20th Century Fox
Kapitän Russell Crowe in: Master & Commander - Bis ans Ende der Welt
Privat in ruhgen Bahnen
Interview: Neuer oder alter Russel Crowe?
In Peter Weirs "Master & Commander - Bis ans Ende der Welt" steuert er als Jack Aubrey ein Schiff. Privat versucht er nach der Hochzeit zu Langzeitfreundin Danielle Spencer und der bevorstehenden Geburt seines Sohnes, sein Leben in ruhigere Bahnen zu lenken. Eine Drehpause von einem Jahr und gezielte Abwesenheit von allem was sich Hollywood nennt, sollen ihm dabei helfen.
Von
erschienen am 23. 11. 2003
20th Century Fox
Crowe in Master & Commander wieder kriegerisch
Ricore Medien: Welche Qualitäten besitzen Sie, die Sie zu einem guten Seemann machen? Waren Sie selbst oben am Mast oder war das nur ein Special Effect?

Russell Crowe: Nein, das war ich selbst. Erst wollten Sie das mit Hilfe von Spezialeffekten machen und bauten einen Mast auf einem Soundstage, aber dann sagte ich zu Peter, dass ich mich sehr wohl dazu imstande fühlte, selbst raufzuklettern. Ich überredete dann auch James D'Arcy, meinen ersten Maat, sich mit mir in dieses unsägliche Abenteuer zu stürzen. Es ist ein toller Ausblick so 50 Meter über dem Wasser und 20 Meilen von der Küste. Was meine Qualitäten als Seemann betrifft, hätten Sie mir die Frage auch stellen können, welche Qualitäten ich besitze, um einen schizophrenen Mathematiker zu spielen.

Ricore: Was mochten Sie an der Rolle besonders?

Crowe: Ich stehe auf eine gute Uniform. Ich bin Schauspieler, und ich mag Kostüme. Manche Kostüme sind besser als andere. Das Kostüm für "Gladiator" sah aus wie eine Netzball-Uniform. Und wer nicht weiß, was Netzball ist: das ist ein Sport, der in Australien und Neuseeland vorwiegend von Frauen in Miniröcken gespielt wird - was es eigentlich sehr populär fürs Fernsehen machen sollte, es aber noch nicht geschafft hat.

Ricore: Wie können Sie nach dem Oscar und dem Rummel, der sich rund um Sie abspielt denn am Boden bleiben?

Crowe: Ich komme von einem sehr erdigen Ort der Welt. Mir geht's in erster Linie darum, Kontakte mit alten Freunden und meiner Familie aufrecht zu halten. Um Orson Welles zu zitieren - und sein Zitat leicht zu verändern: Ich spiele gratis, das Geld krieg ich für die PR und das langweilige Interview geben.
Zweiter Hauptdarsteller in: Master & Commander - Bis ans Ende der Welt
Ricore: Sie können einem echt leid tun!

Crowe: Ist doch wahr! Ich rede hundertmal dasselbe Zeugs daher, aber in Wirklichkeit ist es doch gleichgültig, was ich sage, denn wenn mich einer in die Pfanne hauen will, tut er das ohnehin. Ich habe nichts gegen Konversation und ich quassle bis die Kühe heimkommen, aber manchmal fällt es mir verdammt schwer meinen Humor zu behalten.

Ricore: 90 Prozent der Leute, mit denen Sie sprechen, würde für Ihre Gage jederzeit mit Ihnen tauschen. Finden Sie nicht, dass jemand, der über zehn Millionen Dollar pro Film verdient, das Recht zu klagen verloren hat?

Crowe: Kein Journalist hat das Recht, mich falsch zu zitieren. Alles muss ich mir nicht gefallen lassen. Aber wie Sie sehen, sitze ich noch immer hier.

Ricore: Was für ein Glück. Reden wir doch weiter über Ihre Standfestigkeit auf hoher See - werden Sie leicht seekrank?

Crowe: Als Kind ja, Und weil es meiner gesamten Familie nie anders ging, dachte ich, das ist wohl genetisch. Aber zum Glück entdeckte ich vor einigen Jahren, dass ich damit keine Probleme mehr habe. Ich kann auf jede Art von Boot gehen, ohne mich zu übergeben. Als ich mit der Vorbereitung auf "Master & Commander - Bis ans Ende der Welt" begann, schickte mir Jodie Foster ein Buch namens "Segeln für Idioten".
20th Century Fox
Russell Crowe in: Master & Commander - Bis ans Ende der Welt
Ricore: Weil Jodie, als Profiseglerin, Ihnen den Sport beibringen wollte oder weil sie Sie für einen Idioten hält?

Crowe: Segeln zu lernen war eine Kleinigkeit verglichen mit dem, was ich für andere Filme tun musste. Auch die verschiedenen Kampfarten, die ich für "Gladiator" lernen musste, waren nichts im Gegensatz zur Mathematik für "A Beautiful Mind". Und das war nichts verglichen mit Geigenspielen. Das war das Schwierigste.

Ricore: Sie werden im nächsten Jahr keine Filme drehen - hat sich das zufällig so ergeben, oder war das eine bewusste Entscheidung, weil Sie demnächst Vater werden?

Crowe: Das war so geplant. Mein Sohn soll am 14.Januar auf die Welt kommen, und es war mir wichtig, dass Dani und ich die ganze Zeit zusammen sind. Zum Glück hat Dani eine Karriere, wo sie überall arbeiten kann - sie ist Songwriter - aber wenn der Kleine einmal da ist, will ich daheim sein und das so lange und soviel wie möglich.

Ricore: Daheim ist die Farm in Australien?

Crowe: Ja. Ich mag Kühe. Ich rede gerne mit ihnen. Dani liebt das Penthouse in Sydney natürlich mehr. Ich hoffe, dass sich das noch ändert.
20th Century Fox
Master & Commander: Russell Crowe im Gefecht
Ricore: Freuen Sie sich darauf, Vater zu werden? Haben Sie Angst, dass Sie etwas falsch machen könnten?

Crowe: Ich freue mich irre darauf Vater zu werden und diese neue Person, wer immer er ist, kennen zu lernen. Ich habe nicht geheiratet, damit alles gleich bleibt. Ich begrüße die Veränderungen in meinem Leben. Ich wollte heiraten, um den Rhythmus meines Lebens zu verändern. Ich genieße es sogar um 3 Uhr früh aufzustehen und der Madame Tee zu machen, weil sie nicht einschlafen kann. Und ich habe absolut vor, meine Arbeit rund um das Kind zu organisieren, nicht das Kind rund um die Arbeit.

Ricore: Hat Sie die Ehe und die Lebensveränderung überrascht?

Crowe: Ich war überrascht, dass sie ja gesagt hat (lacht)! Ich hatte nie negative Gefühle, was die Ehe betrifft, denn meine Eltern sind seit 42 Jahren glücklich verheiratet, daher habe ich Gefühle, was die Ehe betrifft, vor mir. Ich bin mit Dani seit 14 Jahren zusammen, und wir sprachen schon vor längerer Zeit öfter übers Heiraten, aber ich spürte immer einen Widerstand. Nicht gegen mich, sondern gegen die Idee im Allgemeinen. Sie musste erst in die Rolle hineinwachsen und auch die Idee Kinder zu haben.

Ricore: Was ist das Romantischste, was Sie je für Danielle getan haben?

Crowe: Ein Jahr lang ein Klavier zu restaurieren. Ich merkte irgendwann, dass sie nie Zeit in meiner Wohnung verbringen wollte. Als ich sie fragte, meinte sie, weil da kein Klavier ist, falls sie eine Idee für einen Song hat. Also machte ich mich auf die Suche. Das war, bevor ich ein Star und dementsprechend bezahlt wurde. Ich kaufte also ein halb kaputtes Ding und beschloss, es selbst zu restaurieren. Zuerst rief ich den Klavierstimmer, der mir sagte, dass ich ein Glückspilz bin, denn das Piano sei immerhin 150 Jahre alt und viel mehr wert, als ich dafür bezahlt hatte. Dann machte ich mich an die Arbeit und zwang alle meine Freunde mir zu helfen. Wenn einer für ein Bier vorbeikommen wollte, wurde er eingespannt. Ich verlor viele Freunde während dieser Zeit! (lacht) Ich wurde nach einem Jahr endlich fertig und präsentierte ihr das fertige Klavier und hoffte, dass ich nun auf der Couch sitzen und ihr beim Komponieren zuhören könnte, aber sie spielte nur, wenn ich nicht da war. Aber es hatte doch sein Gutes, denn sie hat es immer noch, und es steht jetzt auf der Farm, und sie hat bereits mehrere Songs darauf geschrieben.
Von
erschienen am
Zum Thema
In Neuseeland geboren, zieht es Familie Crowe bald nach Australien. Bevor es Russell in die Filmbranche zieht, strebt er eine Musikkarriere an. Gemeinsam mit Freunden gründet er die Rockband 30 Odd Foot of Grunts auf. In den 1980er Jahren tourt er mit Musicals wie "Grease" und "The Rocky Horror Picture Show" durch Australien und Neuseeland. Obwohl er in seiner Jugend erste Fernsehauftritte verbuchen kann, bekommt er seine erste Kinorolle erst 26-jährig. Blutiger Schwur" entpuppt sich als Flop...
Das Werk von Peter Weir "Die Truman Show" ist übersichtlich, dafür aber interessant und abwechslungsreich. Der angesehene Filmemacher reichert seine stets unterhaltsamen Geschichten immer mit einem sozialkritischen Gehalt an. In "Mosquito Coast" treibt ein Aussteiger seine verzweifelte Familie durch den Dschungel. In "Green Card - Scheinehe mit Hindernissen" heiratet Gérard Depardieu die kunstbeflissene Andie MacDowell, um die begehrte Green Card zu bekommen. "Master and Commander" basiert auf..
2024