfach rechnerisch auf die Zeit des Kalten Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Deshalb haben wir Charaktere entwickelt, die in dieses geopolitische Umfeld passen.

Filmreporter.de: Es war zu hören, Ihr Film werde nicht in der neuen digitalen Technik zu sehen sein. Warum wollten Sie das nicht?

Spielberg: Der Film wird in einigen Kinos digital zu sehen sein. Wir rechnen mit 300. Wenn man einen Film digital dreht und veröffentlicht, entstehen wunderbare Bilder. Die Aufnahmen sind sehr scharf. Aber wer auf Zelluloid dreht, wie ich das bei all meinen Filmen getan habe, sollte die Aufnahmen nicht in ein digitales Format übertragen. Es entsteht ein sehr viel schlechteres Ergebnis. Die Entscheidung, den Film auf herkömmliche Weise zeigen zu lassen, war also sehr einfach. Das digitale Kino ist aber unvermeidbar. Irgendwann werde ich auch so arbeiten müssen. Aber im Augenblick drehe ich lieber auf Film.
Filmreporter.de: Wie ist es Ihnen und Herrn Spielberg gelungen, die Geschichte von "Indiana Jones 4" so lange geheim zu halten? Schließlich wurde ein Computer aus dem Büro von Steven Spielberg gestohlen.

Harrison Ford: Während das Drehbuch geschrieben wurde, hatte ich keinen Einfluss auf die Handlung. Die meisten Entscheidungen fällten George Lucas und Steven Spielberg. Wir alle waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich hatte da keine Einwände.

Spielberg: Es ist richtig, dass es einen Einbruch bei unserer Produktionsfirma gab. Über 3.000 Bilder, die wir bei unseren ersten Aufnahmen gemacht hatten, wurden gestohlen und einer Website angeboten. Diese informierte Paramount Pictures und es kam zur Festnahme der Beschuldigten. Die Bilder wurden sichergestellt, ohne jemals an die Öffentlichkeit gelangt zu sein. Vor allem hielten wir den Film aber geheim, indem wir das Drehbuch unter Verschluss hielten. Wir gaben es nicht einmal an unsere Crew weiter und gaben keine Interviews zum Inhalt des Films.

Filmreporter.de: Wird es weitere "Indiana-Jones"-Filme geben?

Spielberg: Wir haben diesen Teil gedreht, weil das Publikum danach verlangt hat. So viele Leute haben über die Jahre immer wieder darum gebeten. Harrison Ford fragte mich selbst, wann ein wir eine Fortsetzung drehen. Für keinen Film hatte ich so viele Anfragen. Wenn das weiter so bleibt, werden wir darüber nachdenken, einen weiteren Teil zu drehen.
David James (Paramount Pictures)
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Filmreporter.de: Sie sind das erste Mal seit 1982 in Cannes. Damals waren Sie mit "E.T. - Der Außerirdische" hier. Hat sich viel verändert?

Spielberg: Ich liebe es hier zu sein. Vor 26 Jahren, als ich das letzte Mal hier war, gab es die letzte Vorstellung im alten Palais. Ich bin sehr stolz darauf, wieder hier zu sein.

Filmreporter.de: Cate Blanchett, als Kind wollten Sie selbst Indiana Jones sein. Wie fühlen Sie sich jetzt, wo sie stattdessen eine kühle Russin spielen müssen?

Cate Blanchett: Es war keine große Überraschung, dass ich Steven Spielberg nicht davon überzeugen konnte, mir die Hauptrolle zu geben. Ich spiele einen tollen Bösewicht mit einer außergewöhnlichen Haarfrisur. Vielen Dank Steven, vielen Dank George.

Filmreporter.de: Warum spielen Sie so gerne Indiana Jones?

Ford: Es macht so viel Spaß Indiana Jones zu spielen, weil er geistreich und intelligent ist. Es gelingt ihm aus den schwierigsten Umständen herauszukommen. Es ist ein großer Vorteil einen Gegner zu haben, der so großartig ist, wie meine Schauspielkollegin Cate Blanchett. Nur so kann Indiana Jones sich beweisen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Harrison Ford und Cate Blanchett
Filmreporter.de: Wie gelingt es Ihnen, Indiana Jones besser zu machen, als die anderen Abenteuerfilme, die seit den 1980er Jahren entstanden sind?

George Lucas: Wir hatten nicht vor, die ganzen Nachahmer zu überbieten. Wir wollten den besten "Indiana-Jones"-Film drehen, der uns möglich war. Wir wollten das sehr realistisch machen, mit echten Stunts und einer guten Geschichte. Wir haben uns immer gefragt, wie wir den Film so lustig, spannend und unterhaltsam gestalten können, wie möglich.

Filmreporter.de: Der Film enthält viele Actionszenen, die beim Dreh sicher nicht ungefährlich waren. Welche war am schwierigsten?

Shia LaBeouf: Es gab eine Szene bei der Harrison auf einem Motorrad hinter mir sitzt. Ich dachte immer, wenn er herunterfällt ist der Film zu Ende.

Ford: Ja, für dich wäre der Film dann beendet gewesen.

Filmreporter.de: Da draußen stehen hunderte Menschen, die Ihren Film sehen wollen. Wie fühlt sich das an?

Lucas: Ich nehme das persönlich. Ich bin sehr dankbar dafür. Wir erzählen Geschichten und sind darauf angewiesen, dass da jemand ist, der sie hören will. Ich freue mich sehr, dass es so ein andauerndes Interesse an diesen Charakteren gibt. Immerhin sind seit dem ersten Teil fast 30 Jahre vergangen. Ich freue mich, diesen Film jetzt zu veröffentlichen. Viele junge Menschen kennen Indiana Jones nur von DVD-Aufnahmen. Jetzt können sie ihn endlich auf der Leinwand sehen.
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Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Filmreporter.de: Herr Spielberg, Sie haben die Rechte an "Tim und Struppi" erworben. Einige Szenen aus "Indiana Jones 4" erinnern mich daran. Haben Sie Material aus dem Comic für den Film verwandt?

Spielberg: Ein Maya-Tempel ist eben ein Maya-Tempel. Meine Inspirationsquelle waren verschiedene Reisemagazine. So ist es eben auch bei Tim. Er erlebt seine Abenteuer auch in der ganzen Welt. Ich habe von "Tim und Struppi" bis 1981 noch nie gehört. Damals gab es den ersten Teil von "Indiana Jones" schon. Wir kauften dann die Filmrechte an den Büchern. Erst vor fünf Jahren nahmen Peter Jackson und ich uns vor, drei Filme daraus zu machen. Ich kann heute noch nicht sagen, welche Bücher wir als Vorlage nehmen werden. Aber wir werden einen Realfilm drehen.

Filmreporter.de: Verlässt sich das Kino heute zu sehr auf Spezialeffekte?

Lucas: Immer wenn neue Technologien verfügbar werden, werden sie auch missbraucht. Das liegt in der Natur des Menschen. Spezialeffekte sind nur ein weiteres Werkzeug, eine Geschichte zu erzählen. Natürlich machen sie es einfacher, bestimmte Dinge zu inszenieren. Viele der Filme, die heute gedreht werden, hätte man vor einigen Jahren noch nicht machen können. Es gibt zum Beispiel sehr viele historische Filme.

Spielberg: Die Hauptsache ist: Wenn ein Regisseur mit seiner Crew vor einer blauen Wand dreht, geht von der Umgebung keinerlei Inspiration aus. Es ist sehr schwer, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Wir wollten das bei diesem Film so gut es ging vermeiden. Wir hatten großartige Sets. Ich wollte durch diesen Tempel gehen. Ich wollte all diese Kulissen erleben.
Jean-François Martin/Ricore Text
Steven Spielberg und George Lucas
Filmreporter.de: Sie haben Harrison Ford ihre Geheimwaffe genannt. Warum?

Spielberg: Jeder Regisseur, der mit Harrison arbeiten durfte, weiß, warum ich das gesagt habe. Er ist einer der engagiertesten Schauspieler, die ich kenne. Er interessiert sich nicht nur für seine Rolle und sein Aussehen, sondern für den ganzen Film. Ihm geht es um die Geschichte, darum dass die anderen Charaktere glaubwürdig sind. Er war sehr wichtig für uns während des gesamten Arbeitsprozess. Es ist eine große Ehre für mich, ihn bei dem Film dabei zu haben.

Filmreporter.de: Warum hat es so lange gedauert, diese Fortsetzung zu machen?

Spielberg: Ich war derjenige, der immer gezögert hat. Ich habe zu George gesagt: "Ich bin gerade in meiner dunklen Periode. Ich drehe all diese depressiven historischen Dramen. Ich drehe Filme, die eine Botschaft haben. Ich will meine Kinder sehen, wie sie erwachsen werden." Aber es hat einfach auch gedauert, die richtige Geschichte zu finden. George hatte immer schon die Idee von der Suche nach dem Kristallschädel. Aber der Geschichte einen Schwerpunkt zu geben, herauszufinden, wie sie sich entwickeln soll, war sehr aufwendig. Ich hatte viele andere Projekte und habe eine eigene Produktionsfirma gegründet. Erst jetzt, mit diesem Drehbuch, wollte ich den Film wirklich machen.

Filmreporter.de: Hat Steven Spielberg sich seit dem ersten Teil der Reihe verändert?

Ford: Ich kann nur sagen, dass der brillante Regisseur von damals noch besser geworden ist. Wir beide haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander. Ich genieße es sehr, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Nach dem Tod von James Brown ist er der Künstler, der am härtesten Arbeitet. Aber er kann nicht tanzen.
Filmreporter.de: Was haben Sie während der Premiere getan? Wollten Sie die Reaktionen des Publikums nicht miterleben?

Spielberg: Oh, wir alle hatten viele Termine. Wir hatten Fernseh-Interviews. Das übliche Publicity-Programm in Cannes eben. Wir waren überzeugt, hier sei der beste Ort, diesen Film vorzustellen. Es gibt ja nicht nur diese eine Pressevorführung. Viele Journalisten bekommen jetzt erst Ansichts-DVDs. Wir glaubten einfach, es käme darauf an, der ganzen Welt diesen Film vorzustellen.

Filmreporter.de: Indiana Jones hat selten Angst. Fürchten Sie sich vor den ersten Reaktionen auf den Film?

Ford: Ich habe überhaupt keine Angst. Ich gehe davon aus, dass einige Medien diesen Film ablehnen werden. Das geschieht immer, wenn ein Film sich an ein Mainstream-Publikum wendet. Mich stört das nicht. Ich arbeite für die vielen Menschen, die Eintritt bezahlen, um diesen Film zu sehen. Sie sind sozusagen meine Kunden. Ich konzentriere mich darauf, sie zufrieden zu stellen. Dieser Film feiert sich selbst. Wir wollen den Menschen ein großartiges Kinoerlebnis ermöglichen und sie so richtig vom Hocker reißen.

Filmreporter.de: Haben Sie einige der Stunts selbst gemacht?

Ford: Nein. Ich mache keine Stunts. Aber ich spiele mit vollem Körpereinsatz. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass die Zuschauer sehen, dass die Geschichte während der Actionszenen weitergeht. Jeder Augenblick eines Films muss mit echten Emotionen gefüllt sein. Deshalb waren wir alle froh darüber, die Stunts auf altmodische Weise zu machen.
Jean-François Martin/Ricore Text
Steven Spielberg
Filmreporter.de: Im Film gibt es eine Atombombenexplosion. Warum?

Spielberg: Ich verbrachte meine ganze Jugend mit der Angst vor einer atomaren Katastrophe. In der Grundschule übten wir, wie man sich bei einem solchen Angriff zu verhalten hat. Das ist die Zeit, in der der neue "Indiana-Jones"-Film spielt. Wir mussten das Thema einfach aufgreifen. Es gibt dem Film eine gewisse Tiefe und verankert ihn in dieser Epoche.

Ford: Es gibt kein größeres Symbol für das Böse als die Explosion einer Atombombe. In den USA erinnert man sich an die Konsequenzen der Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkrieges. Indiana Jones geht es immer auch um die Wahrheit.

Filmreporter.de: Im Film geht es um einen geheimnisvollen Kristallschädel. Was hat es damit auf sich?

Spielberg: Wir haben uns immer um Artefakte bemüht, die real sind. Solche also, die wirklich von Archäologen gefunden wurden und denen eine übernatürliche Kraft zugeschrieben wird. Diese Kräfte wurden nie bewiesen. Aber viele Menschen glauben daran. Ich selbst tue das nicht.

Filmreporter.de: Verlassen Sie sich bei den Dreharbeiten auf Intuition und Spontaneität oder haben Sie vorher einen detailierten Plan?

Spielberg: Natürlich hatten wir ein sehr starkes Drehbuch aber es blieb uns immer genug Raum, um zu improvisieren. Die Schauspieler brachten eigene Ideen zu ihren Charakteren ein. Viele davon wurden im Film verwirklicht.
erschienen am 19. Mai 2008
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