News: Hollywood Insider
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Hollywood Insider Nr. 17 - Neues aus der Traumfabrik
Tod und Spiele
Hollywood zieht die Samthandschuhe aus: Die Terroranschläge vom 11. September werden Stoff von Film- und Fernsehproduktionen. Außerdem: Das Oscar-Rennen wird zur Schlammschlacht, Hollywood neuer Trend zur Sparsamkeit und Microsofts hochgesteckte Kinopläne.
13. Mär 2002: Im Land der unbegrenzten Selbstzensur gelang dem US-Fernsehsender CBS am Sonntagabend das brillante Kunststück, den größten Terrorangriff der Geschichte unblutig und ohne Horrorszenen darzustellen. Die zweistündige Dokumentation von Jules und Gedeon Naudet über den Einsturz des World Trade Centers war der Hit des Fernsehabends. Durchschnittlich 39 Millionen Amerikaner- etwa jeder dritte Hauhalt - schalteten sich zu. In den Werbepausen, "sponsored by Nextel", wurde Heldenkult betrieben und die Flagge hoch gehalten. Patriotismus pur, selbstverständlich alles für einen guten Zweck.

Sechs Monate nach den Terroranschlägen wird es für die Fernsehmacher höchste Zeit, von den Ereignissen zu profitieren. CBS-Rivale ABC hat bereits die Rechte an Dennis Smiths Buch "Report from Ground Zero" aufgekauft, das die Ereignisse aus Retter-Perspektive schildert. Und der Pay-TV-Sender HBO zeigt Ende Mai einen Dokumentarfilm über das Desaster aus der Sicht des damaligen New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani.

Goldie Hawn und ihre Firma Cosmic Entertainment wollen unterdessen ein TV-Drama über das Schicksal von Flug 93 produzieren. Das von Terroristen entführte Flugzeug stürzte am 11. September über Pennsylvania ab, an Bord - Stichwort "Let's roll" - sollen sich heldenhafte Szenen zugetragen haben. Der Film basiert auf einem in der Zeitschrift Vanity Fair erschienen Artikel.

Auch im Kino wird sich "9-11" nicht verhindern lassen: Das Filmstudio MGM erwarb die Rechte an "The Counter-Terrorist", einem in der Zeitschrift New Yorker erschienen Bericht. Die Top-Agentur ICM will parallel dazu ein Projekt mit dem Titel "The Real Heros Are Dead" auf die Beine stellen - mit Susan Sarandon in einer der Hauptrollen und Multitalent Tim Robbins als Regisseur und Drehbuchautor. Auch dieser Film, eine romantische Tragödie vor dem Hintergrund der WTC-Anschläge, basiert auf einem Zeitschriftenartikel im New Yorker.

Schlammschlacht um Oscars
Ähnlich schmutzig wie der fortwährende "Krieg gegen den Terror" ist zurzeit auch der Kampf um Oscar-Ehren. Im Mittelpunkt der Schlammschlacht steht erneut der für acht Oscars nominierte Film "A Beautiful Mind" mit Russell Crowe. Der rechtslastige Internet-Kolumnist Matt Drudge erhob in seinem "Drudge-Report" den abenteuerlichen Vorwurf, die Filmbiographie über das schizophrene Mathematikgenie John Nash vertusche dessen Antisemitismus. Gleichzeitig berichtete die Klatschkolumne von Rupert Murdochs erzkonservativer New York Post von einem unehelichen Kind des Nobelpreisträgers, um das sich dieser nie gekümmert habe.

Die Schmutzkampagne flammte selbstverständlich just in jener Woche auf, in der die Oscar-Wähler - unter ihnen viele Juden - ihre Stimmzettel ausfüllen - Abgabetermin ist der 19. März. Kurz vor den Oscar-Nominierungen hatte Drudge bereits auf die homosexuellen Neigungen des Mathematikers verwiesen, die im Film totgeschwiegen würden. Insider vermuten ein konkurrierendes Studio hinter der Kampagne. Schärfster Konkurrent von "A Beautiful Mind" ist das von New Line produzierte und für 13 Oscars nominierte Fantasy-Epos "Der Herr der Ringe". Die Trophäen werden am 24. März im neu gebauten Kodak Theater in Hollywood vergeben.

Probleme gibt es weiterhin mit Russell Crowe, dessen rüpelhafter Auftritt nach der britischen Filmpreisverleihung dem Schauspieler viele Sympathien und vermutlich auch Oscar-Stimmen kostete. Die britische Boulevard-Zeitschrift Empire warf ein Exklusiv-Interview mit dem Australier in den Papierkorb. Crowe soll darin 157 Kraftausdrücke abgesondert haben. Um das Image ihres Schützlings besorgte Berater des rüden Gladiatoren baten die Zeitschrift um eine Wiederholung des Gesprächs - nun verhielt sich Crowe deutlich gesitteter. Gedruckt wird das zweite Interview.

Sparfimmel: Hollywood-Filme werden billiger
Trotz dem Terror war 2001 Hollywoods einträglichstes Jahr aller Zeiten. Die Einnahmen an der Kinokasse lagen fünf Prozent über den Rekordzahlen des Vorjahres. Gleichzeitig wurden die Filme billiger. Die durchschnittlichen Produktionskosten der großen Studios lagen im abgelaufenen Jahr bei 47,7 Millionen Dollar pro Film - satte 13 Prozent unter dem Durchschnittswert von 2000.

Ein Grund für die neue Sparsamkeit ist die Verlagerung von Produktionen aus der Traumfabrik ins Ausland. Australien, Neuseeland und vor allem Kanada spielen sind die Big Winner der Verlagerung. Hollywood-Produzentin Gale Anne Hurd ("Aliens", "The Abyss", "Terminator 2verlangt von der US-Regierung jetzt steuerliche Anreize, macht aber auch den aus US-Sicht attraktiven Dollarwechselkurs für die Situation verantwortlich.

Hurd ist Hollywood bei ihrer letzten Produktion treu geblieben: Das auf ein jugendliches Publikum zugeschnittene Sci-Fi-Spektakel "Clockstoppers" (D-Start: 27.6.2002) wurde in Los Angeles gedreht - in aufreibenden aber kostengünstigen Sechstagewochen. Auch Hurds neues Großprojekt, die Comic-Verfilmung "The Hulk" von Regisseur Ang Lee, wird brav in Hollywood gedreht. Der aufwendige Film mit Jennifer Connelly, Nick Nolte und Sam Elliott soll im Sommer 2003 ins Kino kommen. "The Hulk" soll sich von anderen Comic-Projekten durch seine komplexe Figurenzeichnung unterscheiden.

Fortsetzung folgt: Weitere Sequels angekündigt
Disney's Schlittenhunde-Streifen "Snowdogs" kommt in Deutschland erst im April in die Kinos. Oscar-Preisträger Cuba Gooding Jr. spielt die Hauptrolle der 35 Millionen Dollar teure Husky-Komödie. In den USA hat sich der Klamauk um einen schwarzen Zahnarzt und sein Schlittenhunde-Team jedoch bereits rentiert. Produzent Jordan Kerner arbeitet fieberhaft am Drehbuch der Fortsetzung, die nicht mehr in Alaska, sondern mitten in New York City angesiedelt sein wird.

Auch Jerry Bruckheimer ist auf dem Sequel-Trip. Auf der Kinomesse in Las Vegas gab der "Pearl Harbor"-Produzent bekannt, dass die lange geplante Fortsetzung der Erfolgskomödie "Bad Boys - Klein und gefährlich" mit Will Smith und Martin Lawrence endlich abgesegnet ist. Regie führt wie beim ersten Streifen Michael Bay ("Armageddon").

Die Leinwandfassung des Videospiels "Resident Evil" (D-Start:21. März) ist noch gar nicht in den Kinos, da wurde bereits eine Fortsetzung beschlossen. Regisseur Paul Anderson wird erneut das Drehbuch schreiben und den gruseligen Science Fiction produzieren. Der Arbeitstitel lautet "Nemesis". Der Trend zu Kinofassungen von Videospielen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch die Software-Schmiede Microsoft möchte zahlreiche Xbox-Titel auf die Leinwand bringen. Die Top-Agentur CAA soll für die nötigen Kontakte sorgen damit Spiele wie "Halo", "Age of Empires" und "Crimson Skies" von Hollywood verfilmt werden.
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Stars
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2024