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Edward Norton in "Der unglaubliche Hulk"
Introvertierter Draufgänger: Edward Norton
Starfeature: Mit Lügen zum Oscar?
Edward Norton scheint ein zurückhaltender Mensch zu sein, spielt aber gleich mit seiner ersten Rolle Richard Gere locker an die Wand. Seitdem kann er sich vor Angeboten kaum retten und überzeugt die Kritiker mit seinen schauspielerischen Leistungen. Seine Wandlungsfähigkeit ist in Hollywood bekannt. Mit Filmen wie "American History X" oder "Fight Club" übt er harsche Kritik an der US-Gesellschaft. Obwohl er mit Informationen über sein Privatleben sehr zurückhaltend umgeht, nimmt er bei der Darlegung seiner Meinung kein Blatt vor den Mund.
erschienen am 25. 01. 2009
UIP
Edward Norton in "Roter Drache"
Die Umwelt und seine Mitmenschen liegen Norton besonders am Herzen. Mit einer ungewöhnlichen Idee schafft er es, für beide Themen etwas zu machen. In Zusammenarbeit mit einigen seiner berühmten Kollegen versorgt er arme Familien mit Solaranlagen. So ist er nicht nur unter Schauspielern beliebt, seine Fangemeinde wächst stetig. Der 1969 in Boston, Massachussetts, geborene Edward Norton erscheint eher unauffällig Brad Pitt, George Clooney oder Daniel Craig. Dass er sein Handwerk beherrscht, beweist Norton 1996 in seinem Filmdebüt "Zwielicht". Er wird für den Oscar als Bester Nebendarsteller nominiert. Den Golden Globe darf er für die Rolle als wahnsinniger, unschuldig aussehender Ministrant mit nach Hause nehmen. Seine Karriere beginnt mit einem donnernden Paukenschlag!
Paramount Pictures
Zwielicht ("Primal Fear", 1996)
Die Rolle in "Zwielicht" ergattert Norton auf unkonventionelle Weise. Nachdem Leonardo DiCaprio kurzfristig absagt, droht die Produktion mit Richard Gere in der Hauptrolle ins Wasser zu fallen. Mehr als 2.000 unbekannte Schauspieler kommen zum Vorsprechen für die Nebenrolle - unter ihnen auch Matt Damon. Norton überlegt sich eine intelligente Strategie, mit welcher er unter seinen zahlreichen Konkurrenten auffallen könnte. Er will etwas anders machen als die anderen. Also lügt er, dass sich die Balken biegen. Er erzählt dem Regisseur, er käme aus Kentucky, obwohl er in Maryland aufwuchs, und kopiert den Dialekt in Perfektion. "Ich kannte den Akzent, weil meine Großeltern aus der Gegend kommen", gibt Norton später zu. Doch ausgerechnet seine erlogene Herkunft interessiert den Regisseur und die Produzenten. Nach dem Vorsprechen eröffnet Norton, dass er eigentlich aus Maryland käme und an der amerikanischen Eliteuniversität Yale Geschichte studiert habe. Er wird für seine Lügen belohnt und bekommt die Rolle. Seine Kreativität zahlt sich aus. Im Anschluss an seines erstes großes Engagement spielt er 1996 neben Drew Barrymore im Musical "Alle sagen - I Love You" unter der Regie von Woody Allen. Im gleichen Jahr verkörpert er die einzig sympathische Figur in Milos Formans Blick in Pornoindustrie "Larry Flynt - Die nackte Wahrheit".
Concorde Filmverleih
Edward Norton macht den "Italian Job"
Nortons Leben wird wilder. So hat er regelmäßig Nachrichten eines bekannten Regisseurs auf dem Anrufbeantworter seiner Eltern: "Edward, hier spricht Milos. Larry Flynt holt uns mit seinem Flugzeug ab. Ich denke, du, Courtney Love und ich sollten gemeinsam zu den Cayman Islands fliegen." Nortons jüngere Schwester macht ihn auf die Veränderungen aufmerksam. "Dein Leben ist irgendwie surreal geworden sagte sie zu mir während sie mich anstarrte", verrät der Schauspieler lachend in einem Interview mit der Zeitschrift Vogue im Januar 1997. Doch vielleicht hat ihn gerade dieses neue Bewusstsein zum Nachdenken bewegt. Norton achtet peinlichst darauf, der Öffentlichkeit so wenig wie möglich von seinem Privatleben preiszugeben. Ein Verhältnis mit Rockröhre und Kurt-Cobain-Witwe Courtney Love streitet er vehement ab. Seine Beziehung zu Schauspielerin Salma Hayek beginnt 1999 und zerbricht 2003. Angeblich löst Norton Verlobungen mit beiden Frauen. Seit 2006 ist er mit der TV-Produzentin Shauna Robertson liiert, doch viel mehr erfährt die Öffentlichkeit nicht. Sein Privatleben ist ihm eben heilig. "Ruhm kann sehr zerstörerisch sein. Er kann das auffressen, was mir am wichtigsten, sogar noch wichtiger als meine Arbeit ist - nämlich ein gutes und glückliches Leben zu führen", begründet Norton seine Haltung.
Kinowelt Home Entertainment
Fight Club
Auch wenn er nicht gerne berühmt ist, nutzt er seinen Status als Star. Denn Norton sagt gerne seine Meinung. Von Ex-Präsident George W. Bush hielt der Schauspieler wenig und machte dies auch in Interviews deutlich. Er ist sich bewusst, dass er durch den geschickten Einsatz seiner Popularität Einfluss hat. 2003 hat Norton eine Idee: "Ich war mit meinem Bruder auf der Suche nach einer Solaranlage für mein Haus und bemerkte, dass man dadurch viel Geld sparen kann. Ich dachte, das wäre genau das richtige für Familien mit geringem Einkommen", erklärt er im April 2005 in einem Interview mit dem amerikanischen Internetdienst grist.org. Er tut sich mit dem führenden amerikanischen Solaranlagenhersteller BP zusammen und erhält weitere Unterstützung durch Schauspieler-Kollegen. Don Cheadle, Danny DeVito, Daryl Hannah, Carlos Santana und Robin Williams gehören zu en Stars, die das Projekt unterstützen und armen Familien die Installation der ökologisch und ökonomisch sinnvollen Investitionen. Innerhalb eines Jahres hilft das "Solar Neighbors Program" 25 sozial schlecht gestellten Familien aus Los Angeles. Norton setzt sein Projekt fort, will weiteren Familien und der Umwelt auf diese unkonventionelle Weise helfen. Er ist eben ein Star mit einem großen Herzen. Er setzt seine Popularität zum Wohle anderer Menschen ein, kann im Gegenteil zu einigen von ihm porträtierte Figuren - man denke nur an "American History X" und "Fight Club".
erschienen am 25. Januar 2009
Zum Thema
Edward Norton studierte an der Yale-Universität Geschichte und schloss sein Studium mit dem Bachelor ab. Doch schon während dieser Zeit interessierte er sich sehr für das Theater und das Schauspiel. Heute zeichnet er sich vor allem durch Vielschichtigkeit und Rollenkomplexität aus. Seinen Fans macht er es nicht einfach, sich mit ihm und seinen Filmcharakteren zu identifizieren. Norton genügt es aber nicht, Figuren zu verkörpern. Stets sucht er nach Abwechslung, ob als Gitarrist, Drehbuchautor..
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