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John Cusack als Brian Wilson in "Love & Mercy"
Lieben und geliebt werden - das zählt!
Interview: John Cusack findet den Sound des Lebens
John Cusack hat im Verlauf seiner langen Karriere in Dramen und Komödien überzeugt. Ausflüge ins Blockbuster-Kino ("2012") wiegt der Tausendsassa immer wieder mit Filmen auf, die etwas zu sagen haben - wie etwa David Cronenbergs wunderbare Hollywood-Satire "Maps to the Stars". Zu Cusacks hochgelobten Arbeiten gehört auch die Rolle der Musik-Ikone Brian Wilson, den er in "Love & Mercy" verkörpert. Das Biopic wurde letztes Jahr auf dem Toronto International Filmfestival aufgeführt, wo Filmreporter.de den gut aufgelegten Schauspieler traf und sich mit ihm über Liebe, Musik und Hollywood unterhielt.
erschienen am 8. 06. 2015
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Brian Wilson mit Frau Melinda Ledbetter auf der Berlinale-Premiere von "Love & Mercy"
Gegen die Erwartungen anspielen
Ricore Text: Mr. Cusack, "Love & Mercy" handelt von der Pop-Ikone Brian Wilson. Kennen Sie seine Musik?

John Cusack: Natürlich, nicht nur durch die Vorbereitung auf die Rolle. Der Film deckt nicht das ganze Leben Brians ab, vielmehr konzentriert er sich auf zwei Lebensperioden. Da ist die Vergangenheit, als der junge Brian Wilson, gespielt von Paul Dano, in den 1960er Jahren in Südkalifornien an dem Album 'Pet Sounds' arbeitet und die Beach Boys weg vom Surf-Pop-Image hin zur experimentellen Musik lenken will. Dabei kommt es auch zu Konflikten mit seinen Bandkollegen.

Ricore: Konflikte, die in seinen späteren Jahren noch nicht bewältigt sind...

Cusack: Ja, in den 1980er Jahren verliebt er sich in das Model Melinda Ledbetter, die von der wunderbaren Elizabeth Banks verkörpert wird. Die Beziehung wird angesichts seiner Probleme auf eine harte Probe gestellt, die mit seinen psychischen Defiziten einhergehen. Der labile Zustand bringt den von Paul Giamatti gespielten Psychiater ins Spiel, der über Brian eine große Macht hat. Er befreit ihn von seinen Depressionen, indem er ihn unter Drogen setzt und dabei eine zerstörerische Kontrolle über ihn ausübt.

Ricore: Was war die größte Herausforderung bei der Interpretation der Rolle?

Cusack: Wenn man eine historische Persönlichkeit verkörpert, spielt man gegen die Erwartungen der Menschen an. Ich habe lange an Brians Stimme gearbeitet, hörte mir seine Musik an und unterhielt mich mit Menschen aus seinem Umfeld, sogar mit seiner Haushälterin. Trotz alledem hat "Love & Mercy" keinen Anspruch, ein Dokumentarfilm über Brian zu sein. Seine Persönlichkeit ist so komplex, dass sich die Filmemacher dafür entschieden haben, mit zwei Schauspielern zu arbeiten.

Ricore: Haben Sie sich mit Paul Dano über die Rolle abgesprochen?

Cusack: Wir standen auf einer psychischen Ebene in Kontakt. Nein, ich scherze. Ja, wir haben uns oft über Brian unterhalten und darüber, wie seine Musik ihn veränderte. Ein wichtiges Thema war auch die Frage, wie schwierig es für einen Künstler ist, Inspiration zu finden und woher Kreativität überhaupt kommt.

Ricore: Was ist Ihre Inspirationsquelle?

Cusack: Alles kann eine Inspirationsquelle sein. Alle Erfahrungen, die ich mache natürlich auch...
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John Cusack und Elizabeth Banks verlieben sich in "Love & Mercy"
John Cusack: Bin nicht so einfach zu manipulieren
Ricore: Sie sprachen eben von dem Einfluss eines Psychiaters auf Brian Wilson. Wurden Sie selbst jemals manipuliert?

Cusack: Ich bin nicht so einfach zu manipulieren. Ich mache immer, was ich will.

Ricore: Melinda Ledbetter sagt im Film einmal: 'Du musst einen Weg finden, wie du zu dir selbst zurückfindest.' Gab es in Ihrem Leben auch Phasen, in denen Sie sich verloren fühlten?

Cusack: Natürlich. Jeder von uns erlebt Zeiten, in denen wir orientierungslos sind. In solchen Momenten müssen wir zu unseren Wurzeln zurückfinden, uns daran erinnern, woher wir kommen.

Ricore: Was gibt Ihnen in solchen Momenten Halt?

Cusack: Für mich ist die Liebe das Wichtigste. Lieben und geliebt werden - am Ende zählt nur das.

Ricore: Sie sind in Evanston, Illinois geboren und aufgewachsen. Mit 16 Jahren gaben Sie ihr Spielfilmdebüt, mit 22 waren Sie ein Star...

Cusack: Als ich meine erste Rolle bekam, hatte ich großes Glück. Ich weiß, dass es da draußen eine Menge Schauspieler gibt. Man braucht für den Beruf Talent und man muss hart arbeiten. Vor allem aber braucht man viel Glück. Ich hatte ein gesegnetes Leben und dafür werde ich immer dankbar sein. Dass ich einen Bekanntheitsgrad habe, stört mich nicht, dennoch lege ich Wert auf meine Privatsphäre.

Ricore: Wie schwierig ist es, in Hollywood zu arbeiten?

Cusack: Hollywood ist ein hartes Pflaster. Viele Menschen wollen reich und berühmt werden. Man begegnet dort vielen Raubtieren. Man muss vorsichtig sein. Trotzdem darf man nicht aufgeben, auch wenn alle Türen verschlossen scheinen.
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John Cusack in "Love & Mercy"
In Los Angeles ist alles möglich
Ricore: ...und was ist das Positive an L.A.?

Cusack: In L.A. kann man sich immer wieder neu erfinden. Wenn man den Menschen hier selbstbewusst genug versichert, dass man alles erreichen und alles sein kann, glauben sie einem. In Los Angeles ist alles möglich. Das ist verrückt und der Grund, warum man hier schnell verrückt werden kann.

Ricore: Inwiefern haben sich die Zeiten im Vergleich zu Ihren Anfängen geändert?

Cusack: Als ich anfing, bin ich vielen wunderbaren Menschen begegnet. Wie zum Beispiel Rob Reiner und Al Pacino, mit dem ich zusammengearbeitet habe und der ein großartiger Mentor für junge Schauspieler ist. Die Zeiten haben sich geändert. Der Wettbewerb und der damit zusammenhängende Druck sind viel größer geworden. Es gibt viele, hungrige junge Schauspieler da draußen.

Ricore: Haben Sie Angst, dass Sie mit dem Älterwerden weniger Rollenangebote bekommen.

Cusack: Für Männer ist es viel einfacher als für Frauen, die absurderweise mit über 30 schon für alt gehalten werden. Als Mann weiß ich, dass ich noch einige gute Jahre vor mir habe. Jedenfalls hoffe ich es (lacht). Ich hoffe, dass sich diesbezüglich einiges ändert, weil das natürlich nicht fair ist.

Ricore: Inwiefern spielt das Ego der Menschen im Starsystem eine Rolle?

Cusack: Wenn man das Ego im positiven und kreativen Sinne einsetzt, kann man einiges erreichen. Ich glaube, jeder Künstler muss ein großes Ego haben. Es darf nur nicht überhand nehmen.

Ricore: Sie haben einige Filme gemacht, in denen Musik eine große Rolle spielt. Was hören sie?

Cusack: Um wieder auf "Love & Mercy" zurückzukommen: Ich mochte die 'The Smile Sessions' wirklich sehr. Es ist ein unvollendetes Meisterwerk. In Sachen Orchestrierung und Symphonie war es seiner Zeit voraus. Sogar Paul McCartney war davon beeindruckt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 8. Juni 2015
Zum Thema
Im Alter von zwölf Jahren besucht John Cusack den Joan auf, so in "Ein Mann - ein Mord". Zu seinen besten Filmen gehört die kafkaeske Komödie "Being John Malkovich" von Spike Jonze und Stephen Frears' "High Fidelity".Con Air", in dem er erneut an der Seite John Malkovichs zu sehen ist, sowie Roland Emmerichs Weltuntergangsspektakel "2012". Vielfach gelobt wird seine Darstellung im Biopic "Love & Mercy", in dem Cusack Pop-Legende und The Beach Boys-Mitglied Brian Wilson verkörpert.Nick Hornby..
Love & Mercy (Kinofilm)
Brian Wilson (Paul Dano und John Cusack) ist ein begnadeter Musiker. Mit seiner Band The Beach Boys schreibt er Musikgeschichte, unzählige Hits gehen auf sein Konto. Doch der beispiellose Erfolg bringt auch Probleme. Brian experimentiert mit bewusstseinserweiternden Drogen, wird depressiv und fällt in ein psychisches Tief. Erst in den 1980er Jahren findet er mit der Liebe zu seiner späteren Lebensgefährtin den Rettungsanker. Bill Pohlad hat die Rolle Brian Wilsons mit zwei Schauspielern..
2024