Warner Bros. Pictures
Düsterer als die bisherigen Batman-Filmadaptionen: Batman Begins
Christian Bales düstere Facetten
Interview: Kein glänzender Held!
Eigentlich wollte der in Wales geborene Schauspieler gar nicht berühmt werden. Doch sein Talent machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit gerade mal dreizehn Jahren brilliert Christian Bale in Steven Spielbergs Kriegsdrama "Das Reich der Sonne". Seine Rolle als kaltblütiger Serienkiller in "American Psycho" bescherte ihm Kultstatus. Auch "Batman Begins" dürfte der Karriere förderlich sein, denn Bale spielt Batman. Das Prequel unter der Regie von Christopher Nolan ist sehr viel düsterer als die vier bisherigen Batman-Filme. In Beverly Hills stand uns der 31-jährige Charakterschauspieler Rede und Antwort.
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erschienen am 1. 06. 2005


Ricore: Mr. Bale, bislang galten Sie als Schauspieler, der von Ruhm und Starleben nichts wissen wollte. Nach Ihrer Titelrolle in "Batman Begins" wird sich das nicht mehr vermeiden lassen. Sind Sie sich dessen bewusst?


Christian Bale: Ja, aber daran habe ich nicht gedacht, als ich den Part angenommen habe. Da dachte ich nur: Oh, interessant! Chris Nolan wird Regie führen, super. Und natürlich liebe ich Schauspielerei und will nicht zu Hause herumsitzen und in die Luft starren, also nehme ich die Rolle an. Aber gerade in den letzten Tagen sitze ich oft auf meiner Couch und denke: Oh Gott! Was habe ich da nur getan? Anfangs war das nur ein dunkler Schatten, der in ferner Zukunft lag und nicht sehr wichtig war.

Ricore: Waren Sie als Kind ein Comic-Fan?


Bale: Nein, überhaupt nicht. Comics haben mich nicht interessiert, ich war ein "Star Wars"-Fan. Ich hatte als Kind alle Figuren. Okay, ich gebe es zu: Ich habe noch immer alle Figuren! (lacht) "Star Wars" war das einzige, das meine Fantasie angeregt hat. Und dann noch "Superman". Ich erinnere mich, dass ich mich riesig darauf freute, "Superman" zu sehen, aber da rede ich natürlich vom Film, nicht von den Comics.

Ricore: "Batman" stand außen vor?


Bale: Was Batman betrifft, hab ich natürlich die Fernsehserie gesehen, aber die ist ja mehr eine Karikatur dessen, was Bob Kane mit Batman tatsächlich im Sinn hatte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass hinter Batman viel mehr steckt als diese TV-Persiflage. Damals war das für eine halbe Stunde ganz unterhaltsam, aber fasziniert hat es mich nicht sonderlich. Und so habe ich es mir auch nicht oft angeschaut. Es war mir irgendwie zu oberflächlich.

Ricore: Wann kam der Sinneswandel?


Bale: Als ein Freund von mir meinte, dass ich doch einen Comicband schreiben sollte, und im Zuge der Recherche fiel mir Frank Millers "Year One" in die Hände - der erste Batman-Comic, den ich las. Und das war auf einmal wesentlich interessanter als ich gedacht hatte, und mir wurde klar, dass es viel mehr Comics gab, die nicht nur oberflächlicher Quatsch sind. Klar, sie sind Massen-Entertainment, aber auf einmal war da ein völlig neuer Eindruck von Batman als der, den ich als Kind vorgesetzt bekommen hatte. Denn dieser Eindruck hing nicht davon ab, wie schlecht Adam West die Figur verkörperte. Und ich dachte: So was hab ich ja noch nie gesehen. Und ehrlich gesagt ist Batman für mich heute ein viel interessanterer Superheld als jeder andere, inklusive alle Versionen von Superman.
Ricore: Warum?

Bale: Weil er immer Fragen offen lässt. Er begeht gute Taten, aber es gibt einen Grund dafür, dass er der dunkle Ritter ist. Er ist kein glänzender Held. Er ist schwarz gekleidet, er bleibt im Schatten, und sein Antriebsmittel ist Zorn. Es sind keine reinen, puren Motivationen, die ihn dazu bringen, gut zu sein. Er kämpft einen fürchterlichen, inneren Kampf mit sich aus. Klar will er Gutes tun und seinen philanthropischen Vater imitieren, aber gleichzeitig trägt er viel Wut mit sich herum und muss sich beherrschen, die Bösen nicht noch mehr niederzumachen als nötig. Es gibt immer die Gefahr, dass er zu weit geht. Und das ist sein innerer Konflikt.

Ricore: Wie sieht das Batman-Kostüm aus? Ihre Vorgänger beklagten sich, man würde die Brustwarzen sehen, und im Schritt wäre es immer zu eng.


Bale: Na, zum Glück sieht man bei mir keine Brustwarzen! Wir haben das Kostüm wieder ganz nett vereinfacht. Mir imponiert, dass Chris Nolan alles aus militärischer Sicht sieht, also eher praktisch statt übertrieben hip. Und ja, es ist heiß, klebrig, klaustrophobisch, und du kriegst Migräne-Anfälle, wenn du zu lang drin steckst.

Ricore: Hat sich das Batmobil verändert?


Bale: Ja, und ich bin ziemlich begeistert, was sie damit gemacht haben. Genau wie der Anzug ist auch dort die praktische Komponente am wichtigsten. Die Hintergrundsgeschichte ist, dass es ursprünglich als Militärfahrzeug geplant und dann nie eingesetzt wurde.

Ricore: Mussten Sie nach "The Machinist - Der Maschinist" eigentlich Gewicht für die Rolle des Superhelden zunehmen?


Bale: 80 Pfund! Chris Nolan meinte: Werde einfach stark, mit großen Muskeln. Also begann ich mit dem Training. Beim ersten Liegestütz ging ich runter und kam nicht mehr rauf. Ein Alptraum. Ich war total schwach vom Abmagern für einen anderen Film. Also fraß ich zuerst alles, was mir in die Finger kam und begann dann erst zu trainieren. Das Ergebnis: Ich flog nach England zum Dreh und alle sagten, 'Du bist zu fett'. Kann schon sein, dass unter dem Fett Muskeln sind, aber keiner kann sie sehen. Also mussten 30 Pfund runter. Es war irre anstrengend.

Ricore: Für wie viele "Batman"-Filme haben Sie unterschrieben?


Bale: Für drei. Aber wer weiß: Letztlich hängt alles vom Erfolg des ersten Teils ab.
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Eigentlich wollte der in Wales geborene Schauspieler Christian Bale gar nicht berühmt werden. Doch sein Talent macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit gerade mal dreizehn Jahren brilliert er in Steven Spielbergs Kriegsdrama "Das Reich der Sonne". Seine Rolle als kaltblütiger Serienkiller in "American Psycho" beschert ihm Kultstatus. Als Titelheld in Christopher Nolans Comic-Adaptionen "Batman Begins", "Dark Knight" und "The Dark Knight Rises" schafft er seinen internationalen Durchbruch.
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2024