Sony Pictures
Amanda Peet
Zierliche Schwangere
Interview: Amanda Peet: Keine halben Sachen
Es ist Februar, eiskalt und Berlins Straßen sind glatt. Die Berlinale steuert auf ihrem Höhepunkt zu. Wir treffen uns mit der hochschwangeren, attraktiven US-Schauspielerin Amanda Peet in ihrem Hotel. Verhalten sitzt sie uns gegenüber, doch nach und nach taut die Aktrice auf. Wir beglückwünschen sie zum Nachwuchs und legen sogleich los. Uns interessiert ihr neuer Film, das Independent-Drama "Please Give" ebenso, wie ihre Zukunftspläne. Dabei verrät uns Amanda ganz nebenbei, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Kindern wahrscheinlich nach Belfast zieht. Was wir der zierlichen Schwangeren noch entlocken konnten, lesen Sie in unserem Interview.
erschienen am 6. 07. 2010
Sony Pictures
Please Give
Ricore: Sie sind in "Please Give" gewissermaßen der "bad boy". Wie fühlen Sie sich dabei?

Amanda Peet: Wirklich, der "bad boy"? Das fühlt sich großartig an (lacht).

Ricore: Das sind oft die besseren Rollen...

Peet: Manchmal ja. Als ich das Drehbuch gelesen habe, war ich sofort begeistert.

Ricore: Was genau hat Ihnen gefallen?

Peet: Es war einfach unglaublich gut geschrieben. Meine Figur ist zudem sehr lustig. Vor allem gegen Ende des Films erlebt sie einige wichtige Momente. Insgesamt ist Mary ein großartiger Charakter.

Ricore: Formen Sie Ihre Figur nach dem Drehbuch oder kreieren Sie sie stets auch nach Ihren eigenen Vorstellungen?

Peet: Wenn das Drehbuch gut geschrieben ist, muss man nicht mehr viel machen. Dann geht alles von alleine.

Ricore: Sie haben Nicole Holofcener mehrere Jahre gestalkt, um mit ihr zu arbeiten! Wie haben Sie reagiert, als Sie endlich die Chance dazu erhielten?

Peet: Ich war außer mir vor Freude und habe keine Sekunde gezögert, das Angebot anzunehmen.

Ricore: Obwohl Mary etwas kaltherzig wirkt? Sie scheinen so anders...

Peet: Sie kennen mich doch gar nicht (lacht). Woher wissen Sie, dass ich nicht auch so bin? Nein im Ernst, ich sehe Mary nicht als kaltherzige Person. Das erste was ich dachte, als ich das Drehbuch las, war, dass sie lustig ist. Sie ist ehrlich und fortschrittlich finde ich.
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Amanda Peet
Ricore: Wie wichtig ist Familie für Sie? Sie erwarten demnächst ein Baby...

Peet: Familie ist natürlich sehr wichtig. Meine Mutter hat mich hierher nach Berlin begleitet. Sie sieht sich gerade die Stadt an. Wir haben ein sehr enges Verhältnis. Die Familie steht immer zusammen.

Ricore: Hatten Sie auch schon die Möglichkeit, sich Berlin anzusehen?

Peet: Noch nicht, leider. Ich war die ganze Zeit im Hotel und habe Interviews gegeben. Meine Mutter wird mir aber alles erzählen. Da bin ich mir sicher.

Ricore: Sie sind mit dem Schriftsteller David Benioff verheiratet. Sie beide sind schon lange aktiv und erfolgreich in diesem Business tätig. Was ist das Geheimnis Ihrer Liebe?

Peet: Nun ja, als wir uns kennen gelernt haben, waren wir schon etwas älter, so um die Mitte 30. Ich denke, wir sind in dieser Hinsicht eher traditionell eingestellt. Das heißt, wenn ich mit dieser Person zusammen sein will, dann werde ich alles dafür tun, dass es so bleibt. Ein größeres Geheimnis gibt es nicht. Ich kann Ihnen keine Ratschläge in dieser Beziehung geben. Im Grund es ist es ganz einfach: Wenn man glücklich ist, dann will man auch, dass die Person die man liebt, erfolgreich ist. Natürlich wird man manchmal eifersüchtig, vielleicht auch auf tolle, neue Rollen von befreundeten Schauspielerinnen, aber tief drinnen wünscht man ihnen Erfolg.

Ricore: Sind Sie auch auf Ihren Mann eifersüchtig?

Peet: Nein. Ich denke, David und ich sind immer ganz aufgeregt, wenn der jeweils andere einen tollen Job an Land gezogen hat, egal wo. Er ist außerdem ein großartiger Vater und Kopilot, um eine Familie am Laufen zu halten.
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Amanda Peet in "Please Give"
Ricore: Meryl Streep sagte einmal, ihr Geheimnis seien getrennte Badezimmer. Ist das bei Ihnen auch so?

Peet: Nein, wir teilen uns eines (lacht). Das kann es also nicht sein. Ein elementarer Baustein der Ehe ist aber der Humor, denke ich.

Ricore: Ist die Schauspielerei ein familienfreundlicher Beruf?

Peet: Ich habe mir darüber natürlich Gedanken gemacht. Als Schauspielerin ist man manchmal lange Zeit von zu Hause fort, dann aber wieder einige Wochen am Stück daheim. Ich nehme immer das Beispiel meiner Schwester. Sie und ihr Mann arbeiten in Philadelphia als Ärzte. Sie arbeiten sehr hart, dafür aber haben sie einen Rhythmus, an den sich auch ihre Kinder gewöhnt haben. Bei meiner Tochter ist es etwas anders. Manchmal bin ich weg, manchmal ihr Vater, dann ist sie wieder in irgendeinem Hotel in irgendeiner Stadt. Ich glaube aber, dass sich Kinder sehr gut anpassen können. Solange die Kommunikation mit den Eltern stimmt und man versucht, ein bisschen Kontinuität zu schaffen, ist das alles kein Problem.

Ricore: Ihre Tochter ist nun drei Jahre alt...

Peet: Ja, es wird immer komplizierter, denn nun versteht sie langsam, was läuft.

Ricore: Wollen Sie nach der Geburt des zweiten Kindes eine Auszeit nehmen?

Peet: Ja, auf jeden Fall. Es hängt aber natürlich davon ab, was alles auf mich zukommt. Mein Mann hat gerade eine HBO-TV-Show in Belfast abgedreht. Sollte sich herausstellen, dass diese in Serie geht, werden wir wohl alle nach Belfast ziehen.
Buena Vista
Ashton Kutcher und Amanda Peet in Liebe?
Ricore: Freuen Sie sich darauf, oder sehen Sie dem eher angstvoll entgegen?

Peet: Natürlich freue ich mich, obwohl der Zeitpunkt schon ein bisschen verrückt ist, mit einem neugeborenen Baby in eine fremde Stadt zu ziehen, in der man niemand kennt. Natürlich versucht man, manche Dinge zu planen, aber das funktioniert nie. In Europa zu leben ist sehr aufregend. Als ich klein war, lebte ich einige Zeit in London. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich meine, Amerikaner sind ja bekannt dafür, sich auf ihr Land zu fokussieren. Ich bin aber gerne im Ausland und lerne gerne neue Länder und Städte kennen. Allein schon die Tatsache, dass die Landkarten außerhalb der USA anders ausgerichtet sind, finde ich faszinierend. Zu sehen, dass Amerika nicht im Zentrum der Welt liegt, ist gut für jedes Kind.

Ricore: Hat "Please Give" Ihre Sicht auf manche Dinge verändert?

Peet: Wissen Sie, diesen Film zu machen, war wundervoll für mich. Ich bin schon lange ein Fan von Nicole habe mich sehr darauf gefreut, mit ihr zu arbeiten. Der Film bot mir die Gelegenheit, mich mit meiner Karriere und meinen Leben zufrieden zu fühlen. Ich war von Leuten umgeben, deren Visionen mit meinen Vorstellungen vom Leben übereinstimmten. Wir teilten uns dieselben Vorstellungen über Arbeit, Träume. Das ist sehr zufriedenstellend, auch wenn man nur eine kleine Rolle spielt. Das gibt einem das Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein.

Ricore: Fühlen Sie die gleiche Leidenschaft für die Schauspielerei wie zu Beginn Ihrer Karriere?

Peet: La, leider (lacht). Ich wünschte, sie würde mit der Zeit weniger werden, in vielerlei Hinsicht. Aber das ist nicht der Fall. Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung.

Ricore: Aber das ist doch gut!

Peet: Nun ja, ich habe nun eine Familie und Kinder. Es wäre toll, wenn ich einfach zu Hause bleiben könnte und mir überlegen müsste, was ich heute kochen werde.
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Amanda Peet in "Please Give"
Ricore: Kochen Sie gerne?

Peet: Ja, mein Mann behauptet aber, ich sei eine schlechte Köchin. Das ist unser größtes Problem. Dafür kocht er, und zwar sehr gut. Ich liebe seine Kreationen, aber dadurch fühle ich mich umso schlechter.

Ricore: Sie haben die Möglichkeit, zwischen Blockbustern und Independent-Filmen zu wählen. Das ist doch toll!

Peet: Klar, das ist toll. Man lernt unterschiedliche Dinge. 2009 war ein sehr aufregendes Jahr. Für meinen Mann und mich. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. Vor allem weil er immer so ruhig bleibt und zuvorkommend ist. Für einen, der für ein großes Budget verantwortlich ist, ist das sehr bewundernswert. Ich an seiner Stelle würde die ganze Zeit Leute anschreien und mich nicht beherrschen können.

Ricore: Sie haben in der Vergangenheit mit Stars wie Jack Nicholson gearbeitet. Vergleichen Sie manchmal untereinander?

Peet: Fragen Sie mich, wen ich am liebsten mag?

Ricore: Nein (lacht), nicht direkt. Aber es gibt sicherlich Unterschiede zwischen Ben Stiller, Jack Nicholson und Ashton Kutcher, nicht?

Peet: Ich denke, ich bin gut darin, mich anzupassen. Natürlich fühle ich mich immer wieder geehrt, an der Seite von so renommierten Schauspielern zu arbeiten. Das ist immer wieder aufregend. Am Set aber verhält man sich ganz anders, als im Privatleben. Und ich bin an unterschiedliche Situationen gewohnt (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 6. Juli 2010
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Please Give (Kinofilm)
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2024