News: Hollywood Insider
Tobey Maguire in: Seabiscuit
Die Ups und Downs von Tobey Maguire
Superstar auf Raten
Von "Spider-Man" zum legendären Jockey und zurück: Im Kino mimt Tobey Maguire (28) einen Superhelden wider Willen, in Hollywood ist er ein hoch bezahlter Megastar. Ob der Erfolg Bestand hat? "Seabiscuit" hat sich vergaloppiert: Das in der amerikanischen Depressionszeit angesiedelte Rennbahn-Drama hat in den USA zwar die 100-Millionen-Dollar-Marke überschritten, hierzulande kommt das Werk jedoch nur mäßig an.
02. Okt 2003: Tobey Maguire (28), der in "Seabiscuit" Jockey Red Pollard spielt und seit "Spider-Man" als hoch bezahlter Superstar gehandelt wird, ist offenbar kein allzu gutes Zugpferd. Die Zuschauer interessieren sich mehr für das Thema eines Streifens als darauf, ob Tobey Maguires Name auf dem Filmplakat ganz oben steht.

Diese bittere Wahrheit bekam der Star bereits im Frühjahr auf die harte Tour zu spüren, als er das Studio bei den Vertragsverhandlungen für die Fortsetzung von "Spider-Man" mit seinen Rückenproblemen nervte und das Drehbuch ändern lassen wollte. (Andere behaupten, Tobey wollte seine 17-Millionen-Dollar-Gage weiter in die Höhe treiben oder verweisen auf ein Stimmungstief zwischen Maguire und Regisseur Sam Raimi.) Wie dem auch sei: Die Studiobosse waren von Tobeys Allüren alles andere als begeistert und standen kurz davor, ihren Star vor die Tür zu setzen und den unbekannteren Jake Gyllenhaal (22) als Ersatzmann zu verpflichten. Nur der Rauswurf seines Agenten, intensive Nachverhandlungen und die Intervention von Universal-Chef Ron Meyer (dem Vater von Maguires damaliger Freundin) konnten das Debakel schließlich noch verhindern. Tobey ist seitdem gewarnt: Er mag ja vieles sein - unersetzbar ist er nicht. Und überhaupt: Was ist das eigentlich für ein Superstar, der in Los Angeles noch immer praktisch unerkannt und unbehelligt auf die Straße und sogar ins Kino gehen kann?

Schein und Wirklichkeit sind bei dem 28-Jährigen aus Santa Monica zwei ganz verschiedene Dinge. Auf der Leinwand ("Der Eissturm", "Gottes Werk und Teufels Beitrag", "WonderBoys") spielt er gern jungenhafte, unschuldig-verträumte Underdogs. Im wahren Leben plant er seine Karriere dafür mit analytischer Genauigkeit - "präzise und detailversessen wie ein Bonsai-Gärtner", wie die New York Times treffend bemerkte. "Seabiscuit"-Regisseur Gary Ross (47), der mit Maguire schon in "Pleasantville" erfolgreich zusammenarbeitete, bescheinigt Tobey außerdem "ein sehr gesundes Ego." Ross: "Er ist zäh und mit Leidenschaft bei der Sache, ein echter Kämpfertyp. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr weiß Tobey genau, was er will. Er hat sein Leben voll im Griff, und er ist äußerst ehrgeizig."

Wohl wahr: Maguire besitzt eine eigene Produktionsfirma und realisiert mit ihr schlagzeilenträchtige Projekte wie Spike Lees Drama "25 Stunden" mit Edward Norton. Der Drahtseilakt, mit dem der Schauspieler seine Karriere zwischen anspruchsvoller Kost und hoch bezahlter Massenware austariert, erfordert zudem große Disziplin und Durchsetzungsvermögen - vor allem, wenn man weder aussieht wie ein Poster-Boy noch das Charisma eines stiernackigen Vin Diesel hat. Doch Maguire sieht es durchaus gern, wenn andere ihn unterschätzen. Wie Red Pollard, seine Figur in "Seabiscuit", hatte er eine schwere Jugendzeit: Der kleine Tobey wuchs als Scheidungskind in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Bauarbeiters und einer Aushilfssekretärin auf und musste schon als Jugendlicher für sich selber sorgen. Als er 16 war, bestach ihn seine Mutter mit einem 100-Dollar-Schein: Er sollte statt Hauswirtschaft (Maguire hatte eigentlich vor, Koch zu werden) lieber den Schauspielkurs in seiner High School belegen. Dann, nach der 9. Klasse, schmiss Tobey die Schule hin und hielt sich und seine Mutter mit Werbespots und kleinen Fernsehrollen über Wasser. Mit seinem gleichaltrigen Freund Leonardo DiCaprio fuhr er von einem Vorsprechen zum nächsten - bis DiCaprio ihm 1993 in "This Boy's Life" die Hauptrolle wegschnappte. Vier Jahre später gelang Maguire ebenfalls der Durchbruch: In "Der Eissturm" von Ang Lee spielte er den jungen, sanften Außenseiter, der fortan sein Markenzeichen werden sollte.

Symptomatisch für Tobeys Karrierestreben ist sein kontrollierter Umgang mit der Presse: Er hält die Journalisten (und damit auch seine Fans) gern auf Distanz und gibt Interviews nur, wenn es etwas zu promoten gibt. Und selbst dann ist er meist maulfaul und unkooperativ. Immerhin: Im Gegensatz zu Leo ist es ihm auf diese Weise weit gehend gelungen, sich aus der Klatschpresse herauszuhalten. Er möchte lieber seine Filme als Skandale für sich sprechen lassen. Doch das ist nicht immer ganz einfach. So outete ein "Playboy"-Interview den Vegetarier als Mitglied der Anonymen Alkoholiker, und der Beinahe-Rauswurf bei "Spider-Man 2" hat dem bis dahin nahezu makellosen Image des Schauspielers ebenfalls geschadet. Seinen ehrgeizigen Karriereplänen tut das keinen Abbruch, und so eifert Tobey weiter seinem großen Vorbild nach: Jack Nicholson, dessen lange und vor allem interessante Karriere er bewundert. Seine Erfolgsaussichten hängen davon ab, ob ihm auch weiterhin das Kunststück gelingen wird, selbst im Kostüm des Superhelden ein geliebter Underdog zu sein.
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2024