Buena Vista International
Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind
George Clooney mit gelungenem Regiedebüt
Feature: Die Forrest-Gump-Show
Charlie Kaufman und kein Ende: selbst in George Clooneys bemüht intelligentem und selten komischen Regiedebüt sorgt der auf Wahnwitz abonnierte Drehbuchautor für seine unverwechselbar schizophrene Note. In der zähen Verfilmung der kuriosen Autobiographie des in Amerika populären, bei uns weithin unbekannten Fernsehmoderators Chuck Barris wird man abermals in die Irrwege der "Adaption" eingeführt, die ein "Being Chuck Barris" mit sich bringt.
erschienen am 22. 04. 2003
Szene aus: Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind
Zahlreiche Kleinstrollen großer Stars von Julia Roberts bis Legende Rutger Hauer, eine absichtlich komplizierte Struktur sorgen für Abwechslung in der in Berlin mit dem Silbernen Bären prämierten Abstecher in einen gefährlichen Kopf. Man muss sich den Film durch sperrige Rückblenden erarbeiten, die zu einer ins Obskure ausschweifenden Parodie führen. Sam Rockwell spielt den verkorksten Barris, der seit seinen Jugendtagen durch ein unfertiges Leben stolpert, immer auf der Suche nach einem schnellen Fick. Nicht einmal die ihm unvermutet zufliegende Liebe des liberalen Blumenkindes Penny kann die Promiskuität des Verlierertyps bremsen. Drew Barrymore spielt Penny sehr überzeugend, und sie darf - es passiert ja nicht oft - auch richtig schauspielern.
Szene aus: Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind
Per Geistesblitz setzt der Möchtegern TV-Produzent zum Karriereflug an, als er mit einigen für damalige Zeiten niveaulosen Kuppelshows den großen Publikumserfolg erreicht. Der Abstieg geht allerdings genauso rasant vonstatten wie der kometenhafte Aufstieg. Mitten im Auf und Ab der turbulenten Fernsehkarriere wird er - seiner Persönlichkeitsstruktur wegen - vom CIA angeworben und von seinem undurchsichtigen Kontaktmann (George Clooney) in exotische Länder, wie etwa Ost-Berlin, für Mordaufträge entsandt. Die erledigt er nonchalant neben seinen Showmasterpflichten.
Szene aus: Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind
Spätestens hier ist "Geständnisse" in eine surreale Farce umgeschlagen, die nicht mehr zwischen Fakt und Illusion unterscheidet und seinen Protagonisten Bond-Abenteuer im Heftchenromanform absolvieren lässt. Ähnlich wie Russell Crowe in "A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn" droht Barris in eine von ihm erdachte Parallelwelt abzudriften, wobei offen bleibt, was wahr und was seinem Wahn zuzuschreiben ist. Clooney inszeniert das Mosaik wie einst Bob Fosse seinen "Lenny", treibt Sam Rockwell zu schauspielerischer Leistung, die dank seiner Unaufdringlichkeit schnell übersehen werden. Rockwell kommt als kleiner Fremdkörper im großen Showbiz durchaus Dustin Hoffman nahe, ist eine mehr tragische als komische Figur.
Gerne schmückt sich der Streifzug durch die US-Kultur und -Geschichte mit den Moden und Macken der Zeit, doch irgendwie wirkt nicht nur der ständig wechselnde Look der Jahre wie eine Dekoration. Auch glaubt man nie den wahren Chuck Barris zu kennen; sein Fühlen und Denken bleibt einem weitgehend verschlossen, auch wenn man ständig Zeuge der Blüten wird, die sein angegriffener Verstand treibt. Selbst Penny, die einzig emotionale Konstante, bleibt eine hübsch anzusehende Randerscheinung. "Geständnisse" ist zu distanziert und auf seine kühle Form bedacht, als dass zum "Man on the Moon" vordringen könnte.
erschienen am 22. April 2003
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George Clooney wurde zweimal vom Emergency Room - Die Notaufnahme". Nach dem Ausstieg aus der Fernsehserie widmet er sich seiner Leinwandkarriere. So übernimmt der meist gut gelaunte Schauspieler Hauptrollen in Blockbustern wie "Batman & Robin" oder "Projekt: Peacemaker". Coen-Brüder. Zu seinen besten Freunden gehören Brad Pitt und Steven Soderbergh, mit denen er unter anderem die lässige Gaunerkomödienreihe "Ocean's Eleven" realisiert. Daneben arbeitet er als Drehbuchautor und Regisseur. Sein..
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