Universum Film
David R. Ellis am Set von "Shark Night 3D"
Kein Eskapismus
Interview: David R. Ellis in der Realität verankert
Seine Regie-Karriere geht David R. Ellis in kleinen Schritten an. Mit 19 Jahren beginnt er als Stunt-Koordinator. Später arbeitet er als Regieassistent, bis dem Experten für Actionszenen mit "Ein tierisches Trio" die erste Regiearbeit angeboten wird. Er spezialisiert sich auf Horror, dreht Teil zwei und vier der "Final Destination"-Reihe sowie den Schocker "Snakes on a Plane". Vom Assistenzposten will er dennoch nicht lassen. So steht er derzeit Robert Schwentke bei der Action-Komödie "R.I.P.D." zur Seite. Mit Filmreporter.de spricht der 59-Jährige über "Shark Night 3D" und verrät, warum er am Set echte Hai-Zähne benutzte.
erschienen am 29. 11. 2011
Universum Film
Shark Night 3D
Ricore: Hallo Mr. Ellis. Zunächst einmal nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

David R. Ellis: Vielen Dank.

Ricore: Wie haben Sie gefeiert?

Ellis: Ich bin gerade in Boston, wo ich als Regieassistent für den Film "R.I.P.D." arbeite. Die Hauptrollen spielen Ryan Reynolds und Kevin Bacon. Als ich einen Tag frei hatte, ging ich mit meiner Frau essen. Es war sehr schön.

Ricore: Was war ihre Reaktion auf die Einspielergebnisse von "Shark Night 3D" an der amerikanischen Kinokasse?

Ellis: Der Film ist nicht so gut angelaufen, wie wir es uns erhofft haben. Trotzdem sieht es ganz gut aus. Mir ist es nicht so wichtig, die Nummer eins an der Kinokasse zu sein. Ich möchte die Menschen einfach nur unterhalten. Der Zuschauer sollte im Kino in erster Linie Spaß haben. Bei den vielen schrecklichen Dingen, die auf der Welt vor sich gehen, habe ich mit meiner Arbeit die Möglichkeit, die Menschen davon abzulenken.

Ricore: Stimmt es, dass Sie sich bei "Shark Night 3D" wegen der schwierigen Wasseraufnahmen für 3D entschieden haben?

Ellis: Ich verfüge über viel Erfahrung als Regieassistent und habe auch sehr oft mit Wasser gearbeitet. In diesem Punkt war ich also in gewisser Weise vorbereitet. Trotzdem war es eine Herausforderung, am und im Wasser in 3D zu drehen, weil man dabei mit zwei Kameras filmen muss. Trotzdem denke ich, dass wir recht erfolgreich waren.
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Sara Paxton und David R. Ellis am Set von "Shark Night 3D"
Ricore: Warum war es Ihnen wichtig, dass die Schauspieler mit echten Hai-Zähnen konfrontiert waren?

Ellis: Für die animatronischen Haie war Walt Conti zuständig, der für die Special Effects des Films mit verantwortlich war. Tatsächlich benutzte er echte Hai-Zähne. Sie halfen den Schauspielern bei ihrem Spiel.

Ricore: Haben die Schauspieler die Stunts selber gemacht?

Ellis: Wir haben sie gründlich darauf vorbereitet, indem wir sie zum Beispiel mit den Navy Seals trainieren ließen. Abgesehen davon waren sie alle ohnehin schon sehr athletisch. Ich würde sagen, dass 99 Prozent der Stunts von den Schauspielern selbst ausgeführt wurden.

Ricore: Konnten Sie ihnen Ratschläge geben, Sie waren ja selbst Stuntman?

Ellis: Ja, ich konnte tatsächlich meinen Hintergrund als Stuntman einsetzen. Ich führte die Schauspieler durch die Stunts und erklärte ihnen, wie sie sie am optimalsten durchführen sollen. Nach und nach wurden sie immer routinierter. Es waren alles junge Schauspieler, die am Anfang ihrer Karriere stehen und sehr fit sind. Sie trainierten sehr viel und sind gut in Form. Sie hatten keine Mühe, die Stunts selbstständig auszuführen.

Ricore: Wie kam es dazu, dass Sie vom Stuntman zur Regie wechselten?

Ellis: Als Stuntman fing ich an, als ich 19 Jahre war. Als ich 26 war, arbeitete ich für einen Fernsehfilm mit Mark Harmon in der Hauptrolle. Ich fand es damals aufregend, wie die Actionsequenzen inszeniert wurden. Irgendwann fing ich an, als Regie-Assistent zu arbeiten und koordinierte nebenher weiter die Stunts. Bald galt ich als guter Actionregisseur. Als ich die Regieassistenz zu "Waterworld" innehatte, bekam ich das Angebot "Ein tierisches Trio" zu inszenieren. Der Film war an der Kinokasse zwar ziemlich erfolgreich, trotzdem arbeitete ich danach als Regieassistent weiter, weil mir die Arbeit an großen Filmen und mit tollen Regisseuren Spaß machte. Dabei habe ich viel gelernt und danach wurde ich Regisseur.
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David R. Ellis am Set von "Shark Night 3D"
Ricore: Sie haben sich vor allem auf Horror- und Action spezialisiert...

Ellis: Nicht unbedingt. "Shark Night 3D" habe ich inszeniert, weil mir der Stoff angeboten wurde. Ich würde aber auch gerne mal eine Actionkomödie oder andere Genrefilme machen.

Ricore: Als Regieassistent haben Sie mit vielen Regisseuren gearbeitet. Haben Sie dabei ein persönliches Vorbild für sich entdeckt?

Ellis: Ich mag die Arbeit von James Cameron und Steven Spielberg sehr gerne. Sie machen großartige und kluge Filme.

Ricore: Welche Filme schauen Sie sich privat gerne an?

Ellis: Ich mag Filme mit toller Handlung. Zuletzt fand ich zum Beispiel "The Help" sehr interessant.

Ricore: Was heißt für Sie "tolle Handlung"?

Ellis: Eine tolle Handlung ist, wenn mich ein Film packt und emotional berührt, egal ob es sich dabei um eine heitere oder traurige Geschichte handelt. Ich sehe mir gerne an, was ich selber gerne mache oder machen würde: Filme, die unterhaltsam sind und Spaß machen.

Ricore: Trotz des eskapistischen Charakters, haben Ihre Filme aber auch immer einen realistischen Hintergrund.

Ellis: Ja, das haben sie. Ich hatte mich mal mit einem Produzenten über "Final Destination 2" unterhalten. Er sah sich den Film gemeinsam mit seiner Frau an. Im Film gibt es eine Szene, in der die Protagonisten von der Ladung eines Trucks erschlagen werden. Als sie am nächsten Tag die Autobahn entlang hinter einem Truck herfuhren, bat die Frau den Produzenten, die Fahrbahn zu wechseln. Sie hatte Angst, dass genau das passiert, was auch im Film passierte. Anders gesagt: Wir zeigten in "Final Destination 2" und "Final Destination 4", was auch in der Realität durchaus passieren kann. Regisseur Alan J. Pakula starb zum Beispiel bei einem Autounfall, nachdem sich von einem vor ihm fahrenden LKW ein Rohr löste und auf die Windschutzscheibe seines Autos fiel. Filme wie "Final Destination" und "Shark Night 3D" berühren die Menschen emotional, weil sie zeigen, was in der Welt tatsächlich passiert.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 29. November 2011
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