News: Hollywood Insider
Sony Pictures
Kassenmagnet Tobey Maguire alias Spider-Mam
Hollywood Insider Nr. 25 - Neues aus der Traumfabrik
Ein Herz für Kinder
Immer nur Action, Horror und Gewalt? Von wegen! Hollywood hätschelt wieder den Familienfilm, allerdings weniger aus ideellen denn aus finanziellen Gründen. Außerdem: "Spider-Man" bricht sämtliche Rekorde, und Hollywood-Insider weiß, warum.
07. Mai 2002: Als Ex-Frau von James Cameron und Brian De Palma hat die Star-Produzentin Gale Anne Hurd (46) die Härten Hollywoods bereits am eigenen Leib erfahren. Doch übertriebenes Mitleid ist nicht angebracht: Die Dame fährt ein schickes Lexus-Cabrio, hat eine teure Yacht und eine Tochter im jungen Teenager-Alter. Letztere ist ein Grund dafür, dass Hurd - nach Werken wie "Alien", "Terminator 2" und "Armageddon" - nun auch Familienfilme produziert. Etwa "Clockstoppers", einen harmlosen Sci-Fi-Actionfilm mit Teen-Star Jesse Bradford. Das ist fürs Töchterchen genau das Richtige: ein Abenteuerfilm mit einem vorbildlichen Helden, den nicht nur Kids, sondern auch deren Eltern unterhaltsam finden. Ende Juli kommt der Streifen in die deutschen Kinos.

<div align="center">Per Altersformel zum Erfolg


"Clockstoppers" ist kein Außenseiter, sondern der neue Regelfall - Hollywood entdeckt sein Herz für Kinder. Natürlich ist es da nur hilfreich, dass sowohl Paramount als auch Nickelodeon zum Viacom-Konzern gehören und deshalb mit vereinten Kräften daran arbeiten, erfolgreiche TV-Helden wie "Jimmy Neutron" auch im Kino auszuwerten. Mit den "Rugrats" hat es angefangen, jetzt soll die Zielgruppe erweitert werden. Die Erfolgsformel klingt simpel: "Wer junge Teens ansprechen will", meint Hurd, "muss die Filmhelden ein paar Jahre älter machen. Kids wollen Vorbilder, die etwas älter als sie selber sind." Bradford (22) spielt in "Clockstoppers" folglich einen 17-Jährigen Teenager.

<div align="center">Filme für den eigenen Nachwuchs


Nickelodeon und Paramount stehen mit ihrer Familienpolitik keineswegs allein. Bei Universal, Disney und Columbia Pictures sitzen heute Frauen an der Studiospitze, die trotz und neben ihrer Manager-Karriere auch Kinder haben. Aber selbst auf Harvey Weinstein (Miramax), Steven Spielberg (Dreamworks) und Lorenzo di Bonaventura (Warner Bros.) wartet zuhause der Filmafine Nachwuchs, dem die Studiobosse gerne etwas Gutes tun. Die Buchhalter und Aktionäre haben nichts dagegen: Hits wie "Harry Potter", "Spy Kids", "Ice Age", "Shrek" und "Die Monster AG" haben bewiesen, dass man mit Kinder- und Familienfilmen einen Haufen Geld verdienen kann.

<div align="center">Milliarden-Business DVD


Und das nicht nur an der Kinokasse. So spielte "Shrek" in den US-Kinos 268 Millionen Dollar ein, der finanzielle Clou lag allerdings im Video- und DVD-Verkauf mit zusätzlichen 470 Millionen Dollar Umsatz. Folglich stehen weitere Familienproduktionen an, zum Beispiel "Pokémon" und "Spy Kids 2" von Miramax oder Disneys "Pirates of the Caribbean", ausgerechnet produziert vom sonst nicht zimperlichen Jerry Bruckheimer ("Armageddon" "Pearl Harbor", "Black Hawk Down").

<div align="center">"Spider-Mans" Erfolgsgeheimnis

Bei Columbia Pictures, einer Sony-Tochter, knallen zurzeit die Korken: "Spider-Man" bricht sämtliche Rekorde. Annähernd 115 Millionen Dollar hat der Film in nur drei Tagen eingespielt - 27 Prozent mehr als "Harry Potter und der Stein der Weisen", dem bisherigen Champion. Der Sensationserfolg kommt jedoch nicht von ungefähr, sondern war vielmehr sorgfältig geplant. Folgende Faktoren haben dazu beigetragen:

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  • "Spider-Man" ist mit über 7000 Kopien in mehr als 3600 US-Kinos zeitgleich angelaufen. Multiplexe zeigen den jugendfreien Film in bis zu drei Sälen zeitversetzt mit täglich über einem Dutzend Vorstellungen.

  • Sogar die bösen Filmkritiker lieben den Film - acht von zehn Besprechungen fielen positiv aus. Das Publikum ist "Spider-Man" noch freundlicher gesonnen: 96 Prozent der Zuschauer gaben dem Film am Kinoausgang gute Noten. Das sorgt für zusätzliche Mundpropaganda.

  • Der Film spricht breite Schichten an. Nicht nur die männliche Kernzielgruppe, auch viele Frauen zieht es - vor allem wegen Tobey Maguire - in die Kinos.

  • Columbia hat aus Fehlern der Vergangenheit ("Godzilla") gelernt und auf ein übertrieben aggressives Marketing verzichtet.
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    Auch international ist "Spider-Man" erfolgreich: In Osteuropa, einigen asiatischen Ländern und im Nahen Osten ist der Film schon angelaufen und hat am Startwochenende immerhin 13 Millionen Dollar eingespielt. Dass "Spider-Man" in diesen Ländern zeitgleich mit den USA ins Kino kam, liegt an der Angst der Macher vor den dort weit verbreiteten Raubkopien. Deutschland gilt als weniger kriminell, weshalb die Fans bei uns noch bis zum 6. Juni warten müssen. Geplant sind bereits zwei Fortsetzungen: "Spider-Man 2", soviel steht bereits fest, wird im Mai 2004 in die Kinos kommen. Regie führt wieder Sam Raimi.

    Rico Pfirstinger aus Hollywood für Ricore Medien.
    Von Rico Pfirstinger/Filmreporter.de
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    2024