La Biennale
Palazzo del Cinema 2006
Älteste Filmfestival der Welt
Feature: Der Lido lockt seit 1932
Die internationalen Filmfestspiele von Venedig (Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica) sind das älteste noch bestehende Filmfestival. Seit dem Jahr 1932 ist das Filmfest fester Bestandteil der Biennale und lockt Stars und Sternchen an den Lido.
erschienen am 29. 08. 2006
Filmfest Venedig
Poster des 60. Filmfest von Venedig
Die Idee für ein Filmfestival hatte zunächst kommerzielle Gründe. Venedig hatte in den 1930er Jahren große Probleme, seine Hotels zu füllen. Mit dem Filmfestival konnten die Venezianer im lauen Spätsommer zahlreiche Touristen an den Lido locken. Graf Giuseppe Volpi di Misurata, der erste Präsident der Biennale, konnte mit diesem Argument auch Diktator Benito Mussolini überzeugen. Der Duce gab eine Garantie, dass er sich nicht in die Auswahl der Filme einmischen werde.

Graf von Misurata war ein mächtiger Politiker und Geschäftsmann. Außerdem hatte er das Monopol auf die Hotels in der Lagunenstadt. Sein Sohn Giovanni, erinnert sich an das Gespräch: "Mein Vater sagte zu Mussolini: 'Ich weiß, wie man Venedig am besten handhabt, also lasst mich dort in Ruhe.' Er wollte einen kulturell offenen Raum schaffen." Mit Rouben Mamoulians Version von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" wurde das Festival am 6. August 1932 eröffnet. Die Terrasse des Hotel Excelsior am Lido war gut gefüllt. Hollywood war mit Werken von Frank Capra, James Whale und King Vidor vertreten. Das erste Filmfestival der Welt war ein voller Erfolg.
La Bienale 1983
Jean-Luc Godard auf dem Filmfest Venedig 1983
Doch es dauerte keine fünf Jahre, bis das Festival eine faschistische Färbung erhielt. Dies begann schon mit dem Bau des Palazzo del Cinema im Jahr 1937. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gewannen meist Filme aus Deutschland oder Italien den damaligen Mussolini-Pokal. Im Jahr 1936 wurde Luis Trenker für "Der Kaiser von Kalifornien" ausgezeichnet, 1938 Naziverehrerin Leni Riefenstahl mit "Olympia". Der ehemalige Autor der Variety und der New York Times Bob Hawkins bemerkte dazu: "Ein Großteil der Filme waren niveaulose Kriegsfilme, die in Afrika spielten. In diesen waren die Italiener immer siegreich."

1939 sahen sich die Italiener der französischen Konkurrenz aus Cannes gegenüber gestellt. Ein Jahr zuvor hatten sie "Die große Illusion" von dem Franzosen Jean Renoir einen Preis verweigert. Die Nationalsozialisten hielten das Werk für zu pazifistisch. Also machten die Franzosen ihre eigenen Filmfestspiele. Hollywood boykottierte inzwischen den Lido und zeigte seine Topfilme, wie "Der Zauberer von Oz", lieber in Cannes.
Der Sala Grande im Jahre 1937
Aufgrund des Krieges fanden die nächsten Filmfestspiele erst nach einer sechsjährigen Pause im Jahr 1948 wieder statt. Nach der Absetzung des italienischen Diktators Mussolini wurde 1949 das erste Mal der neue Preis "Löwe von San Marco" (Leone di San Marco) an Henri-Georges Clouzot für "Manon" vergeben. Erst einige Jahre später wurde die Auszeichnung in "Goldener Löwe" (Leone d'oro) umbenannt. Im Jahr 1956 wurden die Wettbewerbsfilme nicht mehr von den jeweiligen Ländern eingereicht. Ab diesem Zeitpunkt entschied eine Jury über die nominierten Filme.

Die 1950er und 1960er Jahre waren die Goldenen Jahre des italienischen Kinos. Die roten Teppiche waren belagert von einheimischen Regisseuren wie Federico Fellini, Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni, Pier Paolo Pasolini oder Vittorio de Sica. Schauspieler wie Marlene Dietrich, Marcello Mastroianni, Sophia Loren, Gina Lollobrigida oder Elizabeth Taylor zogen die ruhige Atmosphäre des Lidos dem Rummel in Cannes vor. In späteren Jahren kamen Jack Nicholson, Harrison Ford oder Nicole Kidman in die Lagunenstadt. Sie säumen bis heute die Cafés und Kanäle in Venedig, was Touristen und Fotografen gleichermaßen erfreut.
Filmfest Venedig: Goldener Löwe
Die Rivalität zwischen den Cannes und Venedig hat noch immer Bestand. Cannes ist heute das bedeutendste und glamouröseste Filmfest der Welt. Während die Franzosen sich auf etablierte Filmemacher und große Eventfilme stürzen, hat Venedig eine andere Richtung eingeschlagen. Sie bieten immer noch einen größeren Raum für junge Filmemacher aus der ganzen Welt und ihre Experimente. Spätere Größen des Weltkinos von Akira Kurosawa über Andrej Tarkowskij bis zu Andrzej Wajda hatten hier ihren ersten Auftritt. In den 1980er Jahren präsentierte Venedig etwa die Werke von Rainer Werner Fassbinder und Pedro Almodóvar.

Wirkliche Skandale hat es auf dem Filmfestival zumindest auf dem roten Teppich nicht gegeben. Allerdings rollen hinter den Kulissen die Köpfe. Die Machtkämpfe über die Festivalpolitik, den Vorsitz und die Einmischung der Regierung überschatten jedes Jahr aufs Neue das Filmfestival. Der aktuelle Festivalleiter Marco Müller brachte wieder mehr Qualität und Glamour nach Venedig. Hollywood Stars wie George Clooney, Sir Anthony Hopkins oder Russell Crowe lud er bereits ein, dieses Jahr werden Brad Pitt, die Coen-Brüder und Wim Wenders folgen. Müller hat eine gute Mischung gefunden, um den Glanz des Filmfestivals der 1950er und 1960er Jahre wieder aufleben zu lassen.
erschienen am 29. August 2006
2024