News: Hollywood Insider
Sony Pictures
Nicht sehr komisch: Men in Black 2
Nr. 41- Neues aus der Traumfabrik
Ein trauriger Rekord
Über drei Milliarden Dollar - so viel hat Hollywood noch nie verdient. Trotzdem will niemand richtig feiern, denn die Zahl der Kinogänger geht zurück. Außerdem: Hollywoods kollektiver Rückgriff auf Historienstoffe wird zum finanziellen Risiko, weshalb Rap-Star Ludacris nicht mehr Pepsi trinkt und wie der Jahrestag zum "9/11" (9.September) für die US-Fernsehsender erneut zum Desaster wird.
11. Sep 2002: Und wieder ein Rekordjahr für die Traumfabrik: 3,15 Milliarden Dollar haben die Studios bis Ende August an den US-Kinokassen eingefahren. Mehr als jemals zuvor! Trotzdem ist es für Hollywood ein eher trauriger Rekord, denn die Anzahl der Kinobesucher ging erneut zurück - die neuen Rekordeinnahmen sind allein den immer weiter steigenden Ticketpreisen zu verdanken. Kinokarten kosten in den USA inzwischen knapp zehn Dollar.

Mit Hits wie "Spider-Man" und "Men in Black 2" ist Sony alias Columbia-Tristar der große Gewinner dieses Jahres: 42 Prozent der Einnahmen - etwa 1,32 Milliarden Dollar - gingen aufs Konto der Japaner. Aber auch Fox und Dreamworks hatten ihren Hit: den Sci-fi-Thriller "Minority Report" von Steven Spielberg, der Anfang Oktober in die deutschen Kinos kommt. Zu dumm, dass von den fetten Einnahmen kaum etwas übrig blieb: Tom Cruise und Spielberg haben durch Gewinnbeteiligungen mehr als 70 Millionen Dollar einbehalten - die beiden Studios müssen sich mit 20 Millionen zufrieden geben.

Ihr Glück kaum fassen können derweil die Produzenten (unter anderem Tom Hanks und seine Gattin Rita Wilson) der romantischen Komödie "My Big Fat Greek Wedding". Der nur etwa fünf Millionen Dollar teure Film von Joel Zwick lief in Amerika vor zwanzig Wochen in wenigen ausgewählten Kinos an. Nun hat der Underdog die Charts erobert und weit über 80 Millionen Dollar eingespielt - und ein Ende des Geldsegens ist noch überhaupt nicht abzusehen.

<div align="center">Teurer Overkill: Flut von Historienfilmen wird zum finanziellen Risiko


Hollywoods kollektiver Rückgriff auf das Altertum (wir berichteten) könnte sich bald als teurer Overkill entpuppen - zu viele sich zu ähnliche Projekte gehen demnächst vor die Kamera:

- Wolfgang Petersen verfilmt Homers "Ilias" mit Brad Pitt als Achilles in einem gut 100 Millionen Dollar teuren Epos namens "Troy",
- Baz Luhrmann und Oliver Stone wollen für jeweils 140 Millionen Dollar das Leben Alexanders des Großen (u. a. mit Leonardo DiCaprio) auf die Leinwand bringen,
- Vin Diesel ("xXx - Triple X") soll als Feldherr Hannibal mit im Computer generierten Elefanten die Alpen überqueren,
- George Clooney führt in "Gates of Fire" für Michael Mann und Universal 300 Spartaner gegen zwei Millionen Perser ins Gefecht, und zu allem Überfluss entwickelt Fox derzeit einen Film über die historische Schlacht. Titel: "The 300 Spartans".

Jedoch: Geschichte kann man nicht nur auf die Leinwand bringen, man kann - Studiobosse aufgepasst! - auch aus ihr lernen. Vor etwa 50 Jahren war der damalige Boom teurer Historienschinken (ganz im Gegensatz zum Western- oder Kriegsfilm-Genre) nämlich nicht von langer Dauer. Auf Hits wie "Das Gewand", "Ben Hur" oder "Quo Vadis" folgten gigantische Flops, und nach dem Kassendesaster von "Kleopatra" mit Richard Burton und Liz Taylor sperrte Hollywood die Sandaletten schließlich wieder in den Schrank.

Nun werden die Historienstoffe wieder ausgepackt. Neben dem Altertum stehen dabei noch andere Epochen auf dem Plan, etwa die Schlacht um Alamo, produziert von Brian Grazer und Ron Howard ("A Beautiful Mind "), die beiden US-Bürgerkriegsspektakel "Ghosts of October" und "Cold Mountain" (Regie: Anthony Minghella) sowie "Vanity Fair" und "Master and Commander" (Regie: Peter Weir), die jeweils in der Ära von Napoleon angesiedelt sind.

Dass sich die größten Stars gemeinsam mit den besten Regisseuren um die Historienstoffe reißen, hat mit dem Prestige zu tun, das man sich spätestens seit "Gladiator" von Kostümfilmen verspricht. Es geht um potenzielle Oscars, also letztlich ums eigene Ego. Dafür wird notfalls hoch gepokert - das Genre hat schließlich die monumentalsten Hits, aber auch einige der größten Flops in der Geschichte Hollywoods hervorgebracht.

<div align="center">Vin Diesels Erben: Rapper Ludacris rast durch "Fast and Furious 2"


Endlich Ersatz für Action-Star Vin Diesel: Rapper Ludacris treibt in "The Fast and the Furious 2" seine Schauspielkarriere voran. Der unlängst für zwei Grammys nominierte Musiker ist jedoch nicht unumstritten, die recht profanen Texte seiner Songs stoßen in konservativen Kreisen auf totales Unverständnis. Nun hat der Softdrink-Riese Pepsi in den USA alle (immerhin seit Juni ausgestrahlten) Werbespots mit dem Rap-Star gestrichen. Vorangegangen waren Beschwerden von Moralhütern.

Der Fall Ludacris ist nicht das erste Mal, dass Pepsi einen Popstar erst umwirbt und ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen lässt: 1989 war Madonna die Leid tragende - ihr Video "Like a Prayer" war dem Brausebrauer zu provokant. Mal sehen, ob es demnächst vielleicht auch das Pepsi-Girlie Britney Spears erwischt.

<div align="center">"9/11"-Jahrestag: Desaster im und fürs US-Fernsehen


Zum einjährigen Terrorjubiläum schießt die US-Unterhaltungsindustrie aus allen Rohren: Feierstunden, Dokus, Fernsehfilme, Kinoproduktionen und Theaterstücke - alles dreht sich wieder um die Helden der Nation. Selbst eine Fortsetzung von "Independence Day" von Roland Emmerich ist wieder im Bereich des Möglichen. Die Schockstarre und das Gelöbnis, künftig alles ganz anders, alles besser zu machen - davon will man am Jahrestag der Anschläge aufs Pentagon und das World Trade Center nichts mehr wissen.

Trotzdem: Um den 11. September geht in den USA die Angst vor neuem Terror um, zahlreiche annullierte Flüge und die erstaunlich günstigen Las-Vegas-Angebote sprechen Bände. Auch fürs US-Fernsehen ist "9/11" dieses Jahr eine finanzielle Katastrophe. Grund: Die Werbekunden bleiben in der Jubiläumswoche aus, kaum ein Unternehmen will in einem solchen Programmumfeld Werbezeit buchen.

In ein paar Jahren mag das anders sein - manche Produzenten planen weit voraus. Regisseur Ron Howard etwa hat sechs Zeitrafferkameras rund um "Ground Zero" aufgestellt, die Tag und Nacht, sieben Jahre lang, alle fünf Minuten eine Momentaufnahme liefern. Später soll daraus ein Film über die Wiederauferstehung des World Trade Centers entstehen.
Von Rico Pfirstinger/Filmreporter.de
2024