Paramount Pictures
Kate Winslet in "Zeiten des Aufruhrs"
Qualität statt Massenware
Starfeature: Kate Winslet geht ihren Weg
Kate Winslet profiliert sich als Schauspielerin vor allem durch ihre intelligente Rollenauswahl und das Ankämpfen gegen Hollywoods absurde Schönheitsideale. Inzwischen steht sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und spielt immer wieder unter der Regie renommierter Regisseure. 2011 ist sie beispielsweise in Steven Soderberghs Thriller "Contagion" an der Seite zahlreicher Hollywood-Stars zu sehen. Auf ihrem Weg an die Spitze hat sie sich von ihren Überzeugungen nicht abbringen lassen.
erschienen am 1. 10. 2011
Paramount Pictures
Kate Winslet am Set von "Zeiten des Aufruhrs"
Endlich ausgezeichnet!
Kate Winslet hat es geschafft. Gemeint sind nicht nur ihre Erfolge bei Preisverleihungen, obwohl auch die erwähnenswert sind: Bereits fünf Mal für den Golden Globe und ebenso oft für den Oscar nominiert, geht sie doch immer leer aus. Erst im Jahre 2009 wird sie schließlich dreifach ausgezeichnet. Für ihr Spiel im Gesellschaftsdrama "Zeiten des Aufruhrs" und in der Bernhard-Schlink-Verfilmung "Der Vorleser" wird sie mit zwei Golden Globes geehrt. Für die Rolle gewinnt sie zudem den Oscar.
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Zeiten des Aufruhrs
Fluch und Segen?
Darüber hinaus gelingt es der britischen Schauspielerin, aus dem vermeintlich vorgezeichneten Karriereweg auszubrechen. Nachdem ihr 1995 mit "Sinn und Sinnlichkeit" der Durchbruch gelingt, spielt sie 1997 an der Seite eines jungen Beaus namens Leonardo DiCaprio die Hauptrolle in der Katastrophenromanze "Titanic". James Camerons Werk geht als finanziell erfolgreichster Film in die Kinogeschichte ein und prägt nebenbei eine ganze Generation pubertierender Mädchen. Das bringt der damals 23-Jährigen quasi über Nacht Weltruhm ein und katapultiert sie ins Rampenlicht. Zudem wird sie dafür als jüngste Schauspielerin zum zweiten Mal den Oscar nominiert. All das erweist sich als Fluch und Segen zugleich. Kaum ein Kritiker hätte Winslet damals eine schwierige Zukunft prophezeit.
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Kate Winslet am Set von "Zeiten des Aufruhrs"
Wer hoch steigt...
Für Winslet besteht zu der Zeit die Gefahr, auf die Rolle des hübsch-naiven Mädchens reduziert zu werden und bei jeder Arbeit am immensen Erfolg von "Titanic" gemessen zu werden. Filmpartner DiCaprio haftet über Jahre das Image des hübschen Teeniestars an, obwohl er zahlreiche Rollen in anspruchsvollen wie kommerziellen Produktionen spielt. Nicht so Winslet. Gefragt wie nie zuvor, wird sie mit hochdotierten Angeboten für Hauptrollen in Major-Produktionen überhäuft. Doch die junge Britin schlägt konsequent alles aus und entscheidet sich stattdessen für Independent-Filme.

Winslet macht nicht, was von ihr erwartet wird, sie verlässt selbstbewusst den vorgezeichneten Weg. Rückblickend erweisen sich ihre Entscheidungen als vorteilhaft für ihre Karriere. Wer sich langsam und kontinuierlich hocharbeitet, hält sich meist länger im Geschäft. Dabei fällt es schwer zu verstehen, wie es eine 23-Jährige schafft, den Verlockungen der glamourösen Branche zu widerstehen und konsequent allen Fallstricken auszuweichen.
20th Century Fox
Titanic
Lieber wohl genährt als dürr
Allen Unkenrufen zum Trotz etabliert sich die aus einer Familie mit Schauspieltradition stammende Winslet als ernst zu nehmende Aktrice. Auch sonst macht sie durch ihre kalte Schulter für Hollywood von sich reden. So verweigert sie sich dem übertriebenen Schlankheitsideal der Traumfabrik. Ihre Gewichtsschwankungen bringen ihr zwar die Häme der Boulevardpresse ein. Doch Winslet spielt das böse Spiel nicht mit.

Als das Magazin GQ im Jahre 2003 retuschierte Bilder von ihr veröffentlicht, die sie schlanker zeigen, als sie tatsächlich ist, nimmt sie Stellung und gibt an, dass die Änderungen ohne ihr Einverständnis gemacht worden seien. Tatsächlich sei sie viel dicker und wolle niemals so dürr aussehen wie auf den Fotos, nur um irgendwelchen Idealen zu entsprechen. Auch das ist ungewöhnlich für einen Filmstar. Sie zeigt Profil und Rückgrat, ist sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und wird ihr gerecht. Das Magazin entschuldigt sich öffentlich.
Paramount Pictures
Kate Winslet am Set von "Zeiten des Aufruhrs"
Der Kreis schließt sich
Die Schlagzeilen und Schnappschüsse auf denen sie unvorteilhaft dargestellt wird, stören Winslet nicht weiter. Sie nimmt einfach weiter anspruchsvolle Rollen in intelligenten Filmen an - nicht nur in unabhängigen Produktionen, jedoch nach wie vor abseits des Mainstreams. So kann sie 2004 für "Vergiss mein nicht!" bereits ihre jeweils vierte Golden Globe- und Oscar-Nominierung einheimsen. Das lässt auch die Schlankheitsfanatiker verstummen. Ihre filmischen Leistungen bieten genug Stoff für die Berichterstattung.

Ein weiterer Höhepunkt folgt 2006 mit dem Sozialdrama "Little Children". Für ihre Rolle als Vorstadtmutter wird sie überschwänglich gelobt und erneut als beste Hauptdarstellerin für Oscar und Golden Globe nominiert. Der Dreh von "Zeiten des Aufruhrs" - ein weiteres Gesellschaftsdrama, das sich mit dem US-Kleinbürgertum befasst - bringt sie erneut mit Leonardo DiCaprio vor die Kamera. Schlagzeilen à la 'Der Kreis schließt sich' oder 'Kate und Leo erwachsen geworden' sind vorprogrammiert.
Imagenet
Kate Winslet
Keine einfachen Sexszenen
Für Winslet hat sich kein Kreis geschlossen, sie ist mit ihrer konsequent guten Rollenauswahl ihren eigenen Weg gegangen. Wie DiCaprio hat auch sie ihren Reifeprozess als Schauspielerin schon vor Jahren abgeschlossen, die "Titanic"-Bürde hinter sich gelassen. Pikant ist in "Zeiten des Aufruhrs" eine andere Konstellation: Mit Regisseur Sam Mendes ist sie seit 2003 verheiratet, gemeinsam haben die beiden einen Sohn, zudem hat Winslet eine Tochter aus erster Ehe. Mit DiCaprio wiederum ist die Schauspielerin seit 1997 befreundet. Da es bei den Dreharbeiten auch Sexszenen gibt, empfinden es die Beteiligten als seltsam, dass ein Mann seine Ehefrau und deren besten Freund beim Geschlechtsverkehr dirigiert. In künstlerischer Hinsicht hat sich der Einsatz angesichts der hervorragenden Schauspielleistungen von Winslet und DiCaprio jedenfalls gelohnt.
Central Film
Kate Winslet
Faible für anspruchsvolle Stoffe
Privat folgt die Trennung von Winslet und Mendes. Im März 2010 geben die beiden bekannt, dass sie ihre Ehe nach sieben Jahren im gegenseitigen Einvernehmen beenden. Einige Monate darauf hat sie mit dem Model Louis Dowler einen neuen Mann an ihrer Seite, von dem sie sich allerdings schon im November 2010 trennt.

Winslets Karriere geht dagegen nahtlos weiter. Nachdem sie 2011 für den Fernseh-Mehrteiler "Mildred Pierce" mit dem Emmy ausgezeichnet wird, zeigt sie auf der Leinwand in Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels" sowie in Steven Soderberghs "Contagion" ihr Talent. Winslet bleibt ihrem Faible für anspruchsvolle Stoffe treu und beweist somit weiterhin, dass man es in Hollywood auch abseits der ausgetretenen Pfade bis ganz nach oben schaffen kann.
erschienen am 1. Oktober 2011
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