SquareOne Entertainment
Der Nächste, bitte!

Der Nächste, bitte!

Originaltitel
Un plan parfait
Alternativ
Liebe den Nächsten
Regie
Pascal Chaumeil
Darsteller
Hugues Hausman, Alexandre Rice, Philippe Hacardiaux, Nicolas Draps, Laurent Tardat, Larisa Solo
Kinostart:
Deutschland, am 21.03.2013 bei Universum Film
Kinostart:
Österreich, am 22.03.2013 bei Constantin Film
Kinostart:
Schweiz, am 21.03.2013 bei Pathé Films
Genre
Komödie
Land
Frankreich
Jahr
2012
FSK
ab 6 Jahren
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.der-naechste-bitte-film.de
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Hektische Screwball-Komödie ohne Tiefgang
Seit zehn Jahren ist Isabell (Diane Kruger) mit ihrem Freund Pierre (Robert Plagnol) zusammen. Dass die beiden füreinander bestimmt sind, zweifelt weder das Paar noch Isabells Familie an. Kennengelernt haben sie sich im Studium. Seitdem arbeiten die Zahnärzte in der gleichen Praxis und auch privat haben sie die gleichen Vorlieben. Jeden Donnerstag gehen sie ins gleiche Restaurant, wo sie immer die gleichen Malzeiten bestellen. Am Wochenende vergnügen sie sich in der Bowlingbahn und Sex gibt es Freitag und Sonntag. Was fehlt zum perfekten, wenn auch etwas spießigen Glück ist der Trauschein. Hier liegt allerdings der Haken begraben.

Denn auf Isabells Familie lastet ein Fluch. Seit Generationen geht die erste Ehe der Frauen in die Brücke. Egal wie glücklich sie mit dem jeweiligen Mann gewesen sind, die erste Ehe ist verflucht und scheitert. So ging es Isabells Mutter (Bernadette Le Saché) und so ging es auch ihrer Schwester Corinne (Alice Pol). Isabells Plan, mit Pierre bis ans Lebensende unverheiratet zusammenzuleben, lässt sich auch nicht aufrechterhalten. Denn Isabell wünscht sich nichts sehnlicher, als Nachwuchs, doch Pierres konservative Eltern würden ein uneheliches Kind nie anerkennen. Da hat die junge Frau eine krude Idee. Warum nicht einen fremden Mann heiraten und sich sogleich wieder von diesem scheiden lassen? Pierre wäre dann der zweite Ehemann und ihrem Glück würde nichts mehr im Wege stehen. Der Plan scheint gut, doch versetzt sie der dafür auserkorene Kandidat in letzter Minute auf dem Kopenhagener Flughafen. In ihrer Not erinnert sich Isabell an ihren Sitznachbar Jean-Yves (Dany Boon). Der ist nicht nur eine unerträgliche Nervensäge, sondern auch auf dem Weg nach Kenia. Also auf nach Afrika, um den seltsamen Mann zur Heirat zu bewegen. Das kann ja nicht so schwer sein...
Gegensätze ziehen sich nicht nur an, sie sorgen auch für gelungene Komödien. Mit der Erfolgskomödie "Willkommen bei den Sch'tis" brachte Regisseur und Schauspieler Dany Boon, nicht nur den offenkundigen innerkulturellen Konflikt in Frankreich pointiert auf den Punkt, sondern bewies auch, dass die vermeintlichen Unterschiede gar nicht so groß sind, wie man allgemeinhin annimmt. Mit "Nichts zu verzollen" versuchte sich Boon erneut an diesem Konzept, indem er es auf die Feindschaft zwischen einem französischen und einem belgischen Zollbeamten ausweitet. So unvereinbar manche Kulturen, soziale Schichten und Individuen auch augenscheinlich auch sein mögen, so die Botschaft, gibt es doch andererseits etwas, das diese Unterschiede kittet: das Gute und das Aufrichtige, die den vom Schicksal nicht geraden bevorzugt behandelten mit dem privilegierten Menschen eint. Weniger der offenkundige Humor als vielmehr diese sentimental-süße humanistische Weltsicht ist der Grund für den Erfolg nicht nur von Boons Komödien.

Ein gutes Beispiel für dieses Rezept ist auch "Ziemlich beste Freunde", die das Motiv des Disparaten mit dem armen, ungebildeten, jungen, potenten, Schwarzen und dem reichen, gehbehinderten, weißen Intellektuellen auf die Spitze treibt und vor diesem Hintergrund die verbindenden menschlichen Werte umso deutlicher heraushebt. Dass der Film in Zeiten wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Krisen in die Kinos kam und die Menschen sich nach einer einfachen Weltbeschreibung sehnten, garantierte seinen Erfolg.

Auch Pascal Chaumeil gibt sich in "Der nächste, bitte" redlich Mühe, aus dem Aufeinanderprallen der Gegensätze Kapital zu schlagen. Leider gelingt es ihm nicht, die Zutaten für sein Rezept richtig zu mischen. Zu unglaubwürdig ist so mancher Handlungsstrang, als dass der Zuschauer an den Reibungen der Hauptprotagonisten Gefallen finden können, zu vorhersehbar und kolportagehaft auch deren Verlauf. Dass Isabell am einfachen, ja plumpen Jean-Yves Gefallen finden könnte, nimmt man dem Film einfach nicht ab. Warum werden die Protagonisten vom Drehbuch überhaupt über die halbe Erdkugel geschickt, wenn doch eine einfache Aussprache am Anfang genügt hätte. 'Was wär schon dabei. Möchten Sie für einige Stunden mein Ehemann sein, dafür zahle ich Ihnen 5.000 Euro'. 'Aber gerne doch, nicht umsonst mache ich den Umweg über Kopenhagen, um nach Kenia zu reisen: Weil ich dadurch 250 Euro spare'.

Den gesuchten Umwegen steht eine stümperhafte und grobschlächtige Verkürzung entgegen, die kaum Raum lässt, sich auf die Figuren einzulassen. Wenn sich die schöne, wohlhabende, auch durch einen attraktiven und sympathischen Ehemann verwöhnte junge Frau das Einfache und Gute am Charakter Jean-Yves schätzen lernt und ihren bisherigen Lebensstil anzuzweifeln beginnt, dann bleibt die Erzählung eine adäquate Motivierung dieser Entwicklung schuldig. Sicher können 24 aufregende Stunden in Moskau an der Seite eines sympathischen Mannes ausreichen, um zehn Jahre Lebenserfahrung auszulöschen. Doch gelingt es weder dem Drehbuch noch der Inszenierung, das glaubwürdig darzustellen. Was erlebt denn Isabell mit Jean-Yves in dieser Zeit? Der Parabelflug als Ersatz des verqueren Wunsches der Frau, zum Mond zu fliegen? Die wohl unglaubwürdigste Sequenz des Films. Das feucht-fröhliche Feiern in der Disco? Verschenkt, weil allzu klischeehaft.

Bleibt der Humor, um "Der Nächste, bitte" in die Reihe der französischen Erfolgskomödien der letzten Jahre zu katapultieren. Doch auch hier herrscht eher platter denn subtiler Witz vor. Dabei gibt es einige interessante Ansätze. Zum Beispiel das Screwball-Element in Gestalt des durchaus komischen Dany Boon und Diane Kruger, die hier in Katharine Hepburn- und Meg Ryan-Manier Mut zum Slapstick zeigt, oder die für dieses Genre typische Umkehrung der Geschlechterrollen. Das Turbulente, das Anarchische und Chaotische, das einst Hepburn und mit Cary Grant perfektionierten ist ebenso vorhanden wie das Moment der emotionalen Anziehung trotz äußerer Widrigkeiten, mit dem Ryan und Tom Hanks einst zu Tränen rührten. All das ist in "Der nächste, bitte" angelegt. Doch wirken diese Elemente wie so vieles in dieser hektischen Komödie eher bemüht als inspiriert angesichts des schwachen Drehbuchs.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Isabell (Diane Kruger) ist überzeugt, dass ihr Freund Pierre (Robert Plagnol) der Richtige für sie ist. Ihn zu heiraten traut sich die junge Frau...
 
"Der nächste, bitte" ist der Versuch einer Screwball-Komödie, die trotz Komiker-Ass Dany Boon und Diane Kruger in einer ungewohnten Rolle nicht...
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2024