Buena Vista
Ralf Moeller ist Synchronsprecher für Disneys "Triff die Robinsons"
Ralf Moeller - Mann der Taten
Interview: "Man darf nicht so zimperlich sein"
Ralf Moeller hat einen kräftigen Händedruck. Wie kann es auch anders sein? Der ehemalige Weltmeister im Bodybuilding hat seit Ende seiner sportlichen Karriere wenig an Fitness eingebüßt. Seine körperliche Präsenz eröffnete ihm die Türen zum Filmgeschäft, nach Hollywood. Trotz seines Erfolgs scheint der deutsche Star auf dem Boden geblieben zu sein. Er lacht laut und schaut seine Gesprächspartner in die Augen. Einziger Wink von seinem Luxus-Leben: eine teure Zigarre neben der Teetasse. In Berlin traf sich Filmreporter.de mit Moeller und befragte ihn zu "Far Cry".
erschienen am 8. 10. 2008
Buena Vista
Ralf Moeller
Ricore: Kannten Sie das Computerspiel "Far Cry" vor den Dreharbeiten?

Ralf Moeller: Ich hatte es nicht gespielt. Natürlich hatte ich davon schon mal gehört, denn es ist sehr erfolgreich. Über 60 Millionen verkaufte Spiele. Es spielt ja im Pazifik und ich dachte damals auch an Hawaii. Wir haben aber in Vancouver gedreht, wo es auch sehr schön ist.

Ricore: Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Moeller: 1992 habe ich in Roland Emmerichs "Universal Soldier" mitgespielt. Da geht es auch um Soldaten, Machtkämpfe und Genmanipulationen. Seitdem habe ich nicht sehr viel an Fitness eingebüßt. Jetzt bin ich vielleicht 20 bis 30 Kilos leichter. Aber es ist immer gut, wenn Sport zum Tagesprogramm gehört. Physische Fitness wird von einem verlangt.

Ricore: Was halten Sie privat von Computerspielen?

Moeller: Ich mache die Computerspiele nicht dafür verantwortlich, wenn jemand Menschen umbringt. Es ist zu einfach, die Schuld auf Actionfilme und -spiele zu schieben. Es gibt Millionen Menschen, die solche Spiele mögen und die haben auch keinen erschossen. Familien und die Politiker sollten Kinder besser erziehen und mehr miteinander reden. Man soll sich erkundigen, was die Kinder machen. Ich bin der Überzeugung, dass Computerspiele allein keinen potentiellen Killer machen.
20th Century Fox
Far Cry
Ricore: Im Film geht es um Genexperimente. Wie stehen Sie persönlich dazu?

Moeller: Wenn man ins Leben eingreift, finde ich das nicht gut. Auf der anderen Seite kann es aber helfen. Ich bejahe es, wenn wir durch Forschung Krebs oder AIDS besiegen können. Aber Menschen zu willenlosen Robotern zu machen, ist Missbrauch. Alles in der Welt kann für Gutes und für weniger Gutes eingesetzt werden. Früher hat man noch richtig kommuniziert. Heute telefoniert und redet man sehr viel, aber man schaut nicht mehr so oft in die Augen des Anderen. Deswegen habe ich auch mit Ursula von der Leyen die Veranstaltungsreihe "Starke Typen" gestartet. Wir wollen Unternehmer zu den Hauptschulen bringen, um den Glauben der Schüler in sich selbst zu stärken.

Ricore: Spielen Ihre Kinder Computerspiele?

Moeller: Meine Tochter wird im Dezember 2008 19 Jahre alt. Sie ist aus diesem Alter heraus. Mädchen interessieren sich auch für andere Sachen. Sie will Mode machen, die andere interessiert sich für Innenarchitektur. Es gibt so viele anderen Sachen, die sie machen können. Ich bin auch kein großer Technik-Fan. Ich hab ein ganz altes Handy (zeigt ein altmodisches Gerät). Ich muss mich damit immer wieder auseinander setzen. Ich bekomme ab und zu ein Drehbuch per E-Mail. Aber ich sitze nicht stundenlang vor dem Computer. Ich bin auch kein großer SMS-Schreiber. Die Leute, mit denen ich reden will, rufe ich an. Ich mag alles schnell, am besten sofort zu erledigen.
20th Century Fox
Far Cry
Ricore: Regisseur Uwe Boll ist sehr umstritten. Was hat Sie an der Zusammenarbeit mit ihm gereizt?

Moeller: Ausschlaggebend war, dass der Film ein gutes Budget hatte. Da ist man immer froh. Der zweite Grund war das Team. Til und Udo kenne ich schon viele, viele Jahre. Natalia habe ich erst am Set kennengelernt. Außerdem kann man das Ergebnis sehr schlecht voraussagen. Manche Filme entwickeln eine große Energie und Selbstständigkeit. Ein Film, der fünf Millionen Dollar kostet, kann 100 Millionen einspielen. Uwe Bolls Film hat Elemente, die es bereits in den 1980er Jahren gegeben hat. Es wurde richtiges Feuer verwendet und der Wagen rollt wirklich den Berg hinunter. Es sind eben 90 Minuten die unterhalten sollen. Ja, der gute Uwe ist umstritten, hat aber schon mit Ben Kingsley und anderen Hollywood-Stars gearbeitet. Wieso sollte ich das nicht. Wichtig ist auch, dass man nicht nur über Pläne redet, sondern die Sache auch realisiert. Vancouver ist nur zwei Stunden von meinem Zuhaue Los Angeles entfernt. Dann sagt man sich: "Komm, versuchen wir mal, etwas daraus zu machen!".

Ricore: Sie hatten also keine Bedenken, die Rolle anzunehmen?

Moeller: Nein, natürlich nicht. Es ist ja kein Shakespeare-Stück (lacht). Es ist ein Film, der unterhaltsam sein kann, wenn er gelingt. Manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen. Man darf nicht zimperlich sein. Einfach machen und schauen, was dabei rauskommt.

Ricore: Sie sprachen vom großen Budget von "Far Cry". Dennoch gibt es erhebliche Unterschiede zur Hollywood-Filmästhetik. Wie erklären Sie sich das?

Moeller: Man kann "Far Cry" natürlich nicht mit "Stirb langsam" vergleichen. Teilweise liegt es auch an den Geschichten. Ich habe die Story immer mit einem Augenzwinkern wahrgenommen. Bolls Film erinnert an Genrefilmen aus den 1980er Jahren, die man nicht ernst nehmen darf. Zwar geht es teilweise um ernste Themen wie Gentechnik, aber dennoch steht die Unterhaltung im Vordergrund. Wir haben 20 bis 25 Millionen Dollar zur Verfügung gehabt. Aber es ist ungefähr so, als würdest du an der Formel 1 mit einem Serienmotor teilnehmen. Es gibt dennoch immer einen Kreis von Jugendlichen, für die solche Filme gemacht werden.
20th Century Fox
Til Schweiger ("Far Cry")
Ricore: Wie würden Sie "Far Cry" beschreiben?

Moeller: Es ist ein Actionfilm. Es sind ein Paar Lacher drin, aber eine Komödie ist es nicht.

Ricore: Wünschen Sie sich nicht mal eine komplett andere Rolle?

Moeller: Ja, schon. Ich habe auch Sachen gemacht, die nicht zum Action-Genre gehören. 2005 spielte ich beim Independend-Film "My Suicidal Sweetheart" mit. Das war interessant. Eine Art Liebesfilm über zwei Leute, die sich in der Psychiatrie verlieben. Ihre Gefühle geben den anderen Patienten Hoffnung. Es gibt schon andere Themen, aber diese haben immer ein begrenztes Publikum. Deswegen sitzen in jedem Filmstudio vier bis fünf Marketing-Leute und überlegen, ob sie den Film vermarkten können.

Ricore: Sie leben seit vielen Jahren in den USA. Fühlen Sie sich da heimisch?

Moeller: Ich lebe seit 17 Jahren dort und habe meine Familie da. Ich habe natürlich auch in Deutschland Verwandte. Daher bin ich auch sehr oft hier. Gerade in Berlin werden viele internationale Produktionen gedreht. Meiner Meinung nach sind es immer noch zu wenige. Es könnten durchaus mehr Projekte sein.
20th Century Fox
Til Schweiger mit Emmanuelle Vaugier in "Far Cry"
Ricore: Glauben Sie, dass der neue Quentin-Tarantino-Film mit deutscher Besetzung ein erster Schritt in diese Richtung ist?

Moeller: Ja, ich denke schon. Letztes Jahr war auch Tom Cruise da und hat den Stauffenberg-Film gemacht. Es gab auch andere Action-Filme. Die Arbeit mit Tarantino ist natürlich eine große Chance. Auch wenn er speziell ist. In Amerika habe ich gehört, dass er in seinem Film Hitler im Kino sterben lässt.

Ricore: Til Schweiger meinte in einem Interview, dass er "Seed" gesehen hat und ihm übel danach geworden ist. Wie stehen Sie dazu?

Moeller: Naja, "Seed", "Saw" und ähnliche Filme sind nichts für schwache Gemüter. Das ist richtig. Auch dieses Genre hat sein eigenes Publikum. Ich wollte einfach diesen Gefängnisdirektor spielen.

Ricore: Glauben Sie, dass durch solche Filme auch die Gesellschaft brutaler wird?

Moeller: Also ich glaube schon, dass solche Filme abfärben können. Aber wie gesagt, durch die Erziehung muss man zwischen Gut und Böse unterscheiden können.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 8. Oktober 2008
Zum Thema
Riesige Pranke, fester Händedruck und Strahlelächeln - so kennt man Ralf Moeller. Der ehemalige Mr. Universum schlägt sich seit 15 Jahren in Hollywood durch. Mit Rollen in "Conan" (TV-Serie) und "Gladiator" sicherte sich der in Recklinghausen geborene Deutsche seinen Platz im Action-Genre, heute gilt er als "unser" starker Mann in Hollywood.
Far Cry (Kinofilm)
Uwe Boll ist ein eigenwilliger Regisseur. Petitionen, welche ihn zum Aufhören zwingen wollen, oder Boxkämpfe gegen erbitterte Kritiker lassen ihn kalt. Die Kritik spornt ihn eher an. Mit "Far Cry" verfilmt er ein weiteres Computerspiel mit Topbesetzung. Dieses Mal kämpfen Til Schweiger, Ralf Moeller und Udo Kier um die Gunst der Zuschauer. Moeller versuchte dies bereits in "Postal". Doch auch da hagelte es nur schlechte Kritiken. Für seine Unermüdlichkeit kann man Boll nur bewundern.
2024