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Rick Yune in "The 5th Commandment - Du sollst nicht töten"
"Ich kann noch viel lernen"
Interview: Rick Yune mit großen Zielen
Rick Yune ist ein durchtrainierter Kampfsportler. Das beweist der Schauspieler in Robert Fitzgerald Diggs' alias RZAs "The Man with the Iron Fists". Anlässlich seiner Rolle in der Martial-Arts-Hommage stellt sich Yune unseren Fragen. Dabei gibt er Filmreporter.de preis, wie erstaunt er über seine steile Karriere ist und dass er von Russell Crowe noch viel lernen könne. Zudem erklärt Yune, was einen wirklichen Gentleman ausmacht.
erschienen am 30. 11. 2012
Universal Pictures International
The Man with the Iron Fists
Ricore: Ich habe gehört, dass Sie gerne reisen und fremde Kulturen kennenlernen. Wir leben in Zeiten der Globalisierung. Glauben Sie, dass diese für die Einzigartigkeit der Kulturen eine Bedrohung ist?

Rick Yune: Also die Entwicklung ist schon erstaunlich, wenn man sich zum Beispiel den südkoreanischen Rapper Psy anschaut. Dessen Lied Gangnam Style ist weltweit berühmt geworden. Auch das ist Globalisierung und nicht nur der Einfluss aus den USA. Die Welt ist kleiner geworden. Es ist doch toll, wenn sich Kultur und Ideen eines Landes weltweit verbreiten.

Ricore: Sie haben schon als Wall Street Broker und Model gearbeitet. Jetzt sind Sie im Filmgeschäft. Welche der drei Branchen ist die Härteste?

Yune: Ich habe mal einem Freund geholfen, Regisseur zu werden. Er war so glücklich, in diesem Beruf arbeiten zu können. Wenn du eine Sache liebst, dann willst du das Beste aus ihr machen. Aber da ist auch immer eine gewisse Angst. Jedes Mal, wenn ich einen Film mache, habe ich diese Angst. Ich will unbedingt, dass dieser Film dann auch die ganze Arbeit wert ist und beim Publikum ankommt. Als Kind haben Filme mein Leben verändert. Jetzt hoffe ich, dass auch meine Arbeit Kinder begeistert. Als Broker habe ich einfach gekauft, verkauft und hatte eine gute Zeit. Aber den ganzen Tag vorm Computer zu sitzen, war auf gewisse Weise auch anstrengend. Jetzt habe ich ein Leben, das von außen betrachtet nach viel Glamour aussieht, was aber auch viele harte Arbeit und Disziplin abverlangt.

Ricore: Lassen Sie und über Ihren neuen Film "The Man with the Iron Fists" reden. Haben Sie Quentin Tarantino vor den Dreharbeiten getroffen, um mit ihm über Ihre Rolle zu sprechen?

Yune: Regisseur RZA war es, der mir die Rolle näher gebracht hat. Tarantino hat mit ihm zusammen sieben Jahre lang die Geschichte entwickelt und das Drehbuch geschrieben. Sie sind seit langer Zeit Freunde und Tarantino hat RZA unter seine Fittiche genommen, um das Projekt gemeinsam zu verwirklichen. Dabei hat er ihm verschiedene Techniken beigebracht. Die ursprüngliche Idee zu der Geschichte und das Konzept kommen aber von RZA. Martial Arts-Filme sind seine Leidenschaft. In "The Man with the Iron Fists" hat er etwas Altbekanntes in ein modernes Konzept gepackt.

Ricore: Wie groß ist Ihre Leidenschaft für Martial-Arts-Filme?

Yune: Da ich in Hong Kong aufgewachsen bin, habe ich natürlich viele Martial-Arts-Filme geschaut. Aber es ist halt immer die gleiche Geschichte und die Schauspieler sind nicht besonders gut (lacht). Seit ich ein Kind bin trainiere ich Martial-Arts, aber das ist etwas völlig anderes, als die Filme anzusehen. Viel interessanter fand ich immer schon "James Bond" und "Star Wars".
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Russell Crowe in "The Man with the Iron Fists"
Ricore: Sie waren ja auch der Bösewicht in "James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag"...

Yune: Genau. Und in "The Man with the Iron Fists" spiele ich den Helden. Für mich sind alle Filmfiguren heldenhaft. Auch Arnold Schwarzenegger verkörpert in "Der Terminator" einen Helden, denn diese Figur versucht aus ihrer Sicht das Richtige zu machen. Und manche Figuren, wie die des Han Solo in den Star Wars-Filmen, haben sowohl positive als auch negative Seiten. Zunächst handelt er egoistisch, kehrt dann aber zurück, um seinen Freunden zu helfen. So etwas finde ich interessanter als einen perfekten Charakter. Man kann von solchen Figuren lernen.

Ricore: Erlösung ist ein großes Thema von "The Man with the Iron Fists". Was muss man tun, um Erlösung zu erlangen?

Yune: Das Schwierigste ist vergeben zu können. Dafür muss man zunächst sich selbst vergeben können. Meine Tätigkeit als Schauspieler hilft mir dabei, diesen Prozess positiver zu gestalten. Ich habe gelernt, dass jede Person dieselben Wünsche und Bedürfnisse hat. Jeder will lieben und geliebt werden. Wichtig ist, dass man sich selbst akzeptieren kann.

Ricore: Dafür muss man auch loslassen können.

Yune: Richtig. Man muss akzeptieren, was passiert ist und dann weitermachen. Lebe den Moment.

Ricore: Gab es bei den Dreharbeiten zu "The Man with the Iron Fists" auch spontane Ideen, die umgesetzt wurden?

Yune: Ja, insbesondere weil wir digital gedreht haben. So konnten wir die Kamera immer weiter laufen lassen. Wenn jemand eine neue Idee einbrachte, wurde diese dankbar aufgenommen. Nach einem 20-stündigen Drehtag hatte jemand bei der letzten Szene noch einen Einfall. Ich war bereits dreckig vom Dreh der besagten Szene und musste duschen, damit wir sie diese noch einmal drehen konnten.
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Rick Yune in "The 5th Commandment - Du sollst nicht töten"
Ricore: Haben Sie die Stunts selbst gemacht?

Yune: Also mein Stuntdouble sah zwar ein bisschen wie ich aus, war aber kleiner und leichter. Daher habe ich die Stunts selbst gemacht, was aufgrund des schweren Kostüms nicht immer ganz einfach war. Manche Szenen waren ganz schön heikel, auch weil es nur wenige Proben gab. Die Szene, in der ich an allen Vieren mit Seilen gefesselt für fast eine Stunde hochgezogen wurde, war wirklich nicht ohne. Da muss man Vertrauen haben, das man sich als Schauspieler nach und nach aneignen.

Ricore: Können Sie mir sagen, was einen richtigen Gentleman ausmacht?

Yune: Ich denke, es geht nicht darum, was man an materiellen Besitztümern hat, sondern wer man ist. Man muss den Glauben daran haben, seine Umwelt positiv beeinflussen zu können. Manche Männer haben auch ohne gesellschaftliche Privilegien das gewisse Etwas. Andere hingegen können noch so reich sein. Bewundert werden sie deshalb noch lange nicht.

Ricore: Was sind Ihre nächsten beruflichen Ziele?

Yune: Also nach meiner Zusammenarbeit mit Russell Crowe, will ich meine schauspielerischen Fähigkeiten noch intensivieren. Meine Karriere ist so rasant verlaufen. Nach den Rollen in "The Fast and the Furious" und "James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag" hat mir jeder gesagt, wie toll ich sei. Das habe ich gar nicht richtig annehmen kommen. Dann habe ich mit der Action-Komödie "The 5th Commandment - Du sollst nicht töten" auch mein eigenes Projekt als Drehbuchautor und Produzent gehabt. Von da an wusste ich, dass ich noch viel mehr lernen kann. Zunächst aber lege ich den Fokus auf die Schauspielerei. Der Action-Thriller "Olympus Has Fallen" wird einer meiner nächsten Filme sein.

Ricore: Welche Figur werden sie in "Olympus Has Fallen" verkörpern?

Yune: Das darf ich noch nicht sagen. Aber der Film wird Elemente von Genrevorbildern wie "Heat" und "In The Line Of Fire - Die zweite Chance" enthalten.

Ricore: Nochmal zurück zu "The Man with the Iron Fists". Wie war die Zusammenarbeit mit Lucy Liu?

Yune: Sie ist eine großartige, sehr professionelle Schauspielern. Sie ist zudem eine ebenso starke wie feminine Frau. Das macht sie sehr attraktiv.

Ricore: Ist es leichter einem Schauspieler Martial-Arts-Künste beizubringen oder einem Martial-Arts-Künstler schauspielerische Fähigkeiten zu vermitteln?

Yune: Es ist definitiv leichter, einem Schauspieler die Kampfkünste beizubringen. Natürlich braucht der Darsteller ein gewisses Talent dafür, damit die Bewegungen authentisch aussehen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 30. November 2012
Zum Thema
Rick Yune ist US-amerikanischer Schauspieler koreanischer Abstammung und wurde 1971 in Washington, D.C geboren. Nach seinem Studium an der Scott Hicks' Drama "Schnee, der auf Zedern fällt". The Fast and the Furious" und "James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag", in dem er Bond-Gegenspieler und Bösewicht Zao verkörpert. 2008 ist Yune für die Action-Komödie "The 5th Commandment - Du sollst nicht töten" erstmalig auch als Drehbuchautor und Produzent tätig. In Actionfilmen wie "Ninja Assassin"..
In einem chinesischen Dorf im 19. Jahrhundert gibt es heftige Konflikte zwischen verfeindeten Clans. Einer erweist sich als besonders machtbesessen, er will das ganze Dorf unterwerfen. Der talentierte Waffenschmied The Blacksmith (RZA) will dem nicht tatenlos zusehen. Er verwandelt sich in eine übermenschliche Waffe, um die Peiniger des Dorfes zu bekämpfen. RZAs "The Man with the Iron Fists" ist eine Hommage an Martial-Arts-Filme, die trotz der Bilderflut aufgrund der eindimensionalen..
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