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Olivia Wilde auf der Premiere von "Cowboys & Aliens" in San Diego
"Schwer, mich zu schockieren"
Interview: Taffe Olivia Wilde
Den Sprung auf die Leinwand schafft Olivia Wilde mit der Referenz von TV-Serien wie "O.C. California" und "Dr. House". Heute spielt die Tochter eines Journalisten und einer Fernsehproduzentin an der Seite so namhafter Schauspieler wie Jeff Bridges und Russell Crowe. In dem Western-Science-Fiction "Cowboys & Aliens" steht sie an der Seite von Harrison Ford und Daniel Craig und beweist, dass sie auch mit Waffe und Pferd umgehen kann. Filmreporter.de hat die 27-Jährige getroffen und dabei erfahren, warum sie nicht so leicht aus der Fassung zu bringen ist und sie ihre Zuschauer als Pornodarstellerin schockieren will.
erschienen am 26. 08. 2011
Paramount Pictures
Cowboys & Aliens
Ricore: In "Cowboys & Aliens" mussten Sie ein Pferd reiten. Konnten sie das schon oder haben sie das für den Film gelernt?

Olivia Wilde: Ich reite schon mein ganzes Leben. Doch ich ritt bislang immer im englischen Stil, der Westernstil war mir neu. Auch die antiken Sattel waren mir nicht vertraut. Ich hatte aber tolle Menschen um mich, von denen ich lernen konnte. Vor allem Harrison war ein Reitexperte. Daniel hat es auch schnell gelernt. Es war aufregend, durch die Wüste zu reiten. Überhaupt ist der physische Aspekt des Westerns der Grund, wieso viele Schauspieler gerne einmal in ihrem Leben in diesem Genre mitspielen möchten.

Ricore: Ist der Western-Reitstil anstrengender als der englische?

Wilde: Eigentlich sind die Sättel so konzipiert, dass sie die Reiter eine Zeitlang tragen können. Man sollte sich auf ihnen wohlfühlen. Das war bei mir überhaupt nicht der Fall. Vielleicht lag es daran, dass ich eine große Waffe an der Hüfte hängen hatte. Dennoch glaube ich, dass der Western-Reitstil eine Kunstform ist und wenn man ihn drauf hat, dann ist es ein Riesenspaß.

Ricore: "Cowboys & Aliens" ist eine Mischung aus Western und Science-Fiction. Welches der Genres mögen Sie lieber?

Wilde: Ich mag Western gerne. Ich bin mit diesem Genre gewissermaßen aufgewachsen.

Ricore: Haben Sie einen Lieblingswestern?

Wilde: "Zwei Banditen" mit Robert Redford und Paul Newman gehört sicher zu meinen Lieblingswestern. Das Buddy-Moment in diesem Film gibt es auch in "Cowboys & Aliens". Die blauen Augen von Daniel Craig und Paul Newman sind eine weitere Gemeinsamkeit. Außerdem lieben Daniel und ich "Little Big Man".
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Olivia Wilde als cooles Cowgirl in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Der Film ist mit animatronischen Elementen und CGI-Effekten entstanden. Wie empfanden Sie die Arbeit angesichts des ganzen technischen Aufwandes?

Wilde: Ja, im Film wurden tatsächlich elektronische Puppen benutzt, zum Teil wurden Menschen in Kostüme gesteckt und manchmal mussten wir vor einem Blue-Screen arbeiten. Ich persönlich finde die Arbeit mit Blue-Screen interessant. Es ist vergleichbar mit dem Theater. Man wird stark in seiner Fantasie gefordert, wobei jeder Schauspieler seine eigene Vorstellung hinein projiziert. Wenn man zum Beispiel einen bestimmten Gegenstand vor sich hat, der später auf der Leinwand einen Alien repräsentiert, dann stellt sich jeder seinen eigenen Außerirdischen vor. Das ist das Faszinierende an Blue-Screen, es lässt dem Schauspieler viel Raum für seine Phantasie.

Ricore: Hatten Sie in Ihrem Leben ein Schlüsselerlebnis, das sie dazu bewogen hat, Schauspielerin zu werden?

Wilde: Ich war immer ein exzentrisches Kind, so dass jeder in meinem Umfeld erwartete, dass ich Schauspielerin werden würde. Als Schlüsselerlebnis könnte ich vielleicht mein Erlebnis bei der Aufnahme von "Saturday Night Live" nennen. Damals war ich zehn Jahre alt und seitdem wollte ich unbedingt Mitglied der Show werden. Außerdem bin ich mit Western- und Science-Fiction-Filmen aufgewachsen. Als ich mir Westernfilme anschaute, habe ich mich immer mit den männlichen Charakteren identifiziert. Als ich mit meinem Vater "Die glorreichen Sieben" schaute, wollte ich wie Steve McQueen sein. In "Cowboys & Aliens" wollte ich deshalb eine Figur schaffen, mit der sich die weiblichen Zuschauerinnen identifizieren können.

Ricore: Die Frauen sind in Western etwas zu kurz gekommen. Fehlen weibliche Identifikationsfiguren?

Wilde: Ja, das stimmt. Als ich über Frauen im alten Westen recherchierte, ist mir aufgefallen, dass sie stark und robust waren. Das mussten sie auch sein, um die Bedrohung durch Naturelemente, Indianer und Outlaws zu überleben. In den Westernfilmen wurden Frauen zwar auch oft stark und mutig dargestellt. Aber hier sind sie eher starke Prostituierte, taffe Prostituierte und mutige Rancher-Frauen. Ella in "Cowboy & Aliens" ist ein weiblicher Cowboy. Sie kann zwar gut mit der Waffe umgehen, aber sie gebraucht lieber ihren Verstand. Sie ist eine feminine Frau und gleichzeitig eine starke Persönlichkeit.
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Olivia Wilde in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Kannten Sie Daniel Craig schon vor der Arbeit an "Cowboys & Aliens"?

Wilde: Ja, wir kannten uns bereits. Ich hatte für "James Bond 007: Casino Royale" in Prag vorgesprochen. Im Rahmen dieses Castings sind wir uns begegnet. Heute bin ich froh, dass es damals nicht zu einer Zusammenarbeit kam. So hatten wir die Möglichkeit, zusammen "Cowboys & Aliens" zu drehen. Ich denke hier passen wir als Team besser zusammen.

Ricore: Wie kamen Sie damals damit zurecht, dass sie die Rolle in "Casino Royale" nicht bekommen haben?

Wilde: Das Leben eines Schauspielers ist voller Ablehnungen. Man wird jeden Tag damit konfrontiert und muss lernen, damit umzugehen. In meinem Fall ist es vielleicht hilfreich, dass ich selbst in einer Casting-Agentur arbeitete.

Ricore: Inwiefern ist es hilfreich?

Wilde: Ich erkannte, dass es nicht immer um den Schauspieler geht, wenn dieser eine bestimmte Rolle nicht bekommen hat. Es kann viele Gründe für eine Absage geben. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Schauspieler nicht zu den anderen Schauspielern passt, usw. Ich habe erlebt, dass selbst die talentiertesten Leute abgelehnt wurden, nur weil sie vom Typ nicht zum Rest des Ensembles passten.

Ricore: Glauben Sie, dass Ihr Engagement in "Cowboys & Aliens" eine mögliche Teilnahme an einem der nächsten James-Bond-Filme ausschließen könnte?

Wilde: Das ist ein interessanter Gedanke. Ich weiß es nicht, das hängt von den Entscheidungen der Verantwortlichen ab. Ich würde mich jedenfalls freuen, in einem der nächsten Bond-Filme mitzuspielen. Ich finde auch, dass Daniel ein großartiger James Bond ist.
Walt Disney Company
Olivia Wilde
Ricore: Sie hatten jedenfalls die Gelegenheit, Daniel Craig in "Cowboys in Aliens" zu küssen. Viele Frauen würden sicher gerne wissen, wie es war.

Wilde: Daniel ist ein fantastischer Küsser. Es gab im Film übrigens mehr Kuss-Szenen. Die meisten wurden herausgeschnitten, was ich im Übrigen gut finde. So gibt es eben diesen einen emotionalen Höhepunkt, auf den die Handlung zusteuert. Dabei küssen sich die Protagonisten nicht nur aus romantischen Gründen, sondern auch um den Geist des Helden zu reinigen. Er hat in gewisser Weise einen praktischen Zweck.

Ricore: Sie haben mal einen Dokumentarfilm produziert. Haben Sie die Geschichte des Westens durch "Cowboys & Aliens" neu entdeckt?

Wilde: Ja, absolut. Die Entdeckung des wahren Westens ist ganz wesentlich für die amerikanische Geschichte. Mich hat es sehr interessiert, wie es im Westen tatsächlich gewesen ist. Meine Vorfahren gehörten zu den ersten Siedlern. Ich finde den Gedanken faszinierend, was die Menschen damals alles opfern mussten, um den Westen zu erobern. Und wie viel Anstrengung dafür notwendig gewesen ist. Allein schon der Transport ihrer Habseligkeiten muss ziemlich strapazierend gewesen sein. Wie haben Sie zum Beispiel ihre Pianos auf die Planwagen gekriegt? Es gibt viele Fotografien, die diese und ähnliche Momente dokumentiert haben.

Ricore: Demnächst werden Sie in "In Time - Deine Zeit läuft ab" erneut in einem Science-Fiction-Film zu sehen sein. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Wilde: Es ist ein faszinierender Film. Ich spiele darin eine fünfzigjährige Frau, welche die Mutter von Justin Timberlakes Figur ist, optisch aber nicht älter aussieht als er. Das Schöne an Science-Fiction ist, dass es hier keine Grenze für die Fantasie gibt. Es stellt Welten dar, die unvorhersehbar sind und ihre eigenen Regeln haben. Das ist wohl auch der Grund, wieso so viele Menschen dieses Genre mögen.
RTL
Olivia Wilde in "Dr. House"
Ricore: Welche Rolle hat die Serie "Dr. House" für Ihre Karriere gespielt?

Wilde: Ich verdanke "Dr. House" alles. Ohne diese Serie wäre ich heute nicht hier. Vor allem, weil sie mir bei "Dr. House" freigegeben haben, um "Cowboys & Aliens" zu drehen (lacht).

Ricore: Nur um am Ende wieder mit einem Engländer zusammenzuarbeiten.

Wilde: (lacht) Ja, und ich finde es interessant, dass beide, sowohl Daniel als auch Hugh Laurie, ein tolles amerikanisches English sprechen. Bevor ich bei "Dr. House" einstieg, hatte ich eigentlich nicht vor, zum Fernsehen zurückzukehren. Aber die Serie ist einfach fantastisch und wird von großartigen Autoren geschrieben. Außerdem hat sie tolle weibliche Charaktere zu bieten. Es gibt nicht viele Serien und Filme, die so komplexe Figuren haben wie "Dr. House".

Ricore: Konnten Sie von der Serie etwas Medizinisches mitnehmen? Können Sie kleine Verletzungen versorgen?

Wilde: Das nicht, aber ich kenne die Anatomie des menschlichen Körpers besser. Außerdem habe ich von "Dr. House" gelernt, Respekt vor dem Körper und den Ärzten zu haben.

Ricore: Sind die Fälle, die Sie in der Serie behandeln, eigentlich medizinisch korrekt?

Wilde: Oh ja, das sind sie. Unsere Autoren recherchieren sehr gründlich, was die medizinischen Fälle angeht. Sie erfinden nichts, jede Krankheit in der Show existiert tatsächlich. Dabei haben sie mindestens drei Quellen, auf denen sie ihre Diagnosen stützen.
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Olivia Wilde in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Stimmt es, dass Sie in Zukunft mehr Komödien drehen wollen?

Wilde: Ja, ich liebe Komödien, weil es auf dem Set immer so heiter zugeht. Außerdem bin ich mit Slapstick-Komödien aufgewachsen und liebe es, Menschen zum Lachen zu bringen und dadurch etwas Glück in ihr Leben zu bringen.

Ricore: Sind Sie selbst ein Mensch, den man leicht zum Lachen bringt?

Wilde: Ja, ich lache gerne und es ist einfach, mich zum Lachen zu bringen. Aber es ist schwer, mich zu schockieren. Ich finde es schön, dass es heute immer mehr Filmemacher gibt, die sich trauen, die Zuschauer zu schockieren. Der Grund dafür ist vielleicht die heutige Internetgeneration. Die Menschen haben freien Zugang zu wirklich schockierenden Inhalten. Das wollen sie auch im Kino erleben, sie wollen schockiert werden. "Wie ausgewechselt" ist so eine Komödie, die die Menschen schockiert. Für mich war der Film auch insofern eine Herausforderung, als die Figur, die ich darin spiele, ganz anders ist als der Charakter in "Cowboy & Aliens". Sie ist eine moderne Frau, die wild und extravagant ist.

Ricore: Stimmt es, dass Sie die ehemalige Pornodarstellerin Linda Lovelace verkörpern werden?

Wilde: Ich bin mir noch nicht sicher, ob das klappen wird. Die Regisseure des Projekts haben bis jetzt tolle Sachen gemacht. Sie inszenierten unter anderem "Howl - Das Geheul" und interessante Dokumentationen. Auch "Lovelace" könnte ein cooles Experiment werden. Abgesehen davon finde ich Linda Lovelace als Menschen faszinierend.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 26. August 2011
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2024